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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1871 / 71)

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Unter den verschiedenen, meist dem 14. bis 15. Jahrh. angehörigen Kel- 
chen und Monstranzen verdient ein grosser Speisekelch aus der Kirche 
Maria-Saal, datirt 1464, mit interessanten üguralen Gravirnngen, die leb- 
haR an die Weise der frühesten deutschen Kupferstecher erinnern, her- 
vorgehoben zu werden. 
Wir können hier nur das Wichtigste berühren, und müssen uns 
im Uehrigen begnügen summarisch darauf hinzuweisen, dass so ziemlich 
die meisten Gattungen der Kunsttechniken theils in weniger prägnanten 
Beispielen vertreten waren, Gobelins und Waffen, Pcterien und Schnitze- 
' rsien - an keinem Genre hat es gemangelt, und wir können nicht um- 
hin, diese Reichhaltigkeit, die der Ausstellung ein wirklich bedeutendes 
Interesse verlieh, hervorzuheben. 
Die moderne Abtheilung, oder - da sie nicht eigentlich getrennt 
war - die Gegenstände moderner Erzeugung waren zum kleinem Theile 
kärnthnisches - in der weitaus grössern Mehrzahl auswärtiger; Fubricat. 
Der Tischlerarbeit haben wir bereits gedacht und ebenso des Umstandes, 
dass die Möglichkeit eines Aufsehwunges zum wahren Kunstgewerbe für 
die Holzarbeiten hier gegeben zu sein scheint. Aehnliches gilt in Bezug 
auf Sehlosser- und Metallarbeiten. So hat uns ein eisernes geschmiedetes 
Fenstergitter (Nr. 210 des Kataloges, der Verfcrtiger aber daselbst nicht 
angegeben) durch geschmackvolle Zeichnung und gute Ausführung wirk- 
lich überrascht. Die gravirten und goldtauschirten Gewehre aus Ferlach 
bekunden wohlerfahrene und geübte Hände, und zeigen in ihren Ver- 
zierungen eine gewisse Reinheit und Gewähltheit des Geschmacks. In: 
Orte Ferlach bei Klagenfurt wird die Büchsenmacherei als Hausindustrie 
betrieben und es findet hierbei eine vollständige Theiluug der Arbeit in 
die einzelnen Bestandtheile statt. Den Ferlacher Erzeugnissen stehen in 
allen Rüeksichten die des Klagenfurter Büchsenmachers Umfahrer zur 
Seite. 
Zwei gothische Monstranzen von vergoldeter Brcnce von Weiss- 
mann in Klagenfurt lassen bei sonst guter Ausführung in Bezug auf 
Stylrichtigkeit und Formverständniss sehr viel zu wünschen übrig. Die 
Gothik wird von vielen Leuten so aufgefasst, als wäre mit ein paar da- 
und dorthin gesetzten Fischblasen und Fialen Alles abgethau. Dass die 
Dinge auch constructiv motivirt und durchdacht sein müssen, davon 
scheinen so manche unserer Kunsthandwerker, die in einem von ihnen 
für „gothischu gehaltenen Stylc arbeiten, kaum eine Ahnung zu haben. 
Das gilt nicht allein für Klagenfurt, -- und doch sind gute Vorbilder in 
Originalen und Abbildungen nicht so schwer zugänglich. 
Die Glaswanren der Voitsberger Actien-Glasfabrik erheben sich, 
wenigstens von dem Standpunkte des künstlerischen Geschmackes aus 
betrachtet, nicht über jene Marktwaare, die gegenwärtig immer noch die 
gewöhnlichste und (leider) auch gangbarste ist.
	        
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