In der Warfensarnmlung allerdings stehen
die Herrschernamen mit Recht obenan in
der Saalbeschriftung. Drückt doch die
Waffe, an seinem eigenen Körper getragen
(daher die Bezeichnung Leibrüstkammer),
den persönlichen „Stil" des Herrschers
ganz unverfälscht aus. Die Waffe entspricht,
zumindest seit er erwachsen ist, ganz seiner
eigensten Wahl. Vorher bestimmt allenfalls
der Vater, der dazu die Mittel gibt, auf
welche Art der Sohn mit der Waffe zu
repräsentieren hat. Die heutige Museal-
aufstellung gibt klar zu erkennen, was
innerhalb der Lebenszeit, innerhalb der
Regierungsperiode eines Herrschers von
ihm selbst und rund um ihn, unter seinem
Einfiuß und nach seinem Vorbild an indi-
viduellen und an Prunkwaffen getragen
worden ist.
Da wird persönliche Vorliebe für diese
oder jene Waffengattung offenbar. Be-
stimmte Leithguren und Symbolgehalte
der Vergangenheit tauchen auf. Wesens-
züge wie vornehme Zurückhaltung oder
Schwache für Pomp und Übertrieben-
hciten, Neigung zu höchster Verfeinerung
oder zu barbarischen Wirkungen kommen
zum Vorschein. Da werden eindeutig
einzelne Schulen, Werkstätten und Meister
bevorzugt, dort gewisse Materialien und
Dekorationsarten. Nationale Eigenheiten
gelangen zum Durchbruch. Es wirkt sich
in der Bewaffnung des Herrschers aus, in
welcher Residenz er regiert und Hof hält,
in welcher Region, gegen Welchen Feind
er zu kämpfen hat.
Maximilian I. selbst lehnt die Handfeuer-
waffe für sich selbst strikte ab. Sein Enkel
Karl V. ist darin 10, 20 Jahre später das
ganze Gegenteil. Dieser Kaiser bevorzugt
ferner ganz eindeutig Augsburger Plattner.
Sein Sohn Philipp II. geht, sowie er eigene
Bestellungen macht, sofort auf Landshuter
Harnische über. In ganz Madrid ist kaum
ein Harnischteil aus dem offenbar zu rusti-
kalen Innsbruck, kaum ein Harnisch aus
dem evangelischen Nürnberg erhalten.
Ganz eigentümlich entwickeln die fran-
zösischen Herrscher seit Franz I. um 1530
ihre über die ganze Fläche getriebenen
Königsharnische. Die Kämpfer an der Ost-
front, wie Erzherzog Ferdinand II., unter-
liegen dem orientalischen Eini-luß und Vor-
bild. Sie treten nicht wie alle anderen
Renaissancefürsten alhantim auf, sondern
sozusagen alla turca, all'ungheresc, auf
I-lusarisch. In den Waffen Rudolfs II.
kommt der Formwille seiner Prager Hof-
werkstatt zum Ausdruck. Die Wade Fer-
dinands III. spricht in ihrem Ernst und
ihrer Diisternis von den schweren Zeiten
des SOjährigen Krieges, nach dessen Ende
offenbar ein Aufatmen auch durch die
Kunst der WaEenschmiede geht. Die Waffe
Karls VI. verkörpert den österreichischen,
lebensfrohen, überreichen Spätharock,
Frucht des Heldenzeitalters. Noble Zurück-
haltung ist für Franz Joseph I. auch in
seinen Waffen kennzeichnend.
So ergibt die Darstellung des höfischen
Lebens in der Aufeinanderfolge der Herr-
scher zugleich die beste Veranschaulichung
16
Süddeuudx, um 160011610;
0mm Bcrrlstein-jagdbßrcck mit dm Bildnisen Hein
am; 1v., Königs von Frankreich (1553-1610), um
seiner Gemahlin Maria von Medici. (1) 207)