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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 86)

SEUM FÜR 
GEWANDTE KUNST: 
rnationale Gebrauchsgraphik. Aus- 
ung der AGI. 
an qualitativ erstrangtgen Quer- 
ittt durch internationale Gebrauchs- 
phikvermtttelteeinevonderAlliance 
iphique Internationale (AGI) zu- 
men mit dem Bund österreichischer 
irauchsgraphiker veranstaltete Aus- 
ung im Museum für angewandte 
ist am Stubenring. Die mustergültig 
DCFSIiQlE und von einem informa- 
n Katalog begleitete Sonderschau 
tiente nicht nur wegen der in ihr 
zinten hervorragenden Beispiele 7 
cate aller Art, Buchumschläge. 
"beprospekte usw. 7 das Interesse 
die Anteilnahme weitester Kreise. 
tern vor allem wegen der durch 
n profilierter Weise aufgeworfenen 
bei uns noch viel zuwenig durch- 
wten grundsätzlichen Problematik. 
Eindringlichkeit, mit der hier im 
emeinen künstlerische Qualität, klar 
tändliche und originelle graphische 
ingen gezeigt wurden, sollte vor 
'rtbeimAuftraggeber und Graphiker 
st auf fruchtbaren Boden fallen. hat 
t gerade Österreich auf diesem 
or der angewandten Kunst mehr 
genug aufzuholen (17., März bis 
iprtl 1966). 
Platzmangel ist es uns nicht 
ilich. alle in Wien stattfindenden 
itellungen zu besprechen. Diese 
ivahl bedeutet daher eine qualitative 
ese. Wenn dennoch trotz vorhan- 
er Gleichwertigkeit von Ausstel- 
ien gelegentlich Rezensionen von 
Jnstaltungen unterbleiben, so bitten 
dies ebenfalls aus dem eingangs 
eführten Grund verstehen zu wollen. 
Peter Baum 
.ERIE NÄCHST ST. STEPHAN: 
pturen und Zeichnungen 
in Reiters 
in es nach eines weiteren Beweises 
r bedürfte, daß die österreichische 
ik der Gegenwart auch internatio- 
gesehen eine beachtliche Position 
immt, so erbrachte diesen, im Hin- 
auf die jüngere Generation, 
trdings auch der aus Oberösterreich 
mende Bildhauer Erwin Reiter mit 
r Personalausstellung in der Galerie 
ist St. Stephan. 
IlE viele andere seiner älteren und 
tinenteren Kollegen betritt auch 
ir keineswegs vorgezeichnete oder 
ausgetretene Pfade, wenn schon 
gegenwärtiges CEuvre diverse 
üsse durch seinen Lehrer Wotruba 
den Reiter in vielem verwandten, 
verstorbenen Bildhauer Andreas 
il erkennen läßt, die möglicher. 
e mißdeutet werden könnten, 
den 1933 in lulbach geborenen 
lviertler bedeutet diese innere7 
äußerlich nur peripher ersicht- 
- Verwandtschaft, der Hang zur 
iauerischen Problemstellung. dem 
formaler Konsequenz stattgegeben 
t jedoch alles eher, denn ein 
ernis. Dazu ist Retter nicht nur 
zu temperamentvoll. sondern vor 
1 auch viel zu selbstkrittsch und 
So wie fürieden um die Ökonomie 
bildnerischen Mittel Wissenden. ist 
ich für ihn eine Selbstverständlich- 
daß Großes nur in der formalen 
Wünkung, in der bewußt ge- 
en Konzentration des Gestaltens 
erreicht werden kann. Seine 1960 
begonnenen, expressiv und barock 
anmutenden Bandfiguren, die im Mittel- 
punkt der von Oswald Oberhuber 
wirkungsvoll arrangierten Exposition 
standen. lassen diese Grundtendenz 
seines bildnerischen Schaffens auch klar 
erkennen. 
