zylinder „10HP" in der damals üblichen
hohen Form, der man es noch ansieht, daß
sie auf die eines Pferdefuhrwerkes, eines so-
genannten „Landaulet" zurückgeht. Dieses
erste Auto von Royce hatte jedoch bereits
eine Maschine „of outstanding smoothness
and silence". Im Dezember 1904 schloß F. H.
Royce, den man mit Recht den Präzisions-
fanatiker des Automobilbaues genannt hat,
einen Vertrag mit der Firma, deren Inhaber
Charles Rolls (1877-1910) war (Abb. 3).
„Hon. Charles Rolls", wie er sich nannte,
übernahm also von diesem Augenblick an
den Vertrieb der Automobile, die F. H. Royce
baute. Der Erstgenannte kam im Jahre 1910
bei einem Flugzeugwettbewerb ums Leben.
Sie ergänzten sich beide, wie D. Scheel
treffend über sie urteilte, vorzüglich, weil
Royce als „begabter und ehrgeiziger Techniker
unerbittlich das Ziel menschenmöglicher Voll-
kommenheit" verfolgte, Während Rolls „an-
derseits ein Geschäftsmann voller Unterneh-
mungsgeist war und Interesse an allem hatte,
was mit dem Auto und dem Flugwesen zu-
sammenhing". Der dritte Teilhaber der Firma
war der überaus tatkräftige Claude Johnson,
dem man das Beibehalten der traditionellen,
kantigen Kühlerform mit dem „RIÜ-Zeichen
verdankt. Von ihr wird noch in anderem
Zusammenhang zu sprechen sein. Der erste
von dieser Firma gebaute Wagen verließ die
Werkstätte in Manchester im Jahre 1905. Im
gleichen Jahre wurde die Firma Rolls-Royce
im Pariser Automobilsalon mit der goldenen
Medaille ausgezeichnet. Ein Jahr später wurde
das Unternehmen als „Rolls-Royce" registriert
und nach Derby verlegt. Auf einer Aus-
stellung in London wurde 1906 erstmals der
„40f50" präsentiert, der als „Silver Ghost"
bekannt wurde. Dieses Uodell, Exklusivfahr-
zeug ersten Ranges und 7 von unseren
heutigen Begriffen aus gesehen - ein aus-
gesprochen schönes Auto, wurde mit Modi-
fikationen bis 1925 gebaut. Es war ein Lan-
daulet-Typ, dessen Seitenteile mit abstrahieren-
den, vom Art Nouveau-Stil inspirierten Li-
nienornamenten verziert waren. Die Karosserie
stammte von Barker, der lange Zeit zu den
führenden Autostilisten Englands zählte. Ein
solcher fiinfsitziger Tourenwagen, einer der
ersten vom Typ „Phantom I", war das letzte
3
Auto, das John, 2nd Lord Montagu ot
Beaulieu, gehörte (heute im Besitz des Mon-
tagu Motor Museum in Beaulieu). Der Name
„Silver Ghost" soll darauf zurückzuführen
sein, claß bei diesem Wagen die Motorhaube
spiegelhlank poliert war. Der Wagen brachte
dem Rolls-Royce-Unternehlnen Weltruhm. Das
dafür geprägte Werbewort lautet: „The Best
Car in the World". Es blieb unwider-
sprochen. Es bezog sich übrigens nicht auf
seine konstruktive Originalität, sondern auf
die bis ins letzte Detail einzigartige Qualität
der handwerklichen Verarbeitung. Mit dieser
wurde alle Konkurrenz aus dem Felde ge-
schlagen. Bei dem „Silvcr Ghost" handelt es
sich um einen seitengesteuerten Wagen, einen
Sechszylinder mit Doppelzüntiung und einem
Vierganggetriebe mit direktem 3. Gang und
„Overdrive" im 4. Gang. Bei einer Leistung
V()n 40 bis 50 PS verfügte er über 7,046 Liter
Hubraum. Ganz außerordentlich war der Ver-
kaufspreis. Das Chassis allein kostete 985 Pfund
(nach damaligem Geldwert waren dies etwa
19.700 Goldmark). Der bereits genannte Wa-
gen dieser Automohilßrma gewann bei der
Tourist Trophy auf der Insel Man in den
Jahren 1905 und 1906 die ersten Plätze. Unter
Aufsicht des Königlichen Englischen Auto-
mobilklubs wurde der „Silver Ghost" im
Jahre 1907 einem bis dahin nicht für möglich
gehaltenen Langstreckentest von 24.000 km
unterworfen. Dcr Wagen schaEte das ohne
Pannen. Die Rechnung für diejenigen Teile,
die dann wegen Verschleiß ersetzt werden
mußten, belief sich auf die unwahrscheinlich
geringfügige Summe von nur wenig mehr als
zwei Pfund, was etwa 40 Goldmark entspricht.
Bis 1913 beteiligte sich Rolls-Royce an den
verschiedensten Wettbewerben. Seither nahm
„RR" jedoch an keiner sportlichen Ver-
anstaltung mehr teil. Die Geschäftsleitung ließ
damals verlauten: „An Wettbewerben brauchen
wir uns nicht mehr zu beteiligen, das wäre eine
verrückte Lilbertreibung."
Dieses Auto mit dem Typennamen „Silver
Ghost" tritt nun in engcrem Sinne in die
Kunstgeschichte ein. Um 1910 beauftragte der
bereits genannte Claude Johnson, der dritte
Teilhaber und Manager von Rolls-Royce,
einen Bildhauer damit, wie es wörtlich heißt,
ein „Ggure head" für das Auto zu entwerfen.
cl-ullluzs sruau xous
r811-r9ro
20
PREDERICK HENRY ROYCE
1861-193;
L.n. nr. lmlls ulm r. n. lkUylU [X1115 J. u. atlleel, ul
Autos. Bielefeld-Berlin 1962, Abb. S. 132)
4 es (1875-1950)
s . Originzllentivtlrf m. „Sketch rnr IX
Pasrell
s s. "Tue s r nr Ecslnsy". Zelrger
vr-rurrrnrlll-lurrg (1911). Strichitzung v)
ANMERKUNGEN 3. 4
ß Alle hier gemachten Angaben verdanke ich der uuliel
liehen Liebenswürdigkeit der Tochter des Kunsrlen, l
Phillips-Sgkes, Drayton n,- Abingdon, lde s. lhr sox
Publieity Manager von llnlls-lloyce. Mr. D. e. A.
Williams. London w i, sage ich dzlfur nleineti allfr
Dank. Er gilt rn gleicher Weise E. A. Bellaluy, Lihra
Monragu Motor Museum in Bcalllicll. Hampshlre.
1 Sein Name fehlt bedauerlicherweise sowohl m: u. '
r. Becker. Allgemeines Lrrrlrnu der Bildenden Kunst
in: H. Vollmer, Allgemeines Lexikon der Bildenden 1
des xx. Jahrhunderts. Einl: Gedächtllisausslell
Ehren des kurz vorher vcrstorbe -n Künstlers fand
Walkers Art Galler n London l .1 starr. Eine wein
Stellung fand vom s-mmiutra in dessen n
Gutllir House, Dra_ r by Ab igtlun, Berksn smu
auch als Maler und Zeirhner tätig, arbeitete auch ur
Künstler-Pseudonymen „Rilene" und „Jacques rrl
letzteren Falle ausschließlich im Auftrag von H.
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