Da die Zünfte eigene Barbiere hatten, finden sich
überdies besondere Barbierbecken mit Zunft
zeichen, etwa der Wagner, wie das ausgestellte Bei
spiel noch im Jahre 1833 zeigt. Treues Festhalten
am Alterprobten ist ja auch hier das Grundgesetz
der volkstümlichen Kunst Noch heute verwendet
der mährische Bauer auf dem Felde mit Vorliebe
die unglasierten Krüge, weil sie der Verdunstung
weniger widerstehen und das Wasser infolgedessen
sich länger frisch erhält. Eine Erkenntnis aus uralter
^Ebensowenig an die Grenzen Mährens gebunden ist
die Technik der ausgravierten Zeichnung, bei welcher
der Scherben meist mit weißer Engobe überzogen
und dann blau glasiert wird, worauf die Zierlinien
aus dieser blauen Glasur derart ausgehoben werden,
daß der weiße Engobengrund oder die ursprüngliche
Scherbenfarbe selbst zur Ansicht kommt Hübsche
Teller dieser Art, die aber auch in Schlesien und
Franken ähnlich Vorkommen, zeigt die Ausstellung.
Die ausgedehnteste Kunstubung beginnt freilich
erst mit der Bemalung auf weißer Zinngiasur, deren
Anfänge bis in den Anfang des XVII. Jahrhunderts
zurückreichen und deren glanzende Glasur und kecke,
ungebrochene Farbenkraft unstreitig eine Besonderheit
Mährens bildet. Die strengstilisierten Ranken der
prächtigen Zierteller des XVII. Jahrhunderts weisen
noch unmittelbar auf die Einflüsse der Renaissance
hin, während für die Vorbilder des XVIII. Jahrhunderts
ein nach Delfter Art mit chinesischer Landschatt
bemalter Teller, dann der lebhaftere Naturalismus
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