aditet der zimlich reichen Grubien (Gruppen),
in Jidem Blat den anstendigen Blatz (Platz) bei
zu behalten, um alle unordnung zu vermeiden
und dem auge eine geneme Ruehe zu ver-
sd1affen..."'7. Infolgedessen genießen über-
schaubare, exakte, geschlossene Formen den
Vorrang vor ausgreifenden, raumverspannen-
den und bewegten. Die farbengesättigte Atmo-
sphäre weicht gleichmäßiger Helligkeit. Die
Akzente verteilen sich über die ganze Bild-
fläche. Es genügt der Vergleich der Kentauren-
oder Diogenesgruppen, um den Prozeß der
Klärung, Beruhigung und Isolierung zu er-
messen.
Alle diese Symptome weisen das Augsburger
Bild an den Beginn der mit Klosterbruck und
Strahov in Verbindung zu bringenden Arbei-
ten. Damit ist zwar ein „terminus ante quem"
gewonnen, wieviele Jahre vor 1778 das Bild
anzusetzen ist, wissen wir aber nicht. „An den
Möbeln der Bibliothekseinridrtung (von Klo-
sterbruck) hatte der Teschwitzer Kunsttisdiler
Lahofer beinahe zehn Jahre lang gearbeitet und
erst danadi vermodite Maulbertsch die Aus-
malung des Raumes im Jahre 1778 in Angriff
zu nehmenms. Der Beginn der Verhandlungen
zwisdmen dem Auftraggeber, Abt Gregor Lam-
bed-t, und Maulbertsch ist unbekannt. Wir
müssen mit der Möglidüteit rechnen, daß der
Auftrag in einem frühen Stadium der Planung
erteilt wurde, da Maulbertsch mit Klosterbrudt
seit langem in enger Verbindung stand. 1765
hatte er das Refektorium des Stifts, 1776177 im
Auftrag des Abtes die Pfarrkirche zu Mühl-
fraun ausgemalt. Es ist nicht einmal auszu-
schließen, daß der Augsburger Entwurf für ein
anderes, nidit mehr bekanntes Unternehmen
vorgesehen war, wenngleich die ziemlich er-
schöpfenden Quellen keinen Anhalt dafür er-
geben und die Übereinstimmung der Proportio-
nen mit dem Fresko in Klosterbruck stark ins
Gewicht fällt.
Der Typus der gemalten Eckkonsolen, eine vor-
kragende Volute mit Zopfgirlande, kann erst
1791 bei den Fresken im bischöflichen Palast
zu Steinamanger" nachgewiesen werden. Vor-
formen finden sich 1772173 in der Architektur-
malerei der Kathedrale zu Raab und 1776177
in Miihlfraun. In den Pendentivmalereien der
Propsteikirche Pöltenberg von 1766" erschei-
nen anstelle der strengen Zopfgirlanden noch
leichte Blumengirlanden. Auch die Voluten
wirken freier, als quellende, plastische Gebilde
von schwer benennbarer Form. Für die Datie-
rung des Augsburger Bildes ist damit wenig
gewonnen, da das Ornament hier auf eine
spätere, wenngleich von Maulbertsch selbst
stammende Korrektur zurückgehen dürfte.
Ebensowenig präzise Ergebnisse erbringt der
Motivvergleidi. Maulbertsch hat, ähnlich Gran
oder Troger, mandie Figuren und Gruppen
jahrzehntelang fast stereotyp wiederholt, oft
nur die Attribute ausgewechselt. Den Augs-
burger Engel des Alten Bundes finden wir mit
leichten Variationen schon 1757158 in Heiligen-
kreuz-Guttenbrunn, um 1768 auf einer Zeich-
nung der Wiener Albertina mit dem hl. Stephan
und Maria, 1775 als blumenstreuenden Engel
oberhalb des Allianzwappens auf dem Haupt-
fresko im Riesensaal der Innsbrucker Hofburg
oder noch 1795 auf der Ölskizze für das nach
Maulbertschs Tod von Winterhalter ausgeführte
28
Kuppelfrcsko der Kathedrale zu Steinam-
anger". Die Ablösung des zierlichen, ovalen
Gesichtstypus mit kleinem Kopf und punkt-
artigen, lebhaften Augen durch den kantigen,
meist dreieckigen und scharfgeschnittenen Ty-
pus mit gerader Stirn und Nase erfolgt vor
1770. In den zerstörten Fresken der Dresdener
Hofkirche war er bereits vollzogen, ohne daß
der ältere Typus sofort aufgegeben worden
wäre. Für die Runzelung der Farboberfläche
lassen sich Beispiele vor allem im Spätwerk
feststellen 2'. Die splitterartig aufgesetzten Lich-
ter des Inkarnats, etwa beim Augsburger Dio-
genes, kennen wir seit den frühen siebziger
Jahren.
