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Ganz besonders unterstützte es die Glas-Malerei, als bald nachher
auch die Vergoldung (Gold-Chlorid) angewendet wurde. Die Gefässe
jener Zeit zeigen die Vergoldung erst an den Rändern derselben, dann
auch zwischen den Farben-Verzierungen und später erst als Deeo-
rationfür sich.
Wesentlich fördernd war es, dass man sich um den Absatz der
Glas-Fabricate nach den weitesten Ländern eifrigst bemühte und so
das böhmische Glas in kurzer Zeit in den Welthandel brachte. Schon
im 17. Jahrhundert reisten Glashändler von Steinschönau mit ihren
Waaren in’s deutsche Reich nach Hamburg und London, nach Rom
und Neapel, Petersburg und Moskau, nach Constantinopel und Odessa.
Diese Reisen gaben den Anstoss zur Gründung eigener Handlungs-
Niederlassungen der Glas - Industriellen im 18. Jahrhundert, und
zwar in Constantinopel, Smyrna, Beyrut und Cairo, in Petersburg
und Moskau, in Hamburg, Bremen, Amsterdam, Bordeaux, Paris, in
Madrid und Cadix, in Neapel und Palermo, später auch inNew-York,
welche mit wenig Ausnahmen noch bestehen. Hatten bisher Stein
schönau, Pärchen, Blottendorf und Langenau die Glas-Industrie
eifrigst gepflegt, so nahm nunmehr auch Haida, sowie Meistersdorf
hieran wesentlichen Antheil; Steinschönau jedoch blieb bis heute
der Hauptsitz der Glas-Raffinerie.
Rührig ging es in der Ausbildung der Arbeiter vorwärts. Die
Glasschneider mit ihren winzig kleinen Rädchen bedienten sich statt
des Sandes des Schmirgels und der Naphtha — die Schleifer und
Kugler hatten ihre Schleifstühle wesentlich verbessert und polirten
mit Zinn-Asche.
Die Glaskugler leisteten Künstlerisches in ihrem Fache durch
tiefes Ausschleifen der Ränder und lernten durch Herstellung von
Schliffen nach Art der Diamanten-Schliffe grossartige Effecte erzielen.
Die Glashütten erzeugten schon mehrere feine farblose Sorten glanz
vollen Krystall-Glases. Die Kies-Masse wurde sorgfältigst gewählt
und jedes Eisenstückchen daraus entfernt, zudem durch Braunstein
eine vollständige Entfärbung versucht und so ein hartes schönes
Krystall-Glas hervorgebracht, derartig polirbar, dass viele böhmische
Glas-Gefässe, für aus Berg-Krystall geschliffene Stücke gehalten