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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, I. Theil: Geschichte, Organisation und Statistik des österreichischen Unterrichtswesens

Akatholische Schulen. 
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dem katholischen Lehrer jedenfalls leisten) entzogen und desshalb an Orten, 
wo katholische Schulen bestanden, keine akatholischen errichtet werden. Von 
der Verlassenschafts-Abgabe für den Schulfond wurden akatholische Gemeinden 
dadurch nicht befreit, dass sie selbst Schulen errichteten, weil jene Abgabe 
zugleich für die Kosten der Schul-Verwaltung bestimmt war. 
Ganz besondere Sorgfalt wendete der rastlose Monarch der Ausbildung 
der Israeliten zu. Allen Judengemeinden, in denen eine Haupt-Synagoge 
sich befand, wurde die sofortige Herstellung einer Schule und die Entsendung 
fähiger Jünglinge an eine Lehrerbildungs-Anstalt anheimgegeben. An Land 
schulen durften auch christliche Lehrer angestellt werden. Dort aber, wo die 
Israeliten keine eigene Schule besässen, sollten sie ihre Kinder in eine katho 
lische schicken. 
Auch für den Unterricht der Militär-Kinder wurde Vorsorge ge 
troffen, indem nicht nur ihre unentgeltliche Aufnahme in die Schulen ihrer 
Standquartiere stattzufinden hatte, sondern auch die Feldcapläne den Auf 
trag erhielten, sie zeitweise zu prüfen und ihnen den Katechismus zu erklären. 
Der feste Wille des Kaisers, die Thätigkeit der von ihm angeeiferten 
landesfürstlichen und Privat-Beamten und die Einwirkung ausgezeichneter 
Schulen-Oberaufseher steigerten in kurzer Zeit die Zahl und den Besuch der 
Volksschulen in einem ausserordentlichen Grade. In Böhmen, wo im Jahre 1780 
nur 16 Hauptschulen und 1917 Trivialschulen (458 der letzteren mit der alten 
Lehrart) bestanden, stieg bis 1790 die Ziffer der ersteren auf 21, die letzteren 
auf 2264, welche sämmtlich nach der verbesserten Lehrart eingerichtet waren, 
der Schulbesuch wuchs um 150 Percente; in Mähren und Schlesien verzehn 
fachte sich die Zahl der schulbesuchenden Kinder, während die Bevölkerungs 
ziffer in Böhmen, Mähren und Schlesien sich gleichzeitig nur um 7 Percente 
erhöhte. 
Minder anerkennenswerth, als die Wirksamkeit Joseph’s für Ausdehnung 
des Primär-Unterrichts, war die Beschaffenheit des letzteren. Zwar verbesserte 
Gail Vieles an der Methode Felbiger’s, brachte das Tabellarisiren und das 
monotone Zusammenlesen ausser Uebung, beförderte einen zweckmässigeren 
Religions-Unterricht, das verständige Lesen und das Kopfrechnen; das Methoden 
buch Felbiger’s wurde durch eine Anweisung in Aphorismen für Lehrer ver 
drängt, und viele Schulbücher erfuhren wesentliche Umgestaltungen. Allein 
das Bestreben, mit eiserner Consequenz die ganze Volkserziehung nach strenge 
festgehaltenen Grundsätzen zu regeln, brachte es mit sich, dass die Normal 
lehrart dennoch wiederholt als die einzig zulässige erklärt, der Gebrauch keines 
anderen Schulbuches, als eines vorgeschriebenen, gestattet, ja sogar die Normal- 
Handschrift den Lehrern mehrmals eingeschärft und die Stunden-Ordnung für 
jede Art von Schulen vorgezeichnet wurde. Im Wesentlichen und Grossen blieb 
man demnach bezüglich der Lehrart auf Felbiger’s Standpuncte stehen, welchen 
nur die sogenannte sokratische Lehrform Gall’s einigermassen modificirte, so
	        
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