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Volltext: Alte und Moderne Kunst II (1957 / Heft 3)

 
FESTLICHES WIEN 
IM SOMMER 
DIE WIENER PALAIS 
stellen den prunkvollen Rah- 
men für das Sommerpro- 
gramm der Bundeshauptstadt 
dar. 
WIEN ist eine Stadt, die immer Saison hat. Ihr Reichtum an 
kulturellen, künstlerischen und landschaftlichen Besitztümern 
macht es ihr zu jeder Jahreszeit möglich, Besuchern und Gästen 
Erlebnisse der verschiedensten Art zu bieten. WIEN ist selbst in 
den Hochsommcrmonaten nicht ferienstill, denn es wird dann von 
Gästen aus aller Welt besucht und belebt, die diese Monate des 
Jahres ihrer Urlaubsreiselust widmen. 
Die Hochsommermonate sind natürlich auch in Wien nicht die 
Zeit tiefster und schwerster Kunst. Wem stünde - solange der 
Himmel blau ist und die lauen Abende lang sind - die Lust da- 
nach? Der Wiener Sommer verlangt nach dem Leichten und Freu- 
digen. Es ist seine Verpflichtung heitere Erlebnisse en passant zu 
bringen. Das weiß er, und er richtet sich danach. 
Wenn die Rosen blühen und die alten Bäume auf der Ringstraße, 
in Schönbrunn und im Prater ihre dichtesten Laubkronen tragen, 
ist die Jahreszeit der sommerlichen Walzer von Johann Strauß, 
der klassischen Wiener Operette und der intimen Konzerte in den 
Parks oder den Sälen historischer Wiener Palais, der Promenaden 
durch die romantischen Wiener Gärten, der flotten Autofahrten 
über die Höhenstraße auf den Kahlenberg, kurz jenes edlen Le- 
bensgenusses. nach dem jeder Kulturmensch sich sehnt und an 
dem Ier wenigstens an Tagen oder Wochen seines Jahres teil- 
haben möchte. 
WIEN bietet seinen_ sommerlichen Gästen außer seiner land- 
schaftlichen Umgebung und Alpennähe, die allein es rechtfer- 
tigen, daß diese Stadt besucht wird, auch im Hochsommer 
musikalische, theatralische und museale Genüsse von unglaub- 
licher Reichhaltigkeit, zusammengefaßt in ein Hochsommer- 
programm, wie es andere Weltstiidte kaum zu bieten haben. 
Dazu kommt noch ein besonderer Vorteil: Wiens Hochsommer 
bedrückt weder durch Hundstagshitze noch durch dumpfe Groß- 
stadtluft. Stets weht ein linder Nord-West, der den Duft des 
Wienerwaldes über die Stadt streut, ihre Straßen und Plätze 
ventiliert und kühlt wie eine moderne Klimaanlage. Darum ist 
Wien das wirklich erfrischende Ziel sehnsuchtsvoller Sommer- 
reisender. Es liegt zwischen den Zonen und bietet deren gemein- 
samen Vorteil. + 
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wenigstens den ersten Teil seiner großen Brucgelarbeit abschlie- 
ßen; das Manuskript liegt bereits beim Londoner Verleger und 
hat die ZeichnungenPieter Bruegels d. Ä. zum Gegenstand. Den 
geplanten zweiten Band über die Stiche hat er nicht mehr zu 
vollenden vermocht. 
Ludwig Münz war der Kunst nicht nur als Forscher verschworen, 
sondern die Kunstwerke waren für ihn lebendige Wesen, die er 
lieben mußte. Schon früh hat er sich für deren Sinngemäße Dar- 
bietung in Ausstellungen und Museen interessiert und kritisch- 
konstruktiv damit auseinandergesetzt. 1933 konnte er, zusammen 
mit seinem gleichfalls schon verstorbenen Freund Ernst Garger, 
seine besondere Begabung für museale Gestaltung in einer viel 
beachteten Neuaufstellung der Antikensammlung des Wiener 
Kunstgewerbemuseums, des heutigen Österreichischen Museums 
für angewandte Kunst, erproben. Seit Anfang 1947 war er Leiter 
der Gemäldegalerie und Lehrbeatiftragter für Kunstgeschichte an 
der Akademie der Bildenden Künste in Wien, wo auf die jungen 
Menschen allein schon sein Ethos wirkte. In den folgenden Jah- 
ren bis zu seinem Tod hat er nicht nur die infolge der Kriegs- 
ereignisse arg mitgenommene Sammlung vollständig neu aufge- 
stellt, respektvoll und vornehm. sachlich und wohlunterrichtend, 
sondern auch innerhalb der Sammlung und im Hause zahlreiche 
interessante Ausstellungen veranstaltet. Von dieser höchst cr- 
sprießlichen Tätigkeit zeugen, außer der Galerie selbst mit ihren 
nun wieder gepflegten Bildern, ihren beträchtlichen Zuwächsen 
und der Modernisierung wie dem planvollen Ausbau ihres gan- 
zen Apparates, die sorgfältig gearbeiteten Kataloge. Er und seine 
Mitarbeiter haben mit den Bildern in liebevoller Vertrautheit ge- 
lebt. Münz war überhaupt in allem, was er fühlte, dachte und 
tat, höchst persönlich. Bis um sein 40. Lebensjahr lebte er im 
Kraftfeld der Freundschaft mit Karl Kraus. Es war eine zchrende 
Freundschaft, und Münz ist erst nach der von beiden tief emp- 
fundenen. aus privatcsten Gründen erfolgten Trennung zu eige- 
ner Arbeit frei geworden. Aus jener Zeit stammt seine, wieder- 
holt auch publizistisch belegte Verbundenheit mit Oskar Ko- 
koschka und Adolf Loos, dessen Naehlxß er mühevoll gesammelt 
und praktisch vor dem Untergang bewahrt hat. Er ist mit der 
Ordnungsarbeit so weit gekommemdaß sie nun von seiner Witwe, 
also in seinem Sinn zu Ende geführt werden kann; sein bereits 
in ("ts Stadium verlege scher Vorhesprechungen getretene Plan 
einer großen Publikation über Adolf Loos bleibt unerfüllt. 
 
