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Volltext: Der Welthandel : (Additionelle Ausstellung Nr. 6), officieller Ausstellungs-Bericht

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Dr. Carl Thomas Richter. 
durch einen in feiner hohen Ausbildung unferem Jahrhundert angehörigen Factor 
den Credit. Millionen Werthe decken fich durch Millionen anderer Werthe und ifl 
der Taufch vollendet, fo bildet das Geld nur das Zahlungsmittel für die reftirende 
Differenz imGefchäfte. Das gilt heute für die Staaten Europasund Nordamerikas. 
Es wird mit dem fortfehreitenden Ausgleich der Cultur, der immer auch eine 
Gemeinfamkeit derlntereffen erzeugt, einit für die ganze Welt gelten. Die grofsen 
Gefchäfte, z. B. welche durch Vermittlung der Claring-Houfes von London, New- 
York und Philadelphia vermittelt und gewiffennafsen vollendet werden, betragen 
feit den letzten Jahren im Durchfchnitt mehr als 100.000 Millionen Gulden, 
wovon auf London allein 34 1 / 3 Taufend Millionen Pfund Sterling entfallen, welche 
mit 8 bis io Percent baaren Geldes beftritten werden. Und was find diefe Zahlen 
gegenüber den Taufend Akten des Creditgefchäftes des täglichen Lebens. 
Die Baarfonde der grofsen Banken Europas und jener von Nordamerika 
betrugen nach Franz X. Neumann’s Berechnung 1873 : I Million Gulden, für ein 
Wechfelportefeuille von 2922-9, für Depofiten von 1771-1 und für einen Noten 
umlauf von fall 2000 Millionen Gulden. Diefe wenigen Ziffern, welche Neumann 
in C. Behm’s geographifchem Jahrbuch für 1872 des Weiteren ausführt, zeigen, 
wie die Macht des Credites, das baare Geld allmälig zum blofsen Ausgleichs 
mittel, ich möchte fagen, letzter Differenzen zu machen, gewachfen und eine wirth- 
fchaftliche Intereffengemeinfchaft in der Welt fich ausbildet, die auch auf geiftigem 
Gebiete glückliche Früchte bringt und immer mehr bringen wird. Wir brauchen 
diefs in diefem Werke wahrhaftig nicht weiter auszuführen, wo Jede Seite des 
officiellen Berichtes einen Beleg für die kräftigen Keime diefes modernen Lebens 
der Welt bietet. 
Anhang. 
Internationale Münzconferenz während der Weltausftellung 1873. 
Diefe Conferenz wurde am I. September 1873 im Hauptmünzamts-Gebäude 
in Wien eröffnet unter dem Protektorate Sr. k. Hoheit Erzherzog Rainer und 
dem Alterspräfidenten Herrn Hofrath und Hauptmünzamts - Direktor Schrotter 
Ritter v. Krifte 11 i, Secretär der kaiferlichen Akademie der Wiffenfchaften in 
Wien. Auf Antrag des genannten Herrn wurde Herr Auguft Eggers aus Bre 
men, welcher die Vorbereitungen zu diefer Conferenz getroffen hatte, zum Vor 
fitzenden der Verfammlung gewählt. 
Die Tagesordnung lautete dahin, dafs befprochen werden follen : 
1. Die Währungsfrage und im Anfchlulfe an diefelbe die Modalitäten der 
Einführung eines neuen Münzfyftemes. 
2. Die Frage der Hauptmünze zufammen mit der Rechnungseinheit und 
dem Mifchungsverhältnifs. 
3. Die Frage bezüglich der Erhaltung der Vollwichtigkeit der Münzen, 
fowie jene.der Scheidemünzen. 
