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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 77)

 
verwirklicht, der noch ganz in der 
Vorstellungswelt wurzelt. Es ist die 
1 barocken Ziboriumsaltares, verbun- 
riner als Bildstock aufgestellten lleili- 
wie er in den in der ersten Hälfte des 
hunderts ausgeführten HL-Johann- 
r-„Ehrenm0numenten" Johann Lukas 
ebrandts sich typusmäßig nachweisen 
Werk dieses österreichischen Architek- 
:s gerade diesen damit direkt überein- 
len Typus, der in (iestalt von Kapel- 
weniger als dreimal von ihm aus- 
'urde. Es ist die SL-Johann-Nelvumuk- 
iächst der Augartenbrücke vor dem 
Furm in XVien (bezeugt durch einen 
ierten Stich von Salomon Kleiner; 
742 abgebrochen) wie das nicht mehr 
ie „Ehrenmonument" gleichen The- 
1 1734) im Gräflich llarrachischen 
1 Wien (ebenfalls durch einen Stich 
mon Kleiner veröffentlicht) und end- 
unmittelbare Voraussetzung für den 
errichteten Bau: die noch bestehende 
vor der Ehrenhofscite des Schön- 
losses in GöllersdorflNÜÖ. (1733) 37. 
1 Bedauern konnten die Auer Bürger 
rar noch gut erhaltenen sternförmigen 
des ehemaligen Münchner Brunnens 
ieuens „EhrenmonumenF nicht mit 
, weil sie i horribile dictu 7 in- 
zur Beleuchtung im städtischen 
se am Anger in München eine völlig 
fremdete Verwendung profaner Art 
hatten. Im Laufe der Zeit mußte 
ie Vorstadt verbannte lleiligenrigur 
nan Anton Boos noch einige Älale 
tz wechseln. Bis zu ihrer im letzten 
rfolgten Zerstörung (1944) stand sie 
n der Südwestecke des Mariahilf- 
n der Au nächst der neogotischen 
kirche. 
erliches 
s Dasein. 
Hier fristete sie ein etwas 
und kunstbistorisch kaum 
Die Geschichte der Brunnenanlagen vor dem 
Jesuitenklnster im späten 19. Jahrhundert und 
in unserer Zeit ist bald erzählt. Seitlich des 
Einganges im Westrlügel errichtete man am 
17. 9. 1899 im Neo-Renaissance-Stil einen klei- 
nen Wandbrunnen, der bis zu der im letzten 
Kriege erfolgten Zerstörung im Gebrauch war. 
Seine Inschrift gedachte der Verdienste Max 
von Pettenltofers (1818-1901), des Begrün- 
ders der experimentellen Hygiene in Deutsch- 
land und des lnitiators der überall als vor- 
bildlich anerkannten Trinkwasserversorgung 
Münchens. Nach einem Intervall von über 
150 Jahren war es ein glücklicher Gedanke 
der Münchner Stadtverwaltung, sich in un- 
serer Zeit wieder darauf zu besinnen, den Platz 
vor dem alten Wilhelminum, dem (heute 
freilich ganz anderen Zwecken dienenden und 
nach seiner Zerstörung im Kriege inzwischen 
wiederaufgebauten) Jesuitenkulleg, in An- 
knüpfung an die hier bereits vorhandene Tradi- 
tion wiederum mit einem nachts beleuchteten 
Zierbrunnen zu schmücken, den man aus ver- 
kehrstechnischen Rücksichten ietzt innerhalb 
der Fluchtlinie dieses Gebäudes aufstellte. Dieser 
Brunnen in pilzförmiger Gestalt wurde im Jahre 
1962 zu Ehren von Richard Strauss errichtet, 
der unweit dieses Platzes am Altheimereck im 
Jahre 1864 geboren wurde. Der neue Zierbrun- 
nen besteht aus einer nach unten zu anschvael- 
lenden Bronzesäiule mit tellerartiger Hacher 
Bekrönung, von der das Wasser dünnstrahlig 
herunterspritzt, das sich unten in einem 
flachen Becken fängt. Zu Ehren des Münch- 
ner Komponisten wurden an der Säule kon- 
zentrische Bronzereliefs mit Illustrationen zu 
dessen Hauptwcrken angebracht. Diese relie- 
rierte Brunnensäule stammt von dem Bildhauer 
Hans Wimmerlä. lm Sinne einer „Variatio 
Hildesiae" hat hier ein berühmtes Werlt der 
europäischen Kunstgeschichte W die um 1020 
entstandene mit Bronzereliefs geschmückte 
Bernwardsäule (ursprünglich eine Kreuzes- 
säule) im llildesheimer Dom 7 dem Künstler 
zum Vorbild gedient 3". Wie seine längst 
zugrunde gegangenen, einst an dieser Stelle 
errichteten und in Bronze, Holz wie Salzbur- 
ger Marmor ausgeführten, vier barocken Vor- 
gänger (Abb. 26 und 27) bemüht sich auch 
dieser im 20. Jahrhundert entstandene Monu- 
mentalbrunnen, seiner architektonischen Um- 
gebung gerecht zu werden, um damit dieser 
bedeutenden Platzanlage inmitten Münchens 
ein optisches Schwergewicht zu geben. Über 
Münchens Brunnen, Plätze, Kirchen und 
Paläste gibt es nach Inhalt und Form keine 
schönere 7 direkt Liebeserklärung 
gleichkommende Äußerung als die, mit der 
Thomas Mann in den Tristan-Novellen sein 
berühmtes Stück Gladius Dei einleitete. Seine 
XVorte, mit deren Zitat wir schließen, möchten 
wir zu den unseren machen: „München 
leuchtete. Über den festlichen Plätzen und 
weißen Säulentempeln, den antikisierenden 
Äionumenten und Barockkirchen, den sprin- 
genden Brunnen, Palästen und Gartenanlagen 
der Residenz spannte sich ein Himmel von 
blauer Seide, und ihre breiten und lichten, 
umgriinten und wohlberechneten Perspektiven 
lagen in dem Sonnendunst eines ersten, schö- 
nen Junitages . . 
einer 
. München leuchtete." 
2x 11. A. Boas. HLJ lxunn Nqioiniik (17701. Zeisriirt. E11 
Muncliexi-Aii. 1171111111111111-11111 (Tcilansirhr) 
19 n. A. D005, H1. Johann Ncpiillilik (17711). Zcrxturl. Eh 
Nliiixchen-Aii, Nlaiialillfplalz 
ANMERKUNGEN 33 3') 
 