Welch ein arbeitsreiches Leben! - und trotzdem ist auch ihm 
die volle Ernte der reifsten Zeit versagt geblieben; vieles, das 
nur er mit seiner Einsicht jetzt hatte schaffen können, im beson- 
deren eine exakte Neuorientierung der kunstwissenschaftlichen 
Forschung unter die Gesetzlichkeit der .,svmbolisierenden Ver- 
nunft", muß einer möglichen späteren Erfüllung durch andere 
vorbehalten bleiben. Ludwig Münz war ein leidenschaftlicher und 
intensiver Gelehrter, keiner hat wie er die menschliche Bedeu- 
tung der Kunst, als Zeugnisses gehobener und geläuterter Da- 
seinsgefühle, begriffen und erlebt - und er war ein schwieriger 
Mensch. Im Innersten scheu, befand er sich fast immer in Ab- 
. wehr-, in Kamnfstellung. der Kern seines Wesens war aber tiefe 
Güte. In den letzten Jahren befreite er sich mehr und mehr zu 
überlegener oft wärmender Heiterkeit. die letzten Monate aller- 
dings standen unter dem Unstern drückender materieller Sor- 
gen, weil für ihn als nur ..Vcrtraesbediensteten" beim Ausschei- 
den aus der amtlichen Tätigkeit keine ausreichende Sicherung 
gegeben war. Dieser quälende Zustand hat seiner Gesundheit 
merkbar geschadet. Der Tod ereilte ihn in einer Spanne mensch- 
lichen Hochgefühls: Ludwig Münz war zu einer Rembrandt- 
Tagung in das Zentralinstitut für Kunstgeschichte nach Mün- 
chen eingeladen worden, wo ihm die deutschen und holländischen 
Fachgenossen mit ltöchster Anerkennung und in wahrer Freund- 
schaft begegneten. Als er in der Nachmittags-Sitzung des 7. März 
freudig-temperamentvoll das Wort zu einer Auseinandersetzung 
ergriff, ist er plötzlich leblos umgesunken. 
Nun ist er für immer dahin und hinterläßt wohl für lange Zeit
	        
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