uie arcnivauscn reicn runcuerte Ausstei-
lung umfaßte neben reizvollen, den Holit-
scher Erzeugnissen ähnelnden Olmiitzer
Fayencen, alle bis dahin schon bekannten
und neu eruierten Sternberger Fayencen.
Diese einmalige Konzentrierung aller er-
reichbaren Obiekte der genannten Prove-
nienz bot eine ausgezeichnete und ein-
malige Gelegenheit, sämtliche Teller und
Krüge stilkririsch untereinander zu ver-
gleichen, ihre charakteristischen Merkmale
festzustellen und auch die geringste Ab-
weichung zu registrieren. Dabei ergab es
sich, daß es bedeutend einfacher ist, Stern-
bergcr Fayencen zu identifizieren als alle
anderen mährischen, da sie - wie schon
gesagt 4 manchmal neben dem Datum
der Entstehung auch die ausdrückliche
Ortsangabe Sternberg aufweisen. Nach der
typischen Form dieser Krüge, dem
Fayencematerial, der Glasur, dem speziellen
Rand- und Henkeldekor, der sich auf fast
allen Sternberger Erzeugnissen wiederholt,
konnte eine große Anzahl dieser Fayencen,
die sich in allen größeren Museen und
Privatsammlungen der Tschechoslowakei
befinden und deren Ursprung bis dahin
fraglich war, festgestellt werden.
Wenn es auch früher an systematischer
Forschung fehlte, so ist es doch unver-
ständlich, daß nicht die volle Ortsangabe
Sternberg schon längst zur eindeutigen
Identifizierung dieser Fayencen führte. So
wurde z. B. im Jahre 1917, als die Samm-
lung des bekannten Fayencekenners und
Sammlers Alfred Ritter Walcher von Molta
hein bei Wawra in Wien versteigert wurde4,
ein Humpen, der auf der Vorderseite eine
um einen Tisch sitzende Versammlung von
Angehörigen der Schuhmacherzunft zeigt,
wie folgt beschrieben: „Darstellung einer
Bruderschaftssitzung, großen Blumen-
buschen mit Rosen und der Aufschrift:
Zu Ehren der ehrsamen Schuhmacher-
Bruderschaft Friedrich August als Alld-
gesell, Aloysius Scholtz als Schreiber,
Leopolt Cnörich erster Bcisizmeister, Franz
Schandel Herbergvatter. Dieser gewidmet
von der Jungfer Klara Hanakin von Babitz
gebirdig. Sternberg den 18. Dezember anno
1823. Unterhalb des Mündungsrandes Blu-
menfestons. Der Henkel wagrecht grün
gestrichen. Wischau in Mähren."
Die in Starnberger Matriken leicht feststell-
bare jungfer Klara Hanakin aus Babitz,
einer in dcn Sternberger Pfarrsprengel ge-
hörigen Gemeinde, sowie die aus dem
Zunftbuchc nachweisbaren Mitglieder der
Schuhmacherzunft in Verbindung mit der
ausdrücklichen Ortsangabe Sternberg boten
natürlich hinreichend Grund zur Annahme,
daß dieser Humpen in Sternberg selbst
verfertigt wurde. Da aber Sternberg als
Erzeugungsort damals archivalisch noch
nicht nachgewiesen war, wurde der Hum-
pen unbedenklich Wischau zugeschrieben.
Die Erde für ihre Fayencen gewannen die
Krügelmacher in der Nähe des Flusses. Im
allgemeinen läßt sich sagen, daß die Zu!
sammensetzung des Scherbens von minde-
rer Qualität ist. Auch die Glasur ist nicht
rein weiß und zahlreiche Verunreinigungen
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