74 PERSISCHE TEPPICHE. — KASCHKAI.
Wer den in der Abtheilung der antiken Teppiche unter
Nr. 361 ausgestellten, in prächtigen Farben schillernden, kurz
geschornen Teppich neben den unter den Nummern 64, 68,
60, 61, 62 eingereihten, eher langhaarigen, schweren und
dicken, in phantastischen Zeichnungen gemusterten Stücken
oder neben den sonst gleichartigen, aber im Dessin ver¬
schiedenen, feineren, mit 71, 72 numerirten Teppichen
betrachtet, wird wohl erst bei näherer Untersuchung
gewahr, dass diese so verschiedenartig sich präsentirenden
Teppiche einer und derselben grossen Gattung angehören.
Als in dieselbe Gruppe gehörig sind auch die beiden unter
den Katalognummern 76 und 86 aufgenommenen überaus
feinen Satteldecken anzusehen.
All' diesen Teppichen gemeinsam ist die weiche, mehr
oder minder glänzende Wolle. Der exquisiten Beschaffenheit
dieses Webemateriales ist wohl auch die Kunstfertigkeit zu¬
zuschreiben, welche die Ivaschkainomaden im Laufe der
Zeiten sich in der Herstellung der Teppiche erworben haben.
Die im Mittelalter berühmten persischen Teppichwebereien
werden in der That allgemein entweder nach Schuschter
oder nach Schiraz in der Provinz Fars, wo die Kaschkai an¬
angesiedelt sind, verlegt. Es mag am Platze sein, hier eine
Stelle aus dem Robinson'schen Buche zu citiren, die sich
über die Rolle, welche die Teppichweberei dieser Gegenden
im persischen Kunstgewerbe gespielt hat, folgendermassen
äussert: In Schiraz, der Hauptstadt des eigentlichen Persien,
wurden einige der interessantesten persischen Teppiche ver¬
fertigt. Natürliche ebensowohl wie künstlich geschaffene Be¬
dingungen führten zu dem Ruhme, dessen sich diese Industrie
erfreute. \ iertausendfünfhundert Fuss über dem Meeres¬
spiegel gelegen, war die Stadt Schiraz von reichen und
fruchtbaren Gefilden umgeben, welche Heerden von mit der
schönsten \\ olle bekleideten Schafen ernährten. Bis ins Jahr
1850, in welchem Schiraz -—- während der glorreichen Epoche