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dass auch sogenannte Gürtler aus den Kronländern und aus Wien, Fr.
Födinger aus Gmunden, Biendl aus Innsbruck, F. Adler aus Wien
Bronzeobjecte zur Ausstellung gebracht haben. Ausserdem aber gibt es in
Wien noch Bronzefabrikanten, die nicht ausgestellt haben.
Brix & Anders, Carl Haas und Turbain haben nur wenige
Bronzegegenstände ausgestellt, von denen jeder für sich besondere Ver
dienste in Anspruch nehmen darf. Auf stylvolle Durchbildnng legen
Brix und Anders und C. Haas ein besonderes Gewicht. Turbain’s
»Venus und Amor« nach dem Modelle des Prof. König gegossen, ist mit
besonderer Sorgfalt ciselirt. Eine specielle Aufmerksamkeit verdienen die
aus freier Hand geschnittenen Bronzeornamente in den Galanteriearbeiten
von A. Klein, und die geistvoll erfundenen und virtuos durchgeführten
Ornamente auf den Kunst-Buchbinderarbeiten von Groner.
Eine Specialität auf dem Gebiete der Metallplastik ist Carl Haas.
Bekannt als eminenter Galvanoplastiker und wissenschaftlich gebildeter
Techniker, ist Carl Haas diesmal zum ersten Male als Bronzegiesser
aufgetreten mit der Reproduction des bekannten pompejanischen Silen als
Lampenträger und mit Kirchengefässen im romanischen Style. Wir kommen
in der Abtheilung über kirchliche Kunst noch auf diese Ausstellung zu
rück, hoffend, Herrn Haas noch öfters als Metalltechniker im Museum zu
begegnen. Er gehört in die Reihe jener bescheidenen Oesterreicher, die,
ihr Licht unter den Scheffel stellend, seltener in der Oeffentlichkeit er
scheinen, als es in ihrem eigenen Interesse • läge.
Auch wenn man die Bronzedecoration bei den Lüsters und Tafelauf
sätzen von A. Lobmeyr, so wie die von Koch effectvoll componirten
Figuren an einem Tafelaufsätze von Ulrich in Betracht zieht, nimmt
man wahr, dass diesem Fabricationszweige eine ganz besondere Aufmerk
samkeit von jenen Industriezweigen zugewendet wird, welche Bronze nur
gewissermassen als Beiwerk benützen.
Bei der Pianofortefabrication und der Kunsttischlerei, allerdings weniger
als es in Frankreich der Fall ist, kommt gleichfalls Bronze bei uns viel
fach in Anwendung.
Als Bronzefabrikanten im grossen Style treten diesmal Hollen-
bach’s Erben, Hanusch, J. Grüllemayer und F. Hagemayer auf;
Hollenbach’s Erben mit einer grossen Anzahl von vorzüglich gearbei
teten, meist für den besseren Hausbedarf berechneten Gegenständen: Can-
delaber, Steh-, Wand- und Hängeleuchter, Rosetten u. s. f. So gross die
Anzahl dieser Gegenstände ist, so geben sie ebenso wenig ein vollstän
diges Bild von dem Umfange der Fabrication von Hollenbach’s Erben,
als die Gegenstände, welche Hanusch ausgestellt hat.
Bei Hollenbach muss speciell die Aufmerksamkeit auf die mattver-
goldeten Figuren an den grossen von Th. Hansen gezeichneten Bronze
candelabern gelenkt werden — es ist das erste Mal, dass diese, sonst