Um nicht einem durch seinen Lehrer 
inspirierten Akademtsmus zu verfallen, 
verließ Reiter auch alsbald den anfangs 
eingeschlagenen Weg, den mehrere 
schlanke und gewiß für den Künstler 
einnehmende Bronzefiguren aus dem 
Jahre 1961 belegen. Seine späteren 
bewegten Skulpturen, deren augen- 
fälligstes Merkmal wellenförmige, sich 
kraftvoll steigernde Verknotungen und 
Verschlingungen sind, können 7 so 
unterschiedlich sie auch im Ergebnis 
ausfallen 7 als konsequente. künstle- 
risch erfolgreiche und auch weiterhin 
vertretbare Entwicklungsphase ange- 
sehen werden. 
Von womöglich noch größerer Eigen- 
ständigkeit und künstlerischer Qualität 
sind jedoch Reiters prächtige Zeich- 
nungen und Skizzen. die durchwegs 
überzeugend für sich selbst bestehen 
(Abb. 5). 
GALERIE FUCHS-FISCHHOF: 
Milich de Machva und lsolde Jurina 
Zu interessanten Begegnungen verhalf 
auch die Galerie Fuchs (neuerdings 
Fuchs-Fischhof), die unter anderem mit 
Ölbildern des in Belgrad wohnenden 
Serben Milich de Machva (Mtltc Stan- 
kovic) und neuen graphischen Blättern 
der Wienerin lsolde Jurina bekannt- 
machte. 
Miodrag Kolaric. Vorstand der Ab- 
teilung für neue JUQOSlQWlSChC Kunst 
am Nationalmuseum in Belgrad, stellt 
seinen Landsmann, dessen phantastisch- 
surreale Bilder an Breughel, Bosch und 
gelegentlich auch an die Bauernmaler 
seiner Heimat erinnern. nicht nur an 
die Spitze der figurativen Malerei 
Jugoslawiens. sondern äußert auch die 
Vermutung, daß diese Gemälde ,.bald 
unter die klassischen Beispiele dieser 
schweren und verantwortungsbewußtcn 
Kunst" kommen werden. 
Der Querschnitt, den die Galerie 
Fuchs zeigte. tat 7 ohne ihn deshalb 
unterschätzen zu wollen der von 
Professor Kolaric geäußerten Prognose 
jedoch einigen Abbruch: und zwar 
weniger was die Originalität der 
Bilder betrifft. an der sich manche 
unserer ,.Phantastischen Realisten" heute 
ein Beispiel nehmen könnten, als 
vielmehr im Hinblick auf einen deut- 
lichen Hang zum Perfektiontsmus, den 
die schier unerschöpfliche Schaffens- 
freude des Künstlers fördert, 
In einer höchst eigenwilligen Synthese, 
die gleichermaßen das handwerkliche 
Können wie die anregende Phantasie 
des Malers unterstreicht. beschwört 
Milich de Machva absonderliche Welten. 
wundervolle von Menschen bewohnte 
Architekturen mit einem Hang zum 
Kosmischen, die allesamt von der groß- 
artigen, weitschweifenden. doch auch 
bildnerisch bewältigten Thematik des 
Jugoslawen Zeugnis ablegen. 
lsolde Jurina beschäftigt sich bereits 
seit 10 Jahren mit der Collage. die für 
sieinVerbindungmttanderenTechntken 
die adäquate bildnerische Möglichkeit 
bedeutet. Gegenüber früheren Arbeiten 
hat sich dabei insofern ein Wandel 
vollzogen, als im gegenwärtigen Werk 
auf die vormals großzügigere Kompo- 
sition im reinen Klebeverfahren immer 
mehr zugunsten eines zumeist auf eine 
Zentralfigur hingeordneten, auf den 
strukturellen Gegebenheiten der Mono- 
tvpie aufbauenden Detailreichtums ver- 
zichtet wird, Das zeigt sich nicht zuletzt 
auch in einem gewissen Zurückdrängen 
des Malerischen und entschiedeneren 
Hervorheben des Graphischen. Bei 
manchem der neueren Blätter stellt 
sich zwar 7 angesichts der mitunter 
vorhandenen, vollständig übermallen 
bzw. überzeichneten. aufgeklebten Pa- 
pterteile 7 die Frage nach der dies- 
bezüglichen bildnerischen Notwendig- 
keit, der zumeist anerkennenswerten 
Qualität hingegen tut dies keinen Ab- 
bruch (Abb. 6). 
