mindestens 100.000 Stück belaufen, so haben wir heute nicht mehr viel über 200.000 Schafe
in Mähren, einschliessig des gemeinen Zakelschafes im Kleingrundbesitze — also seit 1847 eine
Reducirung von circa 550.000 und seit 1857 von circa 250.000 Stück — meist hochfeinen Schafen.
Die Geschichte der Woll-Industrie mag weiteren Commentar geben mit dem Hinweis auf
die vorwiegenden Bedürfnisse mittelfeiner Wollen, die Concurrenz Ungarns, Australiens etc.
Mährens übrige Schafzucht aber befindet sich im Uebergange in die Beschaffung des
Fleischschafes — also in der Kreuzung mit englischem Blute.
22. Die Ziegenzucht
entbehrt jedes statistischen Materiales aus älterer Zeit, weil die Ziegen damals immer unter
den Schafen subsummirt wurden und sie sich ausschliessend in Händen der Unterthanen,
neben den Zakelschafen befanden.
Besonders aufgeführt finden wir sie zum erstenmale in ministeriellen Quellen nach
dem J. 1848 mit 45.700 Stück und jährlichen 10.511 Fellen; im J. 1860 wird diese Ziegen
zahl schon auf mindestens 46.000 Stück veranschlagt; die officielle Zählung von J. 1857
nennt schon 55.037, die letzte amtliche Zählung vom J. 1869 gar schon 80.383 Stück und
so mögen wir uns heute wohl schon der Zahl von 100.000 Ziegen nahe befinden, zum Ent
setzen des rationellen Forst- und Landwirthes.
Die rapide Steigung der Ziegenzucht findet ihre nahe liegende Erklärung in der zu
nehmenden Vermehrung der grundbesitzlosen Bevölkerung, zumal an Häuslern und Taglöh
nern, deren Zahl officiell mit 541.536 Individuen im J. 1869 nachgewiesen ist. Zur Erhaltung
dieser Familien und bei fortgesetzter Verarmung wird die Ziegenzahl leider eine conditio
sine qua non!
Volkswirthschaftliche Massnahmen mögen dem Pauperismus noch rechtzeitig und beson
ders in Industrie-Bezirken Vorbeugen!
23. Die Schweinezucht
findet in älteren Quellen keine ziffermässige Erwähnung, wenn auch die Spanferkel von
jeher eine beliebte Speise sind. Ungarn (aus dem Bakonyer Walde, daher „Bakauner“ im
Volksmunde), Moldau und Wallachei versehen uns von jeher grösstentheils mit Mastschweinen,
also auch mit dem gern genossenen Schweinefleisch.
In des Verfassers „Landtäflichen und Lehengüter von Mähren und Schlesien etc.“ wird der
Stand der Schweine nach einer ministeriellen Quelle nach d. J. 1848 mit 165.800 Stück
veranschlagt; die officielle Zählung von 1857 nennt schon 326.600 Stück, dagegen die letzte
Zählung vom J. 1869 nur mehr 161.419 Stück.
Hienack wäre also von 1850 bis gegen 1860 eine bedeutende Vermehrung, dagegen
von 1860 bis 1870 eine bedeutende Verminderung, u. z. nahezu auf den Stand von 1860
zurück, zu verzeichnen.
Die Schweinezucht befindet sich grösstentheils in Händen des Kleingrundbesitzes, doch
muss hervorgehoben werden, dass auch jener Grossgrundbesitz, welcher noch in Eigenregie —
sich mit dem Kleingrundbesitze an der Kreuzung mit englischen Schweinraycn betheiligt und
hieraus viel gesuchte und theuer gezahlte Producte erzieht.
24. Die Geflügelzucht
entzog sich bisher — und wohl auch künftig — jeder annäherungsweise sicheren Bezif
ferung und kann, in Ermangelung authentischer Daten, eben nur angeschlagen werden auf