"l R.Juhi'iei'1. a. a. (7. S. 306. K. Steinhart. 2.21. O... 
V 1.. Gcnilianlr . .o._ 1m. J. Frcudcnbergn. 
der Geschichte der Au. ll. Tei . Mliiitlicn 1913, 5.131133 
F. J. Lipuwsky, (Lexthirhren iler Vorstadt Au bei Muntl 
Mimchcii 1x16. 1-12. . J. liiirghnlzer, Smdtgcscliichic 
Muiiclicxi. NllHlCllCII 1796. S. 332. Arcliivalieii: Kann 
(Ytfentliclie Briinncti. deren Einrirhrnng und Unter 
41911 1775), Munclieti. Simdiarcliiv (All! Fli1). FIII 
und Kammerrerhniinu von 17711. 7 Fernt Akxun 
Magistrats: Dcinolirtc Hrunnc Wasserwcrkc (F l 
(1795 1375). Munrlicii, Shiilrarcl v Aus drin Ut 
von Frau m. n. LlCrYUg ainin. gt . Johnen, stammen 
Aufnahmen der bislicr lllß Vüflilliiililllflilül} und im Kri 
' '{Inhann-Nutitwiiiiik-Sratuc. Fur un- 11.-11. 
würdigcrw ut- um 111 Verfilgung g. clltcii Aufnahr 
mochte ich ll1i' an a1 u-ut- meinen Utgclitlictl Dank m, 
11 1.. Gcrnlizirdt, a. .1. o. 101. 
1-1 Augsburgische Kiinstzeiiung 1770. .181. - Zu J. K. 
Llppcrl vgl. Anut-tm-itu- Deutsche Biographie, 111.1 
Leipzig 111113, s 7781.15. 
M Zu Bildsmck 1c. . 
J. Duninger-K. Treurwcin. Bildstu 
0.]. (: wen). Ahh. '2, 
3' B. Grinischilz. Johann llitns von Hildebraiidt, Wie 
Miinrht-ti o. J. 1: was). s, 115111„ 110120, 224 m. Abb. 1 
181 u. 203. 
u Zuerst sollieJoseph Wavkcrlc (1880-1959) den Bnmueit: 
führen. Aus gesundheitlichen Riicksichren gab er um 
Auftrag Luiuck und 1.111111; seinen Kollegen Hans Wim: 
Ynf, der den ßnttuu-u fllllgc Jaltic spiil SClillf. 
l" Wie Werner Hafnnaiin (Die Bc iwardsaulc zu Hiltleslir- 
in: Zeitscliiift fiir Kiiiiklgcsrli .. 1939, 5.151 I 
WetTeIid sagt, isi llll' Hiltlcshcii n niritiilliiclit 
Zeugnis der Hlliivrillixllig liridiiiscli-antikischcr "Tiiuin 
ilarsiclluxigexi in das clirivtlicln- lrIt-i-nlwilti". 
     
 
 
 
 
  
95-707. 7 Fett 
in Franken. Kunst 
  
 
 
   
 
	        
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