14 Hans Kraut. G
fränkisches Mu.
s Wappcnrelic
., Würzburg
1550. Mm
14
Fayencekachel aufbewahrt, die zwar nicht
monogramnliert, aber im Stil sehr mit der
Kreuzensteiner Kachel verwandt ist. Sie
ist rechteckig und stellt das Urteil Salomons
dar. Der Spruchls übet der Darstellung
heißt ins moderne Deutsch übertragen:
„Der König hält Rat über Ungehorsame
am Gerichtstag von Jerusalem." Nach dem
Katalog im Landesmuseum gilt sie als
oberdeutsch aus der Zeit um 1530 (Abb. 11).
Einer sehr verwandten Darstellung be-
gegnen wir auf einem Stich von Virgil
Solis. Die etwas unsicher gemalten Figuren
wirken in der Haltung steif, es sind auch
wesentliche Motive bei dem Urteil Salomons
weggelassen, so zum Beispiel die bittende
Frau mit dem Kindlein im Korb. Der
Maler hat die Figuren unsicher und
die Architektur dürftig angedeutet. Wenn
Kraut den Stich als Anregung genommen
hat, so hat er wesentliche Vereinfachungen
vorgenommen. Zum Vergleich zu den
einwandfrei für Hans Kraut belegten
Fayencekacheln ist die mit der Darstellung
der Kreuzigung am Londoner Ofen heran-
zuziehen. Dort sind die Figuren ebenfalls
steif gemalt und in der Pinselführung bei
der Strichelung der Gewandschatten über-
einstimmend. Auch die Behandlung der
Gesichter und Haare ist ziemlich gleich
(Abb. 12). Ein großer Maler war Hans
Kraut nicht, seine Stärke lag stets auf
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plastischem Gebiet. Schließlich ist noch
der Duktus der Schrift auf der Stuttgarter
wie der Londoner Kreuzigungskachcl zu
vergleichen und als verwandt anzusehen.
Auf den Fayencckacheln des Hans Kraut
ist Öfters eine dünne Krakelierung wie
auch an dem Stuttgarter Relief zu linden.
Da die Stichvorlagc zu der Kreuzigungs-
darstellung auf dem Londoner Ofen auf
Virgil Solis zurückgeht W (Abb. 13), nur daß
der Meister die Darstellung reduziert hat, so
wäre es denkbar, daß auch der Stich Salo-
mos Urteil von Meister Virgil Solis 29 von
Hans Kraut?! benutzt wurde, wobei er
die schon erwähnte Vereinfachung in der
Darstellung vernahm.
Virgil Xoli: war zu seiner Zeit einer der
fruchtbaxsten Kleinmeister, seine Holz-
schnitte und Stiche fanden bei den Kunst-
handwerkern 11 große Verbreitung. Er
zeigte eine formcnreiche Sprache in seinen
Darstellungen, die von flotten, schwung-
vollen Zierleisten eingerahmt waren. Frei-
lich ist es den Handwerkern nicht immer
gelungen, die reichbewegten Motive und
die zeichnerische Qualität seiner Graphiken
in das Kunstgewerbe zu übertragen.
Die hier besprochenen Arbeiten des Hans
Kraut mögen dazu anregen, sich wieder cin-
gehender mit ihm zu befassen, um mit
der Zeit einen Gesamtüberblick über sein
Lebenswerk zu gewinnen.
ANMERKUNGEN 18-22
15 Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Archivdirektor
Dr. Schamnhofex m: Sudurcbiv der Laudßhällpßlldl
Münchzn.
19 Vcrglcidu Andr. l S hs h
Die Kreuzigung n irgi o A . vcr leic e Lip hzide
Abb. 13 a. a. 0.. bibl. Figuren. Fnnkgurt 1562 mdf. I.
131). Die Zeichnung iuf der Hans-Krlut-KnChz-l ist v:r-
stümmcit Wißdvrßßgcbttn, indem nur ein Außßthnil! des
Stiche: gezeigt wird.
WVergleiche L1 pcrhcide, Das Rheinische Sltinllll und
die Graphik er Renaissance. Berlin 1962. S. 23 .
7-1 Das Urteil du: Saiomcn, nach Virgil Solis. Vergleiche
Lippcrhcidß, 2. I. 0.. Abb. 24 (Ahdf. I. 57). Bibl. Figlltttl.
Frankfurt 1562.
11 Vergleiche Konrad Strauß, Die Kachelkunsl des I5. und
16. Iahrhnndens. Tafel 61, l.