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das Putzen der verzinnten Tafeln. Hier sei nur erwähnt, dass
Michael Balling, Hüttenmeister zu Kallich in Böhmen, dortselbst
1805 die Beize mit Holzessig, anstatt Kornkleie erfand und einfiihrte,
und dass das jetzige Verfahren in seinem Zusammenhänge eine
Nachahmung englischer Vorbilder ist, und deshalb „englische
Verzinnerei “ genannt wird.
Die erste Erzeugung verzinkter Bleche (1848) und die Auf
findung von neuen und technisch wichtigen Verwendungen derselben
durch G. R. v. Winiwarter in Gumpoldskirchen bei Wien, die Ein
führung vortrefflich ausgeführter verbleiter Bleche durch das Blech
walzwerk in Neudek in Böhmen, mögen hier noch erwähnt werden.
Eine der ältesten Blechwaaren-Fabriken dürfte wohl jene von
Kerls Erben sein, die im Jahre 1799 gegründet wurde.
Im Jahre 1828 erfand Stefan v. Keess*) in Wien eine
Maschine zur Herstellung blecherner Geschirre, welche dieBarzen-
dorfer Fabrik in Betrieb setzte.
Eine der ältesten Blechwaaren-Fabriken in Oesterreich dürfte
die von Kerl’s Erben zu Platten errichtete (1799) sein.
Ihre eigentliche Bedeutung und Lebensfähigkeit und einen
kräftigen Impuls empfing die Herstellung getriebener Koch- und
Wirtschafts-Geschirre erst mit ihrem neuen, durch seine ausser-
*) Stefan Ritter v. Keess (geboren zu Wien 31. Oetober 1774, gestor
ben zu Wien 13. Juni 1840), Sohn des Hofrathes Franz Georg Ritter v. Keess
trat bei der nieder - österreichischen Regierung in den Staatsdienst, diente
viele Jahre als erster Commissär bei der nieder - österreichischen Fabriken-
Inspection, und erhielt^ 1835 die Stelle eines Directors des technischen
Fabinets des Kaisers. Keess war ein technisches Genie, dem die Industrie
eine Menge von Erfindungen und Verbesserungen zu verdanken hat. Um
die Hebung der Seiden-Cultur in Ungarn hat er sich im Jahre 1827 bei
Gelegenheit der Debertragung der Seidengaletten - Einlösung an die Gross-
handler Hofmann und Geroldstein, durch eine wohldurchdachte, wirtschaft
liche, den Erzeuger gegen jede Willkür von Seite des Käufers sichernde
Massregel, ein wirkliches Verdienst erworben. Zu Dross bei Krems in
Nieder - Oesterreich fand er zwei Mineralien, welche bis dahin unbeachtet
geblieben und durch ihn einer nützlichen Verwendung zugeführt wurden, t
namhch eine der sogenannten Bergseife ähnliche Thonart, welche mit
Erfolg beim Walken der Tücher und einen feuerfesten Thon, der in der
k. k. Porzellan-Fabrik in "Wien benützt wurde. Von seinen Erfindungen sind
ausser den eben angeführten nennenswert: ein neues zur Bearbeitung der
feinsten Schafwoll-Stoffe anwendbares Kettengarn (Patentgarn); ein neues
Verfahren zur Gewinnung des Oels aus dem Samen ölartiger Pflanzen auf
kaltem \\ ege; ein neues Verfahren bei Erzeugung von Seifen mit Benützung