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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVIII (1973 / Heft 130 und 131)

B Johann Baptist Straub, Entwurfszeichnung für 
den hl. Johann von Nepamuk-Brunnen in Mün- 
chen, 1751. Ausschnitt mit dem Flußgott Moldau 
den Heiligen tragend. Feder, laviert, 44,4x29 cm. 
München, Staatliche graphische Sammlung (lnv.- 
Nr. 32.210) 
9 Johann Baptist Straub, hl. Johann von Nepa- 
muk-Gruppe, 1751, Eichenholz. München, Kunst- 
sammlung der Erzdiözese München und Freising 
10 Johann Baptist Straub, Flußgott-Personifikation 
Moldau. Detail von der hl. Johann von Nepa- 
muk-Gruppe (Abb. 9) 
11 Johann Baptist Straub, Flußgott-Personifikation 
Moldau, Rückseite 
12 Johann Baptist Straub, Apollo (Abb. 1), Rückseite 
Anmerkungen 9, 10 
'W. Helbig, Führer durch die öffentlichen Sammlungen 
klassischer Altertümer in Rom, l, Die Päpstlichen Samm- 
lungen im Vatikan und Lateran, Tübingen m3, Nr. a9, 
s. a9. Darnach ist der Kopf nicht zugehörig, sondern 
von einem Dionysos „römisch" stammend und sein Stil 
ist „dem des 4. Jahrhunderts vor Chr. angenähert". 
"äeäpäieti, (Verlegts Johann Friedrich Gleditsch) 1741, Sp. 
ß - 0 . 
gleichen Themas zurück. Es ist deshalb sicher 
auch kaum zufällig, daß eine dieser Figuren 
mit dem Apollo Straubs überraschenderweise 
fast gleich groß ist. Die mit dem Werk Straubs 
typusmößig zunächst zu vergleichende, antike 
Apollofigur ist 1,81 Meter hoch, umgerechnet 
6,2 bayerische Fuß '. 
im 18. Jahrhundert befand sich diese damals 
kompositionell offenbar sehr geschätzte Skulptur 
aus weißem Marmor in der Villa Negrani- 
Montolto Massimi in Rom (heute in der Solo 
delle Muse im Vatikan). Wir folgen der ausge- 
zeichneten Charakterisierung van W. Helbig, der 
über diese antike Plastik schreibt? „Der Gott 
ist. .. als Kitharöde dargestellt, in einem lebhaf- 
ten Tanzschritt begriffen... (zu erg.: wobei) der 
Mantel von der Schulter herabweht. Die Bewe- 
gungs- und Gewandmative entsprechen den 
Kunstformen der späten Hochklassik, doch fragt 
es sich, ob die Figur wirklich auf ein Original aus 
dieser Zeit zurückgeht oder nicht vielmehr ein 
klassizistisches Werk im Stil der Nikel-Balustrade 
und der Kallimachos-Mönaden ist, der in den 
neuattisch-römischen Ateliers besonders beliebt 
war. Für das letztere spricht die leere, klassische 
Formen offenbar nur imitierende Drapierung: 
der Peplos flattert in einem großen Bausch zur 
Seite, obwohl er doch von einem Gürtel gehal- 
ten wird". Soweit es typusmcißig zu übersehen 
ist, spielt bei der Figur Straubs jedoch auch nach 
ein anderer antiker Figurenkanon eine Rolle: es 
ist der sogenannte Lykische Apoll, so wie er von 
Paul Egell (1691-1752) in einer themengleichen 
Skulptur (um 1730) gestaltet wurde, ehemals im 
Rittersaal des Schlosses in Mannheim, dann im 
Schloßpark in Schwetzingen. Dieser Typus wie- 
derum ist überliefert durch eine Figur gleichen 
Themas (ehemals Kardinal Ottoboni bzw. später 
Maffei), und motivisch ist mit der Straub-Plastik 
11 
ferner eine antike Gemme zu vergleichen, bei 
welcher im Gegensinn die Lyra Apolls gleich- 
falls auf einem Dreifuß steht. Die beiden zu- 
letzt genannten Typen finden sich auf Stichen 
in dem berühmten Werk von: B. de Mantfaucon, 
Lbntiquite expliquee et representee en figures, 
l, Paris 1719 (Taf. XLlX, 4 bzw. L, 6) reproduziert. 
In die Vielfalt der barocken lkonographie, die 
sich mit Apollo als Helios : Sol beschäftigt, 
führt Beniamin Hederich (1675-1748) in seinem 
„Gründlichen Lexicon Mythologicum" ausge- 
zeichnet ein. Unter „Anderweitige Deutung" 
(über Apollo) steht folgendes (2. Auflage 1741)": 
„Doß Apollo ingemein so viel, als die Sonne 
seyn salle, ist etwas fast allen bekanntes. Wenn 
er diesem nach mit Pfeilen gebildet wird, bedeu- 
ten diese seine Strahlen, die er, wie die Pfeile, 
von sich schiesset... Er heißt... aureo capillitio 
insignis, weil die Sonne gleichsam ein güldenes 
Gesicht hat, und alles mit ihr (: er) Reinigkeit, 
wie das Gold übertrifft. Er heißt Anapaeus, 
weil die Sonne alles erleuchtet, und an den Tag 
bringt". Nach B. Hederich ist Apollo aber auch 
„ein Musicus, weil die Sonne in allem eine so 
gute Harmonie und Ordnung hält, als ein 
Musicus in seiner Musique". Ferner an anderer 
Stelle: Apollo „ist ein Sohn des Javis, weil die- 
ser der Erschaffer der ganzen Welt seyn soll, 
von welchem auch die Sonne herkömmt... er 
wird gebildet als ein Jüngling, weil die Sonne 
allezeit einmahl so iung und schön, als das 
andere ist, und niemahls einiges altwerden 
mercken löst". Bemerkenswert ist der Schlußsatz 
von B. Hederich: „Allein auf diese Art wird auch 
der Deutungen von dem Apolline so wenig ein 
Ende werden, als wenig alle Wirckungen der 
Sonne werden bemercket werden können". 
Abgesehen von dem schönen „Bilderschlitten" 
(München, Marstallmuseum), auf dem Diana als 
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