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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXVIII (1983 / Heft 189)

Hanna Egger 
Der Triumph der Gerechtigkeit, 
der Tapferkeit und der Liebe 
ZurAusstattung derTrakte des 17. Jahrhun- 
derts um den Prälaturhol des Stiftes Alten- 
burg 
im Rotelbuch A des Stiftes Altenburg aus dem Jahre 
1681 isteineinTemperagemalteAnslchtdes Stiftes riab 
Occidenteri wiedergegeben", die deutlich den schloß- 
artig repräsentativen Charakter der Klosteranlage des 
späten 17. Jahrhunderts zeigt? (Abb. 9). Altenburg war 
während des 17. Jahrhundertszum Zentrum der gegen- 
reformatorischen Bewegung im ganzen Waldviertel ge- 
worden. Zu Beginn des Jahres 1 652 wurde Abt Benedikt 
Leiss (1648- 1658) von Kaiser Ferdinand lll.. dessen 
Landschaftsverordneter und kaiserlicher Rat er war. 
beauftragt. zusammen mit dem Freiherrn Joachim von 
Windhag die Gegenreformation im Viertel ober dem 
Mannhartsberg zu vollenden} Wohl aufgrund der Erfol- 
ge des Abtes ergab es sich als selbstverständlich. daß 
gleichzeitig im Stift mit einer regen Bautätigkeit im Sin- 
ne gegenreformalorischer Fleprasentationsvorsteilun- 
gen begonnen wurde. Zunächst ging es um die Wieder- 
errichtung der Stiftskirche. die am 12. August 1650 
durch einen Blitzschlag abgebranntwar. Bartholomäus 
Lucas, Maurermeisteraus Waidhofen. wird 1 851 beauf- 
tragt, rrdiebereits angefangenen Kirchensaulemdarauf 
das Hauptgewblb bestehen muß, aufführen und mit Ka- 
pitellen und Gesimsen vollendenri, das Hauptgewölb 
machen wwie es der gefertigte Abriß mitsich und an den 
Tag gibt". dann an beiden Seiten der Kirchen Kapellen 
und darüber Fensterbauen, und alles was neu gemacht 
wurde riputzen bzw. tünchenrif 
Am 8. April 1654 schließt Abt Benedikt Leiss mit Bartho- 
lomäus Lucas einen Kontrakt bezüglich der Renovie- 
rung der alten und neuen Sakristei und des Chores ab. 
sowie den Ausbau des neuen Stockes von der Abtei bis 
zum neuen Zimmer. und die Aufführung eines Saales 
über dem neugewölbten Kuhstall betreffend. Kurz dar- 
auf. im Juni desselben Jahres, wird mit Bartholomaus 
Lucas wegen "Gewölbung des Kühestalls unnd Darauß- 
machung eines Sallsrr verhandelt} 1656 wird von der 
Gewölbung eines Saales und der Kellergewölbung ge- 
sprochen, 1657 schließlich MWSQEU deß von Neuen Ge- 
päu an fortführung des Stockhs im Neuen Zimmern. 
Am 21. Oktober 1658 wurde Maurus Boxler (1658 bis 
1681) zum Nachfolger des verstorbenen Abtes Bene- 
dikt Leiss gewählt. ihm oblag es vor allem. die von Abt 
Benedikt angefangenen oder in Auftrag gegebenen 
Bauten weiterzuführen. Offenbar hatte Abt Benedikt ei- 
nen Gesamtplan dervon ihm beabsichtigten neuen Klo- 
steranlageersteilen lassen, da inden Quellen mehrfach 
von einem gefertigten wAbriß-i gesprochen wird. An die- 
sen Gesamtplan dürften sich Abt Mau rus Boxler und der 
von ihm weiterhin beschäftigte Maurermeister Batholo- 
maus Lucas gehalten haben. in der Zeit zwischen 1660 
und 1662 wurde der lange Konventtrakt errichtete; da- 
nach wollte Bartholomaus Lucas nicht länger mit dem 
Abt zusammenarbeiten. da er nalso beschwerlich und 
kiuegrr. daß ein ehrlicher Baumeister nicht bestehen 
könne. Das Stift möge sich um einen anderen Baumei- 
ster umsehen] Am 15. August 1664 wird ein nDigflUSM 
mit Geörgen Hiemmer (Georg Hiemer), Stukkateur. ab- 
geschlossen vwegen dem Abris gemeß Verferttigung 
und Übersichmachung der Stockhator Arbeit in Orato- 
rio und Vorsaal heraußenu." Dieses Oratorio und sein 
Vorsaal befinden sich in dem den Konventtrakt mit der 
Apsis der Kirche verbindenden Gebäude (vgl. Abb. 9). 
1671 wurde der Bau eines Brunnens im Pralatenhof des 
Klosters vereinbart. wobei der Brunnen von Schloß 
Greillenstein als Vorbild dienen sollte} 
Am 14. Juni 1675 wird schließlich mit dem Homer Mau- 
 
rermeister Hans Hochhaltinger ein Kontrakt 
schlossen "wegen Aufführung eines neuen Str 
dem ObrißgemäßrcGemeintistdamitdieErrichtt 
großzügigen und repräsentativen Prälatur. Dreie 
ne Kontrakte mit dem Wiener Stukkateur 
Schlagm aus den Jahren 1676-1678 lassen 
men. daß die Mehrzahl der Stuckverzierungen 
Räumen des der Kirche westlich vorgelagerten t 
tes mitAusnahme derGästezimmer im repräsen 
Südtrakt von Schlag und seinen Gehilfen stamme 
Beginn zurAnlage dieses in sich geschlossenen. 1 
artigen Abteihotes westlich der Kirche bilde 
bereits zu Ende des 16. Jahrhunderts errichtete 
geschossiges. turmbewehrtes Abtstockei vo 
Kirchturm. Während der2. Hälfte des 17. Jahrhi 
wurde. wie anhand der ausgewählten urkundlicf 
richte gezeigt werden konnte. kontinuierlich we 
baut und eine imposante Kiosterarchitektur deri 
reformation des 17. Jahrhunderts geschaffen. D 
stellung im Altenburger Rotelbuch (Abb. 9) ist d 
zu entnehmen, daß der Piano nobile im Oberge 
lag. wobei die Raumabfolge folgendermaßen gs 
war: Über eine Treppe im ehemaligen Abtstöc 
reichte man die Amtsräume der Hotmeisterei b: 

	        
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