4, 15 Gruppe mit Sönfle, Dame und Kavalier und
Sönffemrögern. Glusieries, unbemulies Porzel-
lan. Bez: gefälschter unierglosurblauer Binden-
schild. Vermuilich 2. Hölffe T9. Jahrhundert.
H 45,1 cm. Österreichisches Museum für ange-
wcndve Kunst, lnv.-Nr. Ke 4251
Unser Autor:
Dr. Waltraud Neuwirth
Usterreichismes Museum für angewandte Kunst,
wissenschaftlicher Diensl
Universität Wien, Lektor für Techniken des
Kunsrgewerbes (Porzellan)
Siubenring 5
1010 Wien
druck von mangelhafter Sorgfalt bei der Detail-
Verarbeitung.
Zwar gab es fast alle diese Fehler auch bei
Porzellanen des 18. Jahrhunderts: sichtbare
Formnähte, Glasurunreinheiten, in viel stärkerem
Maße noch Brandrisse, doch nicht in iener auf-
fallenden Häufung wie bei den Imitationen und
Fälschungen des späten 19. Jahrhunderts, die ich
bisher untersuchen konnte.
Der Zwergenserie, der Jagdgruppe und der
Sänftengruppe ist noch ein Phänomen gemein-
sam, das bei erster Überlegung verblüfft: alle
tragen einen unterglasurblauen, nicht authenti-
sdien Wiener Bindenschild, und keine der Figu-
ren bzw. Gruppen geht nachweisbar auf ein
Wiener Modell zurück, mit Ausnahme der Augar-
ten-Zwerge, die ia keine Fälschungen, sondern
Kopien nach Wiener Modellen sind.
lm Zuge der Ausstellungsvorbereitung konnte
festgestellt werden, daß die wenigsten Fälschun-
gen auf Wiener Porzellanen basieren. Man ko-
pierte kaum die Modelle selbst, sondern meist
nur die Bindenschildmarke, mit der man iede be-
liebige Kopie nach einer bekannten Porzellanfi-
gur kennzeichnete, ob es nun Kopien nach Meiß-
ner. Sevres oder anderen Porzellanfiouren waren.
Auch die Produktionsstätten dieser Fälschungl
können nicht auf einen Ort oder eine Regie
eingeengt werden: Porzellan mit dem gefiilsc
ten Wiener Bindenschild wurde nahezu in Qül
Europa hergestellt, und falls manche Porzella
figuren nicht an Ort und Stelle mit der gefälsc
ten Marke versehen wurden, so erhielten s
diese Marke später aufgemalt, von einem d
vielen skrupellosen Verfälscher, die daraus Pro
schlagen wollten.
Das Reservoir an Porzellan mit der gefälscht:
Marke aus dem späten 19. und frühen 20. Jai
hundert ist so groß, daß es sich kaum lahi
heute den Wiener Bindenschild zu fälschen. W
zu sich diese Mühe machen, wo es doch Tauseni
von Vasen gibt, die die Blaumarke tragen, Ta
sende von Tellern mit dem Bindenschild, sich
Hunderte, wenn nicht auch Tausende von Fig
ren?
Dem Interessenten soll mit der Ausstellung ur
dem dazu geplanten Buch die Möglichkeit g
geben werden, den bindenschildgemarkten Pc
zellanen kritisch zu begegnen. Um so me
Freude wird er dann an jenen Porzellanen h-
ben, die seiner Analyse standhalten und sich a
echt erweisen,