möglichster Vollkommenheit der Fabrikate, die-
selbe zu einer solchen Ausdehnung gedieh, daß
sie im Jahre 1793 schon 171 Stühle mit 684
Menschen betrieb."
Wir wollen hier die Anführung von Keeß
unterbrechen, um gleich einige Stellen hervor-
zuheben, die nach dem früher Auseinander-
gesetzten zu denken geben. Zunächst wurde die
Fabrik nicht im Jahre 1764, sondern im Jahre 1763
gegründet. Dann fand die Vereinigung mit den Weigl
erst im Jahre 1771 statt, obgleich vielleicht vorher
schon Unterhandlungen stattgefunden hatten; jedenfalls
kanndie Angabe bei Keeß irreführen. Außerdem ist von
Salliet gar nicht die Rede, und der hatte doch einen
ebenso großen Anteil daran. Und wo sind Schultz
und Gundian geblieben? Man hört es förmlich, wie die
Nachrichten von den, zu Keeßens Zeit allein noch übrig
gebliebenen, Weiglschen Erben Keeß in die Feder diktiert
werden."
Keeß fährt dann fort: „In Gesellschaft seiner Söhne
und seines Stiefsohnes Joseph Weigl, die er nach und
nach interessierte, führte er sie [die Fabrik] bis zum
Jahre 1807 fort, wo er mit Tod abgieng. Von dieser Zeit
an, wo sie aus76Mühlstiihlen mit einem Arbeits-
personale von 305 Köpfen bestand, wurde
sie von seinen Söhnen Thaddäus Edlen v.
Berger, Jos. Weigl und Fr. Berger übernommen
und fortgetriebenfh" Aller Thätigkeit ungeachtet
mußte der eingetretenen politischen Ver-
hältnisse und deren Folgen wegen die Zahl
der arbeitenden Stühle vermindert werden.
Die Eigenthümer sind aber noch immer in
unverändertem Besitze aller erforderlichen Werkzeuge
und Localitäten, um bey dem ersten günstigen Anlasse
der Fabrik wieder die vorige Ausdehnung zu verschaffen.
[Hört man da nicht wieder den Auskunft erteilenden
Besitzer sprechenil] Sie war die erste im Inlande, welche
„Dünntuchbänderü
Abb. gr: mit zartfarbigen
Längs- und Querstreifen;
Abb. 92: mit grün-gelb
schattierten Punkten (aus
der Kette und ausgeschnit-
ten), Rand mit Rosa. Aus
der Mestrozischen Samm-
lung. (Österreichisches
Museum)
Seidenbänder.
Abb. 93:
weiß mit farbigen, schat-
tierten Blumenzweigen
(aus der Kette und aus-
geschnitten); Abb. 94:
Grund grau und grüngrau,
farbige Blumen (aus der
Kette). Aus der Mestrozi-
sehen Sammlung. (Öster-
reichisches Museum)
" Diesen erwähnt Keeß dann allerdings als selbständigen älteren, um das
Jahr 1820 nicht mehr tätigen Bandweber. Im Jahre 1803 werden wir die "Gebrüder
Gundian" angeführt finden. Wir werden auch hierüber noch sprechen.
i" Daß Keeß sich auf die Mitteilungen der Fabrikanten stützt, deutet er
in der Vorrede seines Werkes selbst an. Unsere Feststellung soll auch kein Vorwurf
sein, sondern nur zur Vorsicht mahnen.
4'" Thaddiius Berger wurde nach Wurzbachs Biographischem Lexikon im
Jahre r774 als Sohn eines angesehenen Großhändlers in Wien geboren und starb
im Jahre 1842 zu Penzing (bei Wien). Er trat 17g: in das Geschäft seines Vaters,
wurde 1800 Teilhaber und 1806 Leiter des Hauses.