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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIII (1968 / Heft 101)

1 Wappen der Herren von Hradec (Neuhaus), linker 
Schrank 
2 Wappen der Herren von Rozmital, rechter Schrank 
ANMERKUNGEN 4- lO 
' Die Herren von Ncuhaus (Hradec) waren ein Zweig des 
mächtigen südböhmisdien Geschlechtß der Vilkovicc 
(verdeutscht: Wirigonen) und trugen daher wie diese die 
rnnrnnnnge Rose im Wappen. Heinrich. aus nein Hause 
der Vilkovice. errichtete zu Beginn des 13. Jahrhundem 
eine Burg. der er den Namen jindrichuv Hradec (Hein- 
richshurg, 1:1.; Nova domus : Neuhalls) gab und nach 
der er und seine Nachkommen sich „von Hradec" 
nannten. 
5 Die Familie der Lev von Rozmilal gehörte zu den ältesten 
des böhmischen Königreiches. Sie nannte sidi nach der 
Burg und dem Städtchen Rozmital, war aus dem berühm- 
rcn Geschlecht der Buziee hervorgegangen und gleichen 
Ursprung mit anderen namhaften Familien. An Ahnherr 
"lt Jaroslaw von Rozmital, um 12)) nachweisbar. Das 
{in pen zeigt neben dem Eberkopf der Buzice den Löwen 
der ozrniul. Eine nahe Verwandte Annas von Rozmital, 
johanna. war die zweite Gemahlin des böhmischen Königs 
Gcor von Podcbrad (1 1471). n zn den Familien Neuhaus 
und olmital sicher j. Siebrnacher, Großes und allge- 
meines W: ptnbuth. 4 Bde, 9. AbL. Der Böhmische 
Adel. Niim rg. 1886. S. 162. 165, Tafel 73: - Otruv, 
Slovnik Naucny, siehe Anm. s. 
ß Laut freundlicher Auskunft von Gräfin Jmepnine cnernin, 
geb. Prinzessin Schwarunberg (T 1965), der Gattin des 
letzten Besitzers von Schloß Neuhaus vor 1945. n Ottuv 
Slovnik Naurny, Prag, xaso-woo, 11. Bd., S. 732 
(Hradcc. - Die Herren von Neuhaus); -- I5. Bd., 
S. 976 (Lcv von Rozmital). 
7 Onuv. Slovnik Naucny, a. a. O. 
l Göll Fehr. Benedikt Rjed, Ein deutscher Baumeister 
gvöischen Gotik und Renaisance in Böhmen, München, 
9 Götz Fuhr. a. a. 0., S. 36, 37, 45, 49. 
I" Gdzz Fehr, 1.2. 0., 5.4 - Blami. Skätni hrad, rnesto 
a paxnärky v oko bearbeitet van D. Menclova und 
anderen Autoren, 1964. - Dort die ältere Literatur. Das 
Sehloß befand sich zuletzt und bis zum jahre 1945 im 
1mm der Freiherren von Hildprandt. 
 
auch mit der Beaufsichtigung der könig- 
lichen Bauten betraut und somit der un- 
mittelbare Vorgesetzte von Benedikt Ried9. 
Sein hoher Rang, der damit verbundene 
Aufgabenkreis und Einfluß boten ihm die 
Möglichkeit, auch für die Verwirklichung 
eigener Pläne keinen Geringeren als den 
königlichen Baumeister zu gewinnen, dessen 
überragende Kunst er zu schätzen gelernt 
hatte, als dieser sich insbesondere mit der 
Errichtung des nach König Wladislaw 
benannten gewaltigen Saales (1493-1502) 
und des sogenannten Ludwigstraktes (1502 
bis 1509) der Prager Burg einen Namen 
gemacht hatte und berühmt geworden 
war. 
In den Jahren 1523 bis etwa 1530 wurde 
Roimitals im westlichen Südböhmen ge- 
legene Wasserburg Blatna zu einem präch- 
tigen Wohnsitz, zu einem Schloß im neu- 
zeitlichen Sinne umgestaltet, das den An- 
forderungen des gewandelten Lebensstils 
besser entsprach wie der alte Wehrbau 10. 
Aber auch die Anfertigung der Ncuhauser 
Schränke mag in die Zeit von Rieds Tätig- 
keit für Blatna gefallen sein. Adam von 
Neuhaus, der 1531 starb, hinterließ fünf 
Kinder, zwei Söhne und drei Töchter, 
woraus man schließen kann, daß seine 
Hochzeit mit Anna von Roimital in dem 
Zeitraum zwischen 1523 und 1530 statt- 
gefunden haben dürfte, als Ried wegen des 
Umbaues von Blatna mit Zdenko von 
Roimital in enger Verbindung stand. 
Diese Überlegungen sind freilich nur dann 
für den Neuhauser Doppelschrank von 
Bedeutung, wenn unsere Annahme richtig 
ist, daß er zum Heiratsgut gehörte und 
somit auf Veranlassung von Annas Vater 
hergestellt worden war. Die Vermutung 
scheint jedoch in der durchaus höfischen, 
von der hauptstädtischen Kunst geprägten 
Auffassung, die die Schränke auszeichnet, 
ihre Bestätigung zu Finden. Nur ein Mann, 
der mit den künstlerischen Bestrebungen 
am Prager Königshof so wohl vertraut war 
wie Zdcnko Rozmital und durch seine 
Stellung enge Beziehungen zu den dort 
beschäftigten Künstlern pflegen konnte, 
war auch imstande, ein derart außergewöhn- 
liches Werk der Möbelkunst in Auftrag zu 
geben und sich zu leisten, das überdies in 
so überzeugender Form und hoher Qualität 
den Stil der Zeit zur Darstellung brachte. 
Können wir aber so weit gehen, die Schränke 
(siehe Abb. 3) mit Benedikt Ried in Be- 
ziehung zu setzen? Es ist nicht zu leugnen, 
claß zunächst einmal der Zug ins Monu- 
mentale, der das Charakteristikum dieses 
Schrankpaares ausmacht, jener architek- 
tonischen Gesinnung entsprieht, von der 
die Prager Werke Rieds, zumal der Wladis- 
9
	        
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