Besonders erschwerend wirkt sich der Mangel an
gesicherten Gesamtskizzen dieser Zeit aus. Meist
handelt es sich um bozzettohaft flüchtige Ar-
beitsstudien, wie die Berliner Detailskizze mit
den ungarischen Heiligen für das Fresko der
Kathedrale zu Raab von 1773 oder die Stutt-
garter Skizze der Glorifikation Josephs II.
von 1777 h. Schade, daß für das zerstörte
Fresko der Dresdener I-lofkitche von 1770
keine Ulskizze erhalten blieb. Den Fotografien
zufolge kam dieses Werk dem Stil der Augs-
burger Skizze besonders nahe, während das
Fresko in der Innsbrudter Hofburg von
1775176 in der Verhärtung der Konturen, den
scharfen Farben und der gleid-imäßigen Hellig-
keit des Hintergrundes über Augsburg eher
hinauszuführen scheint. Ein schlüssiges Urteil
ist jedoch in Anbetracht der Unterschiede zwi-
schen Freskostil und der Malweise bildmäßiger
Ölskizzen nicht zu fällen. Solange kein neues,
geeignetes Vergleichsmaterial auftaucht, wird
man sid1 mit der durch die Ausführung nahe-
gelegten Datierung „gegen 1778" abfinden müs-
Sen.
Um das Augsburger Bild einzuordnen, bedarf es
auch des Vergleichs mit den vorangehenden Ar-
beiten. Die thematischen und motivischen Wur-
zeln des Bildes reichen weit zurück. So taucht
der Gedanke der Gegenüberstellung des Alten
und Neuen Bundes sdion 1752 im ersten
Großauftrag des jungen Malers, dem Fresko
der Hauptkuppel in der Wiener Piaristenkirche,
auf". Wie in Augsburg werden die beiden
beherrschenden Gruppen von prunkvollen Ar-
chitekturen hinterfangen und ausgezeichnet. Der
Typus dieser Phantasiebauten stimmt in beiden
Werken weitgehend überein. In Wien ist je-
doch die Konchenardiitektur mit den Säulen
dem Alten Bund, die in Augsburg nachträglich
zur zweiten Konche umgewandelte Bogenardii-
tektur mit Pilastern hingegen dem Neuen Bund
zugeteilt. Aus der Gruppe der Kirchenväter
gibt sich der sitzende, in Meditation versunkene
Hieronymus als Vorbild für Augsburg zu er-
kennen. Auch das Motiv des über die Stufen
gebreiteten Orientteppid1s oder der in den
Raum hinausragenden Beine ist in der Piaristen-
kirche schon da. Die Gruppe des Alten Bundes
besteht aus denselben Personen wie in Augs-
burg, dod1 fehlt Noah, während die in Augs-
burg durch Deukaleon und Pyrrha ersetzten
Stammeseltern Adam und Eva den Auftakt
bilden und die Königin von Saba Salomo zu-
gesellt ist. Josua stürmt zu Pferd einher, wie
denn die ganze Gruppe von gewaltiger Erre-
gung ergriffen ist. Der hünenhafte Alte, der den
Opferstier tötet und als Elias bezeichnet wird,
kehrt im Augsburger Bild wieder, im PI
von 1778 wird er als „Levitendieri
zeichnet.
