Nuppen. In anderen Fällen ist ein feines Ranken = und Anthemienornament mit Reliefgold
dargestellt. Hängende Festons aus Blumen und Früchten sind mit weißem, schwarz abschat-
tirtem Email aufgemalt, Blätterstäbe, weiß und schwarz abwechselnd, säumen Rand und Fuß,
und alle diese einfachen Ornamente mit ihrem strengeren Charakter bilden einen schönen
Gegensatz zu den größeren frei gelassenen mattirten Flächen der irisirenden Glasgefäße,
welche in der That mit neuen Effecten und ganz apart auftreten.
Eine weitere Neuheit unter den Erzeugnissen der Firma bilden glattwandige Krystall-
glas = Blumenhalter bis zu recht ansehnlichen Größen, von quadratischer Grundform und in
Windungen über dem breit ausladenden, ganz flachen Fuß emporsteigend. Diese Gläser zei
gen neben einer reichen, angewischten Vergoldung je einen farbigen opaken Glasfaden von
mittlerer Stärke als Verzierung der aufsteigenden scharfen Kanten, eine Zusammenstellung
von äußerst gefälliger Wirkung.
Das vor längerer Zeit an dieser Stelle kurz beschriebene P§le = mele = Glas gleicher Herkunft
hat sich seither dauernd den Beifall der Abnehmer erhalten und ist inzwischen in allerlei
neuen Zusammenstellungen für Ziergefäße der mannigfachsten Art hergestellt worden. Die
selben werden neuerdings nicht mehr ausschließlich einfarbig, sondern auch in verschieden
farbig, vorzugsweise in hellen Tönen gemusterten Gläsern fabrizirt und mit den farblosen Fä
den überzogen, welche dann in den bunten Musterungen des Gefäßes erscheinen.
Von den erwähnten, sowie von den zahlreichen übrigen Fabrikaten der Firma Joh. Lötz Ww.
befindet sich ein wohl ausgestattetes Musterlager bei ihrem Vertreter, Herrn Ludwig Fränkel
Berlin SW.. Oranienstraße 101/102.“
1898
Großindustrie 1898, S. 112:
„Als besondere Specialität cultivirt die Erzeugung neuartiger opaker Farbengläser die Firma
Joh. Lötz’ Witwe in Klostermühle, welche hierin fast jedes Jahr Novitäten bringt und durch ihr
Marmor-, Onyx-, Jaspis-, Intarsia- und ähnliche Gläser auf den meisten in- und ausländischen
Ausstellungen berechtigtes Aufsehen hervorruft.“
Warenmarkt (Sprechsaal 1898, Nr. 33, S. 1023-1024: Waarenmarkt. Kunstgläser):
„Kunstgläser. Mit dem Namen Opalglas bezeichnet man eine Glassorte, welche nur schwach
durch die bekannten Mittel getrübt oder gedeckt, und mit ihrer bläulich-weißen Milchfarbe
dem Grundton des edelen Opals, jenes aus Kieselgallerte erstarrten Edelsteins, ähnlich ist.
Aber die besondere schönheitliche Eigenschaft, welche dem natürlichen Opal auch den Na
men Firmamentstein erbracht hat, das je nach der Beleuchtung wechselnde reizvolle Spiel
der Regenbogenfarben, das fehlt dem gewöhnlichen Opalglas, und erst die auf seltener Höhe
der Technik stehende Glasfabrik von Joh. Lötz Wittwe in Klostermühle in Böhmen, deren In
haber der kunstsinnige Herr Max Ritter von Spann (sic!) ist, stellt wirkliches Opalglas mit al
len feinen Schönheiten der Irisfarben her.
Aus diesem prächtigen Material sind Decorations= und Phantasiegefäße aller Art gebildet,
immer in zierlichen, oft ganz originellen Formen, auch dem reichen Gestaltungsgebiet der
Conchylien sind Motive entnommen. Um das Farbenspiel der Iris zu erhöhen, sind die Gefäß
formen nicht glatt, sondern sanft gerippt oder gewellt, und ein Netz von unregelmäßigen,
schwach erhabenen Linien überspinnt noch die gerippten, gewellten Flächen, sodaß alle
diese wohl gewählten Detailformen den schönen Effect des Farbenwechsels noch verstärken
und mehren. Dann treten frei vor dem Ofen gearbeitete Belege hinzu, ein aus lichten Farben
gläsern gebildeter Blumenzweig umschlingt das Gefäß, oder eine Ranke mit Blüthen zieht
sich über die Fläche und strebt am Halse empor. Die Muschelgefäße sind von unten auf mit
seetangartigen Gewächsen aus lichtrothem Glase umflochten, deren Wurzelstock den Fuß
bildet. Man erfreut sich neben der Formen = und Farbenschönheit dieser Luxusgeräthe be
sonders auch der enormen Geschicklichkeit und Handfertigkeit der Glaskünstler, die mit der
glühenden Glasmasse umzugehen verstehen, als ob dieselbe bequemer plastischer Thon
wäre. Und das erscheint Alles so leicht und selbstverständlich, ohne Zwang und Mühe ge
macht und beweist eben die vollendete Technik und Beherrschung des Materials.
Wie der natürliche Opal auch in rosenrothen, blaugrauen, gelblichen, und als Feueropal in
goldgelben, als Moosopal in grünen Varietäten vorkommt, so ist auch eine Reihe anderer
Opalgläser von Klostermühle in diesen Tönen abgefärbt, und das Sortiment wird dadurch be-
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