vielen Kosten und störendem
Zeitverlust mulite es fast aus-
schließlich vom Auslande bezo-
gen werden, denn die österrei-
chischen Erzeugnisse waren
teuer und schlecht. Die zur Re-
chenschaft gezogenen littbrikttn-
tcn begründeten das mit der geringen Qualität der in
Österreich zu erwerbenden Hadern, was aber die ein-
gesetzte lntersuchungskommission nicht gelten lief?
„Was die Verschaltung des materialis Zum Papierma-
ehen tinlanget, so ist gantz geivill in wenig Orthen von
Europa ein mehrerer als hier in Wienn zu finden, in
derne alhier fast jedermann vielfältiges LCiHZCÜIJ,
brauchet, und die mehrste auch gemeine Leuthe ziemlich
feine Wäsche zu tragen pflegen." Man müsse eben ver-
suchen, die Wiener davon abzuhalten, „die feinste alte
Wäsch" zum Zunderbrennen zu verwenden und ihnen
dafür Feuerschwiimme und -steine zu besorgen, die „be-
sonders auf dem (jallenberg (Kahlenberg) nächst an dem
Camaldulenser Kloster" zu finden „und gleichsam ohne
Werth seynd".
- achdem er auf einer Reise durch
ganz Wlesteuropa in Holland und
Frankreich Gelegenheit gehabt
hatte, Eindrücke über den Fort-
schritt der Papiererzeugung zu
sammeln, gründete Trattner 1707
in großzügigster Weise auf
dem fürstlich Lieehtensteinschen
Landgut libergassing mit einem
Aufwand von 200.000 Gulden eine Papiermühle nach
holländischer Art. 1787 kaufte er die ganze Herrschaft
und das Schloß. Das kommentierten boshafte Zeitge-
nossen: „Man sagt, llerr von Trattner lege in der Majo-
ratsherrschttft Obergailing, die er dem Fürsten von
Liehtenstein axbgekttuft, eine Kolonie für Dichter und
Schriftsteller an, die sein Nachdruck arm gemacht hat."
Trattner betrieb nämlich neben seinen vielseitigen
ehrenwerten Geschitften, aus „rein patriotische-m Eifer",
auch das berüchtigte des Naehdrucks, besonders deut-
scher Verlagswerke, was ihn, du er es sehr großzügig
und mit Llnterstützung des Hofes tat, zum bestgehallten
Mann seiner Zeit gemacht hat.
So gewachsen war die erste
Offizin im Seholtenhofe, daß
'l'rattner der Platz für Drucker-
pressen, Setzerei, Buchbinderei,
Kupferdruckerei, Sehriftgiellerci,
Korrektorcnzimmei" etc. nicht
mehr ausreichte und auch der
Abt des Schottenstiftes wegen des
riesigen Büchcrlagers licuersge-
fahr befürchtete. Deshalb errich-
tete Trattner in der josephstadt
den von allen Zeitgenossen, ln- und Ausländern gleicher-
maßen bewunderten und bestaunlen {Yypographischen
Palast".
Vor der Übersiedlung durfte der llofbuchdrucker aber
noch hohe Gäste durch seinen Betrieb führen: l)ic E!"
herzoge Joseph. Karl und Leopold. die davon so beein-
druckt waren, daß sie alle drei die Buchdruclterkunst
zu erlernen wünschten. Die Tradition im Kaiserhause
verlangte niimlieh, daß die Erzherzoge ein Handwerk
erlernen sollten, und zu seiner größten llhre und (Icnug-
3 Von Salomon Kleiner auset-Iuhrit Bildtafel aus dem Pracht-
band der „Numismala eimel caesarei regii austriaei",
4 Holzschnitte aus der 1755 erschienenen „Christ Cathulischeit
nutzliehen Haus-Postill",
5 Kuplerstich von Michael Rt-nu, aus dem 1767 von Patrizius
Wlasserburgei" in Wien bei Trattnel" neu herausgegebenen {l'o-
dentanz".