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darin eine Virtuosität der Leistungen herbeiführte, die den Haupt
ruhm der Wiener Fabrik ausmacht. Überaus prächtige Kollektionen
geben der Reihe nach Zeugnis von der Schönheit des Wiener
Porzellans in dieser Periode. So im Raume X namentlich die Objekte
des Fürsten Franz Auersperg, in den folgenden zwei Räumen
die Kollektionen Karl Mayer und Simon R. v. Metaxa, und im
letzten Raume die Prunkteller aus dem Besitze des Allerhöchsten
Hofes und die Porzellane des Grafen Franz Clam-Gallas.
Auf dem Reichtum und der sorgfältigen Ausführung des
Ornamentes beruht der grosse Reiz des Wiener Porzellans in
seiner Blütezeit. Leichtigkeit, Anmut, Zartheit und ein gut ge
schulter Geschmack, der sich nur selten auf Abwege verirrt, ver
binden sich, umWerke zu schaffen, die in ihrer Art unübertrefflich
genannt werden müssen. Die Zeichnung ist zum Teil völlig neu und
eigenartig und selbst wenn an Stelle der frei erfundenen klassizis
tischen Kompositionen formell gebundenere pompejanische Motive
zur Anwendung gelangen, bewahrt sich der Künstler noch die
Freiheit seiner Auffassung. So schwang sich die Wiener Fabrik
allmählich zur Führerin empor und noch in den Tagen des Wiener
Kongresses war es für die zahlreichen hier weilenden Fremden
etwas Selbstverständliches, Wiener Porzellan mit nach Hause zu
nehmen und ihr Tafelgeschirr durch grosse Bestellungen auf das
Niveau äusserstei Pracht und vornehmster Schönheit zu erheben.
Ganz besonders glänzte aber die österreichische Aristokratie
jenei Tage durch einen bis dahin beispiellosen Luxus in Porzellan.
Die goldstrotzenden und künstlerisch dennoch in ihrer Art
unübertrefflichen Stücke unserer Ausstellung stammen aus solchem
Besitze, und die schönsten Teller, die am Wiener Hofe heute noch
in Benützung stehen, reichen in jene Zeit zurück.
Im Jahre 1805 folgte Matthäus Niedermayr dem im selben
Jahre verstorbenen Sorgenthal. In konsequenter Weise fand in
der 1 lacht der Ausstattung und namentlich in der Verwendung
des Goldes noch eine weitere Steigerung statt, während der orna
mentale Dekor immer mehr durch zart ausgeführte Bildermalereien
verdrängt wurde, die teils in Kupferstichen, namentlich solchen von
Baitolozzi, teils in den Gemälden der Wiener Galerien ihre Vor-