1 Wappen der Herren von Hradec (Neuhaus), linker
Schrank
2 Wappen der Herren von Rozmital, rechter Schrank
ANMERKUNGEN 4- lO
' Die Herren von Ncuhaus (Hradec) waren ein Zweig des
mächtigen südböhmisdien Geschlechtß der Vilkovicc
(verdeutscht: Wirigonen) und trugen daher wie diese die
rnnrnnnnge Rose im Wappen. Heinrich. aus nein Hause
der Vilkovice. errichtete zu Beginn des 13. Jahrhundem
eine Burg. der er den Namen jindrichuv Hradec (Hein-
richshurg, 1:1.; Nova domus : Neuhalls) gab und nach
der er und seine Nachkommen sich „von Hradec"
nannten.
5 Die Familie der Lev von Rozmilal gehörte zu den ältesten
des böhmischen Königreiches. Sie nannte sidi nach der
Burg und dem Städtchen Rozmital, war aus dem berühm-
rcn Geschlecht der Buziee hervorgegangen und gleichen
Ursprung mit anderen namhaften Familien. An Ahnherr
"lt Jaroslaw von Rozmital, um 12)) nachweisbar. Das
{in pen zeigt neben dem Eberkopf der Buzice den Löwen
der ozrniul. Eine nahe Verwandte Annas von Rozmital,
johanna. war die zweite Gemahlin des böhmischen Königs
Gcor von Podcbrad (1 1471). n zn den Familien Neuhaus
und olmital sicher j. Siebrnacher, Großes und allge-
meines W: ptnbuth. 4 Bde, 9. AbL. Der Böhmische
Adel. Niim rg. 1886. S. 162. 165, Tafel 73: - Otruv,
Slovnik Naucny, siehe Anm. s.
ß Laut freundlicher Auskunft von Gräfin Jmepnine cnernin,
geb. Prinzessin Schwarunberg (T 1965), der Gattin des
letzten Besitzers von Schloß Neuhaus vor 1945. n Ottuv
Slovnik Naurny, Prag, xaso-woo, 11. Bd., S. 732
(Hradcc. - Die Herren von Neuhaus); -- I5. Bd.,
S. 976 (Lcv von Rozmital).
7 Onuv. Slovnik Naucny, a. a. O.
l Göll Fehr. Benedikt Rjed, Ein deutscher Baumeister
gvöischen Gotik und Renaisance in Böhmen, München,
9 Götz Fuhr. a. a. 0., S. 36, 37, 45, 49.
I" Gdzz Fehr, 1.2. 0., 5.4 - Blami. Skätni hrad, rnesto
a paxnärky v oko bearbeitet van D. Menclova und
anderen Autoren, 1964. - Dort die ältere Literatur. Das
Sehloß befand sich zuletzt und bis zum jahre 1945 im
1mm der Freiherren von Hildprandt.
auch mit der Beaufsichtigung der könig-
lichen Bauten betraut und somit der un-
mittelbare Vorgesetzte von Benedikt Ried9.
Sein hoher Rang, der damit verbundene
Aufgabenkreis und Einfluß boten ihm die
Möglichkeit, auch für die Verwirklichung
eigener Pläne keinen Geringeren als den
königlichen Baumeister zu gewinnen, dessen
überragende Kunst er zu schätzen gelernt
hatte, als dieser sich insbesondere mit der
Errichtung des nach König Wladislaw
benannten gewaltigen Saales (1493-1502)
und des sogenannten Ludwigstraktes (1502
bis 1509) der Prager Burg einen Namen
gemacht hatte und berühmt geworden
war.
In den Jahren 1523 bis etwa 1530 wurde
Roimitals im westlichen Südböhmen ge-
legene Wasserburg Blatna zu einem präch-
tigen Wohnsitz, zu einem Schloß im neu-
zeitlichen Sinne umgestaltet, das den An-
forderungen des gewandelten Lebensstils
besser entsprach wie der alte Wehrbau 10.
Aber auch die Anfertigung der Ncuhauser
Schränke mag in die Zeit von Rieds Tätig-
keit für Blatna gefallen sein. Adam von
Neuhaus, der 1531 starb, hinterließ fünf
Kinder, zwei Söhne und drei Töchter,
woraus man schließen kann, daß seine
Hochzeit mit Anna von Roimital in dem
Zeitraum zwischen 1523 und 1530 statt-
gefunden haben dürfte, als Ried wegen des
Umbaues von Blatna mit Zdenko von
Roimital in enger Verbindung stand.
Diese Überlegungen sind freilich nur dann
für den Neuhauser Doppelschrank von
Bedeutung, wenn unsere Annahme richtig
ist, daß er zum Heiratsgut gehörte und
somit auf Veranlassung von Annas Vater
hergestellt worden war. Die Vermutung
scheint jedoch in der durchaus höfischen,
von der hauptstädtischen Kunst geprägten
Auffassung, die die Schränke auszeichnet,
ihre Bestätigung zu Finden. Nur ein Mann,
der mit den künstlerischen Bestrebungen
am Prager Königshof so wohl vertraut war
wie Zdcnko Rozmital und durch seine
Stellung enge Beziehungen zu den dort
beschäftigten Künstlern pflegen konnte,
war auch imstande, ein derart außergewöhn-
liches Werk der Möbelkunst in Auftrag zu
geben und sich zu leisten, das überdies in
so überzeugender Form und hoher Qualität
den Stil der Zeit zur Darstellung brachte.
Können wir aber so weit gehen, die Schränke
(siehe Abb. 3) mit Benedikt Ried in Be-
ziehung zu setzen? Es ist nicht zu leugnen,
claß zunächst einmal der Zug ins Monu-
mentale, der das Charakteristikum dieses
Schrankpaares ausmacht, jener architek-
tonischen Gesinnung entsprieht, von der
die Prager Werke Rieds, zumal der Wladis-
9