schiede feststellen. Vorn westlichen Frühlatene-
bereich mit Zentrum im Mittelrheingebiet hebt
sich deutlich eine östliche Stilprovinz ab, die Süd-
böhmen, die Oberpfalz und das nördliche Öster-
reich umfaßt. Kennzeichnend fürdiesen Stil ist die
bevorzugte Verwendung von Bogenornamenten
sowie die naturnahe Darstellung von Tieren und in
einigen wenigen Fällen auch des Menschen.
Nach Ansicht einiger Wissenschafter sei die Wie-
ge der lrühkeltischen Kunst ausschließlich in der
westlichen Fürstengräberzone am Mittelrhein zu
suchen. Durch Wanderbewegungen sei dieser Stil
vom westlichen Mitteleuropa nach Südböhmen
und ins österreichische Donaugebiet verpflanzt
worden. Diese Auffassung kann nach dem Stand
der neuesten Forschung nicht mehr aufrechter-
halten werden. Auch im ostkeltischen Bereich er-
wächst die Frühlatenekultur aus einheimischer,
späthallstättischer Tradition. Dieser neue Stil
setzt im gesamten Verbreitungsgebiet annähernd
gleichzeitig ein. Übereinstimmung im Kunstschaf-
fen beider Regionen ist vermutlich durch den Aus-
tausch von kunsthandwerklichen Erzeugnissen
sowie den Austausch von Handwerkern herbeige-
führt worden.
Innerhalb des östlichen Frühlatenebereiches neh-
men die beiden Salzorte Hallstatt und Hallein mit
dem Dürrnberg eine besondere Stellung ein. Die-
5
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se Siedlungszentren liegen am äußersten Rand
des Verbreitungsgebietes keltischer Kultur und
standen damit in unmittelbarem Kontakt zu be-
nachbarten Völkerschaften. Auf Grund ihres Salz-
reichtums waren diese beiden Salzmetropolen
Zentren des Handels und der handwerklichen Pro-
duktion.
Schon in der vorangehenden Hallstattzeit bestan-
den enge Beziehungen zwischen der Salzbergbau-
zone und dem südalpinen Raum, vor allem zum
Volk der Veneter, das im Gebiet zwischen Alpen
und Adria siedelte. Erzeugnisse aus venetischen
Werkstätten gelangten in großer Zahl in unseren
Raum. Die Kontakte beschränkten sich jedoch
nicht nur auf den Austausch von Gütern, sondern
es waren hier auch venetische Handwerker im
Auftrage keltischer Salzherren tätig. Eine aus
Hallstatt stammende Schwertscheide läßt dies
deutlich erkennen. Sie verdankt ihre Herstellung
einem im venetischen Bereich geschulten Gra-
veur, der auf diesem Stück im Situlenslil keltische
Krieger aus dem nordalpinen Bereich bis ins klein-
ste Detail abbildete. Eine aus jüngsten Grabungen
vom Dürrnberg stammende, mit Jagdszenen ver-
zierte Bronzeschale läßt ebenfalls auf die Anwe-
senheit eines venetischen Handwerkers schlie-
Ben. Aus diesen engen Kontakten zum Süden er-
klärt sich die Ähnlichkeit frühkeltischer Tierdar-
4 Scheibenfibel mit palmettenförmiger Durchbru
namentik aus einem Grab vorn Dürrnberg. Zirl
v. Chr. Durchmesser 4,8 cm. Keltenmuseum, Hal
5 Slandgefäß in Form einer Feldflasche aus derr
stengrabii Nr. 44 vom Dürrnberg. 2. Hälfte 5. Ja
dert v. Chr. Höhe 51,8 cm, Durchmesser 39 cr
scheibenlörmige Gefäßkörper faßt ca. 17 Liter u
steht auszwei getriebenen Bronzeblechhällten, d
tels Bortelung entlang des größten Umfanges 2
mengelügt sind. Die Flasche steht aul vier mei
chen Füßen. Kellenmuseum, Hallein
6 Bronzener Ausguß einer holzernen Flohrenkanr
Grab Nr. 46 vom Dürrnberg. Um 400 v. Chr. C
Ausschmelzverfahren hergestellte Werkstück w
tels kleiner Nägel am Kannenkorper belestigl.
stellt ist ein krokodilähnlicher Tierkopl, unmiilel
hinter sind Wulstaugen eines weiteren ruc
blickenden Tierkopfes angedeutet. Kellenmi
Hallein
7 Schnabelkanne vom Dürrnberg. Um 400 v. Chr. Hr
Schnabelspitze 45,8 cm. Kannenkörper aus E
blech getrieben, Ausguß und Henkeiteil sepa
Ausschmelzverfahren gegossen. Salzburger M
Carolino Augusieum
8 Schnabelkanne, Abb. 7, Detail mit einer der bek
Mündungsrand aufsitzenden Tiertiguren. Der F
am Maul ist nicht als Flüsse! oder dergleichen:
ten, sondern als Schwanz eines eben verschlur
Tieres; leicht geschwungen hängt dieser noch ai
Maul heraus.
9 Fibel in Form einer männlichen Gestalt, bekleir
Wams, Pluderhose und Schnabelschuhen. Dürr
um 400 v. Ohr. Bronze, Höhe 4,5 cm. Keltenmi
Hallein