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Volltext: Monatszeitschrift XVI (1913 / Heft 3)

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werden blos in's. Spielende, Scherzende umgestaltet. Der Giebel z. B. 
bleibt ein Hauptmotiv der Decoration, aber er wird jetzt im Scheitel 
durchbrochen, d. h. gerade an jener Stelle, die für seine structive 
Function die entscheidende ist: ein Spitzgiebel, dessen Sparren sich nicht 
mehr wechselseitig stützen, ein flacher Rundgiebel, aus dessen Wölbung 
der Schlussstein gebrochen ist, hält nicht mehr zusammen. Insoferne 
wird die structive Form in der That ausdrücklich zu einer decorativen 
herabgedrückt; aber eine wirkliche Bereicherung der decorativen Formen 
scheint damit nicht erreicht. Der Barockstil bleibt wenigstens in Rom auch 
in dieser Spätzeit in seinem innersten Wesen antidecorativ. Er geht über- 
wiegend nur auf große Formen aus, aber nicht auf die belebende Klein- 
zier, wie sie namentlich das Kunsthandwerk verlangt. 
Kehren wir nun für einen Augenblick wieder zu unseren Wiener 
Barockdenkmälern zurück. Die Hofburgfassade entspricht im Ganzen dem 
Bilde, das wir eben von dem späteren Barockstil in Rom entworfen haben. 
Aber schon die Fassade der Kirche am Peter ist etwas reicher an deco- 
tivem Detail, und vollends wenn man andere Denkmäler, wie z. B. das 
Belvedere, in Betracht zieht, wird man finden, dass unsere Wiener Barock- 
bauten wenigstens zum Theil nicht blos nicht sparsam, sondern geradezu 
reich mit decorativen Zugaben ausgestattet sind. Diese Wahrnehmung ist 
vollkommen richtig; aber die Decorationsfülle an einzelnen unserer Bauten 
wurzelt nicht im Charakter des Barockstils, sondern ist auf denselben 
aufgepfropft durch die in unseren Landen niemals ganz ausgestorbene 
Schmuckfreudigkeit aus der mittelalterlichen und der Renaissancevleit. 
Es ist auch höchst bezeichnend, dass die betreffenden Bauten sämmtlich 
nicht von Meistern ausgeführt sind, die aus der römischen Schule 
stammten, wie der Erbauer der beiden Liechtensteidschen Palais, oder 
die, wenngleich österreichischer Abkunft, in Rom ihre Schule genossen 
haben, wie der große Fischer von Erlach, sondern von solchen, die im 
Wesentlichen aus der einheimischen Baupraxis hervorgegangen sind, wie 
Jacob Prandauer, der geniale Maurermeister von St. Pölten, dem wir 
u. A. die Melker Stiftskirche verdanken, oder auch solche, die höchstens 
in der nicht minder schmuckfreudigen Lombardei ihre Ausbildung ge- 
funden haben, wie dies mit einiger Wahrscheinlichkeit von Lucas Hilde- 
brand, dem Erbauer des Wiener Belvedere, zu vermuthen steht. 
Es hat also in der That seine Richtigkeit, dass jene Abart des 
Barockstils, wie wir sie in Oesterreich seit dem Beginne des 18. Jahr- 
hunderts sich entfalten sehen, einen verhältnissmäßigen Reichthum an 
decorativen Formen besessen und verarbeitet hat. Aber diese Formen 
wurzeln eben nicht im Barockstil, sondern in der Renaissance, - jener 
Renaissance, die ja nicht blos im Norden, sondern auch in Italien geradezu 
charakterisirt erscheint durch das schrankenlose Wohlgefallen an der 
decorativen Form. Es ist daher wohl gerechtfertigt, wenn man im Norden 
von einer vSpätrenaissance-w spricht, um damit die Kunst des 17. und
	        
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