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Inhaltsverzeichnis: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

I. Die Erzeugnisse der Möbeltischlerei etc. 387 
nur noch zu häufig übersehen, was wir schon Eingangs andeuteten, 
dass nämlich die Rückwand mit ihren Börtern zunächst nicht bestimmt 
ist, kahl wie sie aus der Tischlerwerkstatt hervorgeht , in Benutzung 
zu treten, sondern eigentlich doch nur als Hintergrund für allerlei 
zur Schau gestelltes Geräth zu gelten. Diese Erwägung sollte in dop- 
pelter Weise wirken: einmal auf den Ausschluss grösserer, besonders 
gurlicher Reliefs von den Flächen, sodann auf einen einfachen und ent 
schiedenen oberen Abschluss der Rückwand, dies, um zu vermeiden, dass 
der Contour der letzteren mit demjenigen der Schaugeräthe sich schneide. 
Von österreichischen Credenzen, welche in diesem Sinne angelegt 
waren, sind vorzugsweise diejenigen von Bernhard Ludwig und von 
H. Dübell zu nennen. Auch Franz Gruber hatte ein grosses Buffet 
ausgestellt, welches mit festen Tragbrettern wohl versehen war. Eine 
originelle Disposition hatte J. Mannstein einer Credenz gegeben, 
indem er den Mittelraum des schrankförmigen Untertheils so herge 
richtet hatte, dass darin nach aufgehobener Tafel der Speisetisch, wel 
cher ausgezogen für 24 Personen genügte, mit leichter Mühe in weni 
gen Augenblicken untergebracht werden konnte. — Von verständiger 
Auffassung des oben angedeuteten dreifachen Zweckes zeugte auch ein 
von C. B. Hansen in der dänischen Abtheilung ausgestelltes Buffet. 
Eine durchaus untergeordnete Rolle war in sämmtlichen Abthei 
lungen den commodenförmigen Möbeln zugefallen. In der französi 
schen . Abtheilung waren dieselben nur insoweit vertreten, als es sich 
um die Nachbildung mit or moulu beschlagener Möbel aus der fceit 
Ludwig XVI. handelte. Damals fand die Commode in den reichsten 
Einrichtungen ihren Platz, dem heutigen Geschmack scheint sie für 
feinere Zimmer, soweit diese nicht Schlafzimmer sind, nicht mehr zu 
zusagen, und selbst in letzteren wird sie vielfach durch kleinere in 
Börter abgetheilte Schränke ersetzt. 
Der Secretär oder Schreibtisch, welcher den Tisch mit der 
Commode verbindet, war, abgesehen von einem oder dem anderen Schau 
möbel für das Boudoir einer eleganten Frau, in den französischen und 
englischen Abtheilungen gar nicht vertreten, einigermaassen reichlich 
in der österreichischen, in der deutschen nur spärlich. Ein Umstand, 
der um so mehr auffallen und bedauert werden muss, als die zweck 
massige Einrichtung gerade dieses Möbels mit besonderer Rücksicht 
auf die verschiedenen Berufsarten der Männer keine leichte und nur 
selten glücklich gelöste Aufgabe ist. Eine diesen Bedürfnissen auf 
neue, originelle Weise Rechnung tragende Disposition haben wir ver 
gebens gesucht. Regel war das bekannte Schema: zwei schmale und 
tiefe commoden- oder schrankförmige Untersätze, zwischen ihnen ein 
freier Raum für die Beine des am Tische Arbeitenden, darüber die 
grosse Platte, auf welcher jederseits ein Schränkchen oder Börter ver 
schiedener Anordnung. 
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