Akatholische Schulen.
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dem katholischen Lehrer jedenfalls leisten) entzogen und desshalb an Orten,
wo katholische Schulen bestanden, keine akatholischen errichtet werden. Von
der Verlassenschafts-Abgabe für den Schulfond wurden akatholische Gemeinden
dadurch nicht befreit, dass sie selbst Schulen errichteten, weil jene Abgabe
zugleich für die Kosten der Schul-Verwaltung bestimmt war.
Ganz besondere Sorgfalt wendete der rastlose Monarch der Ausbildung
der Israeliten zu. Allen Judengemeinden, in denen eine Haupt-Synagoge
sich befand, wurde die sofortige Herstellung einer Schule und die Entsendung
fähiger Jünglinge an eine Lehrerbildungs-Anstalt anheimgegeben. An Land
schulen durften auch christliche Lehrer angestellt werden. Dort aber, wo die
Israeliten keine eigene Schule besässen, sollten sie ihre Kinder in eine katho
lische schicken.
Auch für den Unterricht der Militär-Kinder wurde Vorsorge ge
troffen, indem nicht nur ihre unentgeltliche Aufnahme in die Schulen ihrer
Standquartiere stattzufinden hatte, sondern auch die Feldcapläne den Auf
trag erhielten, sie zeitweise zu prüfen und ihnen den Katechismus zu erklären.
Der feste Wille des Kaisers, die Thätigkeit der von ihm angeeiferten
landesfürstlichen und Privat-Beamten und die Einwirkung ausgezeichneter
Schulen-Oberaufseher steigerten in kurzer Zeit die Zahl und den Besuch der
Volksschulen in einem ausserordentlichen Grade. In Böhmen, wo im Jahre 1780
nur 16 Hauptschulen und 1917 Trivialschulen (458 der letzteren mit der alten
Lehrart) bestanden, stieg bis 1790 die Ziffer der ersteren auf 21, die letzteren
auf 2264, welche sämmtlich nach der verbesserten Lehrart eingerichtet waren,
der Schulbesuch wuchs um 150 Percente; in Mähren und Schlesien verzehn
fachte sich die Zahl der schulbesuchenden Kinder, während die Bevölkerungs
ziffer in Böhmen, Mähren und Schlesien sich gleichzeitig nur um 7 Percente
erhöhte.
Minder anerkennenswerth, als die Wirksamkeit Joseph’s für Ausdehnung
des Primär-Unterrichts, war die Beschaffenheit des letzteren. Zwar verbesserte
Gail Vieles an der Methode Felbiger’s, brachte das Tabellarisiren und das
monotone Zusammenlesen ausser Uebung, beförderte einen zweckmässigeren
Religions-Unterricht, das verständige Lesen und das Kopfrechnen; das Methoden
buch Felbiger’s wurde durch eine Anweisung in Aphorismen für Lehrer ver
drängt, und viele Schulbücher erfuhren wesentliche Umgestaltungen. Allein
das Bestreben, mit eiserner Consequenz die ganze Volkserziehung nach strenge
festgehaltenen Grundsätzen zu regeln, brachte es mit sich, dass die Normal
lehrart dennoch wiederholt als die einzig zulässige erklärt, der Gebrauch keines
anderen Schulbuches, als eines vorgeschriebenen, gestattet, ja sogar die Normal-
Handschrift den Lehrern mehrmals eingeschärft und die Stunden-Ordnung für
jede Art von Schulen vorgezeichnet wurde. Im Wesentlichen und Grossen blieb
man demnach bezüglich der Lehrart auf Felbiger’s Standpuncte stehen, welchen
nur die sogenannte sokratische Lehrform Gall’s einigermassen modificirte, so