einander über; scharfe, bestimmte Linien sieht man
nur im Abdruck aufgestochener, also nicht mehr in
ihrer Ursprünglichkeit erhaltener Platten. Weicher ist
die Modellirung, sammtartig sind die Flächen, die
hellen wie die dunklen, ohne dass dabei die Zeichnung,
zum Beispiele im Portrait, der Bestimmtheit der
Formen, der individuellen Charakteristik entbehren
müsste. Der rechte Künstler bringt das mit der Schab
kunst so gut zu Stande, wie der Kupferstecher und
der Radirer mit ihrer Eigenart, während allerdings ein
schwacher Künstler gerade in dieser Beziehung seine
Unzulänglichkeit verräth.
Das ist freilich ein Nachtheil, den die Schabkunst
gegenüber dem Kupferstich darbietet. Bei der Zartheit
der rauhen Oberfläche ist die geschabte Platte unter
dem Drucke der Presse viel schneller abgenützt. Schon
nach wenigen hundert Exemplaren gibt sie kaum noch
brauchbare Abdrücke, wenigstens keine Abdrücke, welche
von ihrer ursprünglichen Schönheit eine Vorstellung
geben. Will man diese in ihrem vollen Werthe er
kennen, so muss man Abdrücke vor der Schrift oder
wenigstens frühe, unverdorbene Abdrücke sehen, denn
einerseits ist die Schwärze leicht abgerieben und ver
wischt sich und andererseits gibt es von diesem Kunst
zweige zahllose ganz unbedeutende, ja schlechte Blätter.
Und davon liegt die Ursache in einer Eigenschaft,
welche als Vorzug zu betrachten ist, aber auch zum
Missbrauche geführt hat.
Diese Eigenschaft ist die leichtere und schnellere
Flerstellung des Schabkunstblattes im Gegensätze zum
Kupferstich. Ist einmal die Platte gehörig vorbereitet,
so arbeitet der Schaber schneller und müheloser als
der Grabstichel.