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Untersuchung im Auge behalten.
Die Modellierung der beiden Figuren aus
dem Besitz des Victoria 8c Albert Museum
und des Ehepaars Blofeld hat wenig mit
Fukien-Porzellan gemeinsam. Wenn Fukien-
Figuren auch häufig, ähnlich den Objekten
unserer Untersuchung, mit zur Seite ge-
neigtem Kopf auf Sockeln mit Wolken-
schnörkeln stehen, so sind doch normaler-
weise die Schultern chinesischer Figuren
frontal ausgerichtet; unsere beiden Figuren
hingegen sind darauf angelegt, zwei Profil-
ansichten zu bieten (Abb. 5 und 6) und
machen, von vorne betrachtet, keinen gün-
stigen Eindruck. In dieser Hinsicht und
auch in anderen Punkten unterscheiden sie
sich von chinesischen und japanischen Por-
zellanfiguren, die im frühen 18. jahrhun-
dert in Europa bekannt waren (Abb. 4).
Auch scheint es keine Analogien zu ost-
asiatischen Holz- oder Metallplastiken zu
geben. Es ist daher fast sicher, daß die
beiden Figuren, mögen sie nun Japaner
oder Chinesen darstellen, Arbeiten euro-
päischer Provenienz sind, die mit echter
ostasiatische: Kunst wenig gemeinsam ha-
ben, vielleicht aber von zweidimensionaler
Kunst wie Malerei und Graphik oder von
Lackarbeiten inspiriert wurden. Bei echten
ostasiatischen Kunstwerken beispielsweise
würde man vergeblich nach den halb-
runden Lappen an der Rückseite der Figu-
ren, unterhalb der Taille, suchen, während
derartige Verzierungen an europäischen
Theaterkostümen gang und gäbe waren.
Die beiden Figuren bilden kcin Paar im
üblichen Sinn, denn beide blicken in die
gleiche Richtung und zeigen die gleiche
Haltung; auch können sie nicht nach der
gleichen Form gemacht worden sein. Der
Unterschied in Größe und Proportion ist,
abgesehen von jenen cingravierten oder
aufgetragenen Details, die erst nach dem
Guß der Figuren hinzugefügt wurden, zu
oHensichtlich. Die Figuren sind unten
offen, so daß die Spuren der Werkzeuge
sichtbar sind, mit welchen die Masse in
die Form gedrückt wurde, und durch die
man auch wahrnehmen kann, daß die
röhrenförmigen Hälse in ähnlicher Weise
aufgesetzt sind wie bei chinesischen Blanc-
de-Chine-Figuren. Ein besonderes Merkmal
der Figuren, das aber eher eines der Deko-
ration als der Herstellungsmethode zu sein
scheint, ist eine Reihe von runden Löchern,
die wie Knöpfe an der Vorderseite der
Gewänder und seitlich am Kopfputz an-
geordnet sind. Möglicherweise waren diese
Löcher dazu bestimmt, Edelsteine oder
Metallornarnente aufzunehmen. Im I-Iin-
blick auf die Sockelöffnungen der Figuren
waren die Löcher wohl kaum für Blumen
oder als AbzugsöPinungen für den Duft
von Pot-pourris gedacht.
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