Nachdem diefe Tagesordnung angenommen worden, fkizzirte der Vor 
fitzende die Refultate der Münzconferenz von 1867 kurz dahin, dafs Decimalität 
und Goldwährung als dankenswerthe Ergebniffe derfelben anzuerkennen feien, 
und dafs der eigentliche Leiter der damaligen Berathungen und Vorkämpfer 
langjähriger Beftrebungen, Flerr de Parieu, den Dank der Verfammlung verdiene, 
und bat, ihn zu beauftragen, diefen Dank Herrn de Parieu mitzutheilen, was die 
Conferenz genehmigte. Bezüglich des auf der Parifer Münzconferenz vom 
Jahre 1867 empfohlenen Fünffranken-Stückes in Gold a 100 Sou, bemerkte der 
Vorfitzende, dafs dasfelbe nicht metrifch fei, was man für jede einzelne Münze 
verlangen müffe. Es fei daher das Beftreben darauf zu richten, ein Münzfyftem 
feftzuftellen, welches wahrhaft international fei, indem jedes einzelne Hauptflück 
desfelben fich in einem runden Grammen- oder Decigrammen-Gewichte ausdrücke, 
feftzuftellen, welches wahrhaft international fei, indem jedes einzelne Hauptflück
	            		
Der Welthandel. 49 desfelben fich in einem runden Grammen- oder Decigrammen-Gewiehte ausdrücke, das controlirbar fei für Jedermann, welches auf die hiftorifch gewordenen Münzen aller wichtigeren Münzfyfteme billige Rückficht nimmt und allen Völkern ohne Ausnahme einen Theil der Arbeit auferlegt, welche nothwendig ift, um dasfelbe einzuführen. Der Vorfitzende brachte nunmehr die Währungsfrage zur Verhandlung und wurde einftimmig anerkannt, dafs das Syftem der reinen Goldwährung als Endziel anzuftreben, und fowohl der Doppelwährung (Alternativ oder Wahl währung) als auch der reinen Silberwährung vorzuziehen fei. Was nun die Modalität der Einführung der Münzen des neuen Syftemes betrifft, fo bemerkte der Vorfitzende, dafs man Goldmünzen nur dadurch im Lande erhalten könne, dafs man denfelben ein fpecielles Gebiet der Circulation anweife, und wies auf das Beifpiel der Vereinigten Staaten hin, in welchen nur Gold für Zölle angenom men wird und gewiffe Waaren blofs gegen Gold gehandelt werden und die Regierung das für Zölle eingenommene Gold wieder zur Zahlung der Zinfen der öffentlichen Schuld und Beftreitung einiger anderer Ausgaben verwendet. Aehnlich würden ja auch in Oefterreich die Zölle nur in Edelmetall entrichtet, und gewiffe Zinfen der Staatsfchuld in Silber bezahlt. Die Einführung der neuen Gold währung müffe auch dadurch gefördert werden , dafs z. B. die Eifenbahnen die Zahlungen, die fie zu empfangen haben, von einem gewiffenZeitpunkte an in Gold obligatorifch machen. Herr Seklionsrath Buchaczek machte die Bemerkung, dafs die Ein führung der neuen Goldwährung mit einem Male in Ländern gefchehen könne, die, wie z. B. Oefterreich, eine Papiervaluta haben. Herr J. Meyer entgegnete hierauf, dafs die formelle, das heifst rechnungsmäfsige Einführung der neuen Währung allerdings mit einem Male erfolgen könne, und dafs in diefem Punkte die Anfchauung des Herrn Vorfitzenden diefelbe fei, was der Letztere beftätigte, dafs jedoch die materielle Einführung, das heifst das Ausprägen der Stücke, namentlich aber auch der Goldmünzen des neuen Syftemes und die Erfüllung der verfchiedenen Verkehrsadern mit denfelben doch nur fucceffive erfolgen könne. Hierauf wurde auch der Antrag bezüglich der Einführungsmodalitäten angenommen. 9 Bezüglich der Frage II über die Hauptmünze und die Rechnungseinheit bemerkte der Vorfitzende, dafs das Franc- und das Markfyftem zu einem inter nationalen Münzfyftem fich nicht eignen, indem fowohl der Centime als der Pfennig als Hundertftel-Münze für die Preisverhältniffe unferer Zeit zu klein feien und dafs in Frankreich der Sou die eigentliche Hundertftel-Münze fei Derfelbe wies durch vorgelegte Tabellen nach, dafs das Syftem des Francs und noch weniger jenes der Mark die Fähigkeit befitze, fich den hauptfachlich beftehenden Münzen in demfelben Grade zu fubftituiren, wie es der Fall ilt mit den Münzen, welche in dem Syftem eines Dollars von 150 Centigramm fein Gold hergeftellt werden können. In diefem letzteren Syfteme , welches auch die Metricität für fich hat, finden fich beinahe alle Hauptmünzen der wichtigeren Münzfyfteme innerhalb -weniger Percente, welche aber für den Kleinverkehr von keiner Wichtigkeit find, wiedergegeben. So z. B. ift die Mark nur im Stande, 15 folcher Reproduktionen wiederzugeben, ein Zehntel der im Jahre 1857 befchloffenen deutfchen Krone würde nur den Thaler innerhalb fieben Percent, durch 28 Silbergrofchen darftellen, und den füd- deutfchen Kreuzer innerhalb 5 Percent. Diefs, fowie der Umftand , dafs diefem letztgenannten Stücke die Scheidemünze fehlte , war die Urfache des Scheiterns desfelben. Was das Mifchungsverhältnifs betrifft, fo wurde von dem Vorfitzenden beantragt, eine Münze von 7 1 / 3 Gramm fein Gold mit einem Kupferzufatze von */, Gramm, fomit im Bruttogewichte von 8 Gramm auszuprägen. Ein folches Stück, verfertigt von einem verläfslichen Goldfehmiede in Berlin, wurde von dem 4
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