INTERNATIONALER KÜNSTERLCLUB 
MAERZ-GALERIE AM TAUBENMARKT, 
LlNZ: 
Graphik aus Prag; Personalausstellung 
von Dora Maurer und Miodrag Nagorni 
Wer glaubt, die bildende Kunst unserer 
östlichen Nachbarländer halte einem 
Vergleich mit der Malerei, Graphik und 
Plastik westlicher europäischer Staaten 
nicht stand, akzeptiert ein weitver- 
brettetes falsches Pauschalurteil, das 
heute nicht mehr aufrechtzuerhalten 
ist. Waren es anfangs polnische und 
iugoslawische Künstler. die sich in 
immer stärkerem Maße vom Joch des 
offiziellen sozialistischen Realismus be- 
freiten, so folgten diesem Trend in den 
ielzten Jahren auch viele Tschechen und 
Ungarn. Zwei Ausstellungen im Inter- 
nationalen Künstlerclub im Österreichi- 
schen Kulturzentrum (Palais Palffy) 
batendiesbezüglichretchesAnschauungs- 
material. 
Der Prager Jiri Balcar konfronlierle 
mit etwa 40 quatitätvollen, klein- 
formatigen Radierungen. Es handelte 
sich durchwegs um leise, stille Blätter 
in einer sehr persönlichen stilistischen 
Synthese, die dem rein Abstrakten, 
dem lnformel. ebenso zugetan ist wie 
dem Gegenständlichen, einer neuen 
Wirklichkeit mit Anleihen bei Dadci. 
Pop-Art und Lettrismus. Die saubere 
Ausführung dieser Blätter beeindruckte 
zweifellos; noch entscheidender für 
eine nachdrückltche Empfehlung wirkte 
sich aber das darin zutage tretende 
subtile graphische Empfinden und die 
zumeist ausgeprägte Originalität des 
1929 geborenen Künstlers aus. 
Zu den ersten Graphikern der jüngeren 
Generation ihrer Länder zählen auch 
die Budapesterin Dora Maurer (Jahr- 
gang 1937) und der Belgrader Miodrag 
Nagorni (Jahrgang 1932). die bereits 
mit Erfolg an zahlreichen Ausstellungen 
im ln- und Ausland teilgenommen 
haben, Ihre Arbeiten sind empfindsam 
formuliert, technisch gekonnt und von 
reifer persönlicher Aussage. Sie lassen 
in beiden Fällen eine kontinuierltchezu 
keinerlei bloß modischen Konzessionen 
bereite Entwicklung erkennen, die von 
Begabung. Freude am Btldnertschen 
und Fleiß zeugt. 
ln Dora Maurers vorwiegend ernsten. 
grüblerischen Blättern, denen ein ge- 
wisser Hang zum Surrealen und 
Phantastischen nicht abzusprechen ist, 
begegnet man oft dem Gleichnishaften, 
Geheimnisvollen.etnerninnerenZustand 
des lsoliertseins. Technische Brillanz und 
formalen Einfallsreichtum beweist 7 
in vielleicht noch größerem Ausmaß 
die Künstlerin aber CtUCh in jenen 
Blättern, die 7 CtlS Beispiele einer 
heiteren Thematik 7 vor allem durch 
ein unbeschwert reizvolles Auskosten 
dergraphischenMöglichkeitenauffallen. 
 
 

	        
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