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III.
Die volkswirtschaftliche Bewegung Berlins mit Rück
sicht auf Kunstgewerbe.
Bei meinem Berliner Aufenthalt sind mir zahlreiche Erscheinungen
volkswirthschaftlicher Natur vor Augen getreten, deren Zusammenhang
mit der Entwicklung der Kunst und Kunstgewerbe ganz zweifellos ist.
Ein Gang durch die Hauptstraßen Berlins zeigt ein großstädtisches Leben im
Geschäftsleben; überall trifft man neue Bauten, dem Geschäftsleben ge
widmet, luxuriös ausgestattet; das Auftreten von Firmen aus dem deutschen
Reiche, die sich jetzt in Berlin etablirt, zahlreiche Kunsthändler und
Ausstellungsräume für Kunst und Kunstindustrie — alles das sind Zeichen
der volkswirthschaftlichen Bewegung Berlins, das heute nicht mehr Hauptstadt
des Königreiches Preußen, sondern eines Großstaates ist. Der glänzende
Erfolg der jüngsten Berliner Gewerbeausstellung ist ein weiteres Symptom
des kunstgewerblichen Aufschwunges von Berlin. Nicht immer aber war
ich in der Lage, den Ursachen dieser Erscheinungen nachzugehen, oft sah
ich nur die Wirkungen vor mir, ohne mir überall die Gründe hiefür klar
machen zu können. Um diese Ursachen eingehender darlegen zu können,
fehlt mir die Einsicht in die volkswirthschaftlichen Fragen. Ich werde
mich daher nur wesentlich darauf einlassen, einige Thatsachen, welche
sich auf die volkswirthschaftliche Bewegung in Berlin beziehen, mitzutheilem
wobei ich auf jene Daten besonderes Gewicht legen muss, Welche von
Autoritäten auf volkswirthschaftlichen! Gebiete ausgehen. Die Schlüsse aus
diesen Thatsachen werden sich von selbst ergeben, und wird es nur nöthig
sein, hie und da eine Erläuterung beizufügen. Für alle diejenigen, welche
sich für volkswirthschaftliche Fragen interessiren, sind die statistischen
Publicationen von großem Werthe, welche jetzt in Berlin erscheinen. Mir
liegen drei Werke vor, die Zeugniss davon ablegen, welch’ großes Ge
wicht man in Berlin gegenwärtig auf die Statistik legt*). Es sind dies:
das Jahrbuch der Stadt Berlin von Dr. Rieh. Bockh (Berlin 1881),
der Bericht über die Gemeindeverwaltung von Berlin (Berlin
1879 bei J. Sittenfeld, 3 Bände in kl. Folio mit Plänen und Illustrationen
) Das statistische Bureau der Commune liegt in den Händen eines Fachmannes.
Ueber seine Organisation gibt der Bericht der Communalverwaltung im lü. Bd , S. 201,
Aufschluss.