An dieser Figur wird erneut deutlich, 1
Maulbertsdis eigener Anteil an der K0
des Augsburger Bildes gewesen sein m
Kommentator des Programms für Klos
konnte die Gestalt entweder nicht
oder wollte sie nicht als Propheten Eli
nehmen. Jedenfalls taufte er sie um,
aus der Welt schaffen oder ihre Notwe
an dieser Stelle begründen zu können
und blieb ein aus Maulbertschs eigener S1
phantasie zu erklärendes Relikt, das er:
späten Fassung von Strahov entfiel. Da:
Altes und Neues Testament wurde 176
Hauptkuppel der Pfarrkirche zu SCIIWI
jedenfalls der Interpretation ihrer 1786
nenen „Historischen Besdireibung" zu1
bei unterschiedlicher Darstellung im Si
Augsburger Programms weitergeführt
Beschreibung trennt zwischen dem „nat
Gesetz" mit Adam und Eva, Abrah
Isaak, Melchisedech und zwei nicht ider
baren Patriarchen. dem „gesdiriebenen
mit Moses und dem „neuen Gesetz"
Dreifaltigkeit und den göttlichen T
Glaube, Hoffnung und Liebe. Das (
kind schwebt in einer Lichtkugel,
ganze Bild beleuchtet. Winterhalter,
Schwecliat bereits als Mitarbeiter beze
übernahm dieses Motiv und das auf dei
ruhende Lamm Gottes ein halbes Jahr
später in Geras.
Der zweite Motivkreis, die Einbeziehi
antiken Gelehrsamkeit in die christlidu
geschichte, ist vor Klosterbruck bzv
Augsburger Bild im Werke Maulbertsc
nachweisbar. Zwar pflegte auch Mau
von Anfang an die barocke Allegori
Berufung auf die antiken Götterpersi
tionen. In seiner Kölner „Allegorie des
und der Wahrheit", einer frühen Ölski
ein unbekanntes Fresko, verkörpert API
Licht, Hermes überbringt den göttliche
trag an die Wahrheit, die Dämonen c
wissenheit stürzen in die Nacht und 1
Wahrheit sucht sich durch eine Larve Zl
zen 25. Kaum zehn Jahre danach im Bibl
fresko des Barnabitenklosters Mistelba
11 i. WIIHCXIIIIICX rirrii Mriiilbrrrsai, Die omrib.
göttlichen Weisheit. iariiiiri, Mährisdie Galerie
11 r. A. Miulbtrlidl, Die garrliiiir Weisheit. Prag.
galerie
14 J. Winterbalter, Die orrrribririirig der garrliriirii
sriir Geras (Niederösterreidi), Bibliothek
ANMERKUNGEN 17-30 (Anm. 31, 32 s. S. 30)
" K. Garas, a. a. 0., S. 271, Dokument CXXVIII.
"K. Garas. z. z. 0., s. 116.
ß K. Garas, i. a. 0.. Abb. 262, 229, 238, 1211-114.
"K. Garas, a. a. 0., Abb. 17, 1x0, 213, 113.
1' So die von K. Garas für Klosterbruck beansprudn
xlullc 1h der Pra r-r Nationalgalerie (Garas, a. i.
246) oder das mo ello eines Nikolausalrarblarrs in c
lriiiir Dr. kiirr Rosszdier, Salzburg (Garas, a. a. 0..
u K. Garas. a. a. 0., Nr. 268. Abb. 228 und Nr. 291
" K. Garas. a. a. 0., Nr. 18, Abb. 34.
" K. Garax, a. a. O., Nr. 170, Dokument XXXII
Abb. 141.
ß K. Garas, i. a. 0., Nr. 2:, Abb. 17.
1' k. Garls, a. a. 0.. Nr. 125, Abb. 1211-130.
"Hmisrrlnbr. Die barudtc Fresltornalerei in DEIN
Miiiidirii 1951, s. 2371i.
s" k. Gzras, a. 1. 0., s. a4. A k. Garas, Gregorio t
Arrii HISXOHIE Arririri-i, 1x, ßiisiapssr 1963. s. 1
w. Mrarek, KHIISI IllS Üsterreida, Barocke Dedn
Bad VÖSlIII 1961. Abb. 34-37.
1' k. Garas, a. a. 0., Nr. 111, 216, Abb. 1x7.
-" K. Gans. a. a. 0.. Nr. 176, Abb. 150. Vgl. beso
Gestalt du ..Vollkomri-ieriheir'.