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UM STIL DES STEIRISCHEN
AROCKPLASTIKERS JOSEF
HADDÄUS STAMMEL
s95m1765
j. n. 5m
an Admo
rn -l, A z-I]
h. Rmäßfm
nncs. Sandslrin. Fruuenbcrg
Am 20. Dezember 1765 verstarb im Bene-
diktinerkloster zu Admont der steirische
Bildhauer Josef Thaddäus Stammel im
Alter von 70 Jahren, nachdem er rund
4 Jahrzehnte fast ausschließlich im Dienste
dieses Stiftes tätig gewesen war]. Mit der
köstlichen Volkstümlichkeit seiner Krippen
und der eindrucksvollen Schnitzvirtuosität
der Admonter vier letzten Dinge schon
durchaus ins allgemeine Bewußtsein ge-
drungen und als typischer Vertreter „alpen-
ländischcr" Barockbildnerei eine längst
vertraute Gestalt der österreichischen Kunst-
geschichte, ist Stammel bisher doch bei
weitem noch nicht im ganzen Umfang
seiner künstlerischen Persönlichkeit er-
kannt worden. Dazu fehlte es nicht nur
an der nötigen stilkritischen Detailfor-
schung, sondern schon grundsätzlich an
einer systematischen Sichtung seines Wer-
kes. Dies mußte zu einer verHachten
Qualifizierung führen, die seinem schöpfe-
rischen Radius kaum gerecht wird, und
nichts spricht mehr für diese Tatsache, als
der von durchaus kompetenter Seite unter-
nommene Versuch, gewisse „Unebenheiten"
in seinem Werk durch die Einführung
eines imaginären „Pseudo-Srammel" aus-
zugleichen 2.
Die 200. Wiederkehr von Stammels Todes-
tag im vergangenen Jahr bot nun Anlaß
genug, hier Versäumtes nachzuholen, und
die Alte Galerie am steiermärkischen Lan-
desmuseum Joanneum in Graz ließ es sich
angelegen sein, Person und Werk des
Künstlers in einer Gedenkausstellung ent-
sprechend zu würdigen 3. Darüber hinaus
wurde begonnen, mit einer Neuerfassung
des inzwischen um mehrere Funde be-
reicherten (Euvres die ins Stocken ge-
ratene Stammel-Forschung auf eine neue
Basis zu stellen, und die folgenden beiden
Beiträge mögen als erste Ergebnisse in
dieser Richtung aufgefaßt werden.
Eine der wesentlichsten Fragen, die sich
bei der Beschäftigung mit Stammel noch
immer als ungenügend beantwortet auf-
drängt, ist die nach der Genese seiner
künstlerischen Sprache und Ausdrucks-
mittel. Die Ursache dafür ist zweifellos
darin zu suchen, daß in den bisherigen
Forschungsbeiträgen, von wenigen Aus-
nahmen abgesehen, den italienischen Lehr-
jahren des Künstlers viel zu wenig Be-
achtung geschenkt wurde und man sich
mit der Ausrichtung seines Werkes auf die
Formel einer heimisch-volkstümlichen Ba-
tockschnitzerei begnügte. Damit können
aber zahlreiche gerade der besten Arbeiten
Stammels in der Besonderheit ihrer for-
rnalen Erscheinung, die sie von der übrigen
heimischen Skulptur weit heraushebt, nicht
klar genug erkannt werden. Deshalb sollen
auf den folgenden Seiten dieser speziellen
Frage der italienischen Schulung Stammels
bzw. ihren ablesbaren Auswirkungen an
seinem Werk einige Betrachtungen ge-
widmet sein, die vielleicht in der Beant-
wortung der Frage werden gipfeln können,
inwieweit Italien für die Stilbildung dieses
wohl bedeutendsten steirischen Barock-
plastikers von Einfluß war.
Ein Blick auf das vorliegende Schrifttum
sei vorausgeschickt, schon um die eigen-
türnliche Inkonsequenz in der Verfolgung
des von uns aufgeworfenen Problems zu
beleuchten4. Nach wie vor existiert nur
eine Gesamtbearbeitung des Künstlers,
verfaßt von Anton Mayr, die bereits über
ein halbes Jahrhundert zurückliegt und in
vielem als überholt zu betrachten ist5.
ANMERKUNGEN l - 5
l Admont. Sterbernatrik. Bd. 3. S. 736.