Teil noch an die Zeit der Kuenringer. Die wuchtigen Mauermas-
sen, die sich fensterlos über dem Cranitfelsen auftürmen, bil-
deten cinst den fünfcckigen Berchfrit des Kuenringischen Wehr-
baus. In stumpfen-t Winkel stehen die Wände zueinander, passen
sich der Form des Burgfelsens an und drohen wie ein gewaltiger
Schild vor den übrigen Gebäuden des Schlosses, um den von der
Bergseite angreifenden Gegner abzuwehren.
In diesem Teil haben die Dachsherger im Jahre 1378 die stim-
mungsvolle Burgkapellc eingerichtet. - Die Hochburg wurde
dann im Laufe der Jahrhunderte in nordwestlicher Richtung wei-
tergebaut, wobei zunächst der Berchfrit mit dem im Westen auf
der höchsten Spitze des Burgfelsens stehenden Wachtturm durch
einen Wohntrakt verbunden wurde. Er bildet die Nordfront der
Burg und des inneren Hofes. In diesem Flügel befindet sich das
sogenannte „Archiv" mit seinem schönen spätgotischen Stern-
gewölbc und Wandmalereien im Stil der Donauschulc. Denn
bereits im Hochmittelalter und schon gar in der Zeit der Re-
naissance schienen die alten Wchrbauten ihren Bewohnern zu
düster und freudlos. Sie gingen also daran, entsprechend den
steigenden Anforderungen nach einer höheren Wohnkultur,
einige Räume architektonisch reicher zu gestalten und mit
Fresken auszustatten.
Die Wände überzieht ein dichtes System großblättriger Ranken
mit Türkenbund-Blüten und Granatäpfeln. In diese Dekoration
sind Gestalten von Landsknechten und Drollcrien eingefügt.
lline Wand ist mit der Darstellung einer Schlacht in hergiger
Landschaft, zu Füßen einer Burg und vor den Mauern einer Stadt
geschmückt. Man sieht die dichtgcdriingtc Schlaehtordnung der
beiden kämpfenden Parteien, wehende, sich rollende Banner, den
Lanzenwald, Geschütze, Zelte und ein Reitergefeeht. Die Fres-
ken eines anstoßenden Zimmers, die noch mehr der Renaissance
verpflichtet sind, zeigen neben modisch gekleideten Damen und
Herren, sowie Drollerien, - Äffchen und Wildleuten, - tueh
illusionistische, perspektivisch gemtlte Spielereien, wie vergil-
terte Fenster und Nischen, in denen Vasen mit zarten lieldblu-
men, Knospen, Blüten und Gräsern stehen. Die Ausstattung der
Die Burgkapelle wurde im Jahre 1378 von den
Dachsbergcrn in den romanischen Berchirit eina
gebaut. Die Kreuzrippen des Gt-wolhes ruhen
auf Konsolen, die mit den livangclistensyntbolcn
geschmückt sind. Der Flügelaltat" aus der zwei-
ten Halm- 15. jh. entstammt der Zeit der Star-
hemberger und ist den Heiligen Pankraz und
Georg geweiht, Die Rcliquienknpsel in der Al-
tarmcnsa trügt noch das Siegel des WCihlJiSChOlb
Blasius von Passau, der am 25. jiinner 1379
die Weihe des Altars vollzog.
Detail der Wandmalereien im sogenannten
„Archiv". Die Fresken gehören dem Anfang
des 16. _]h. an und stehen unter dem Einfluß
der Donauschule. Sie zählen zu den bedeu-
tendsten profanen Wandmalereien der Re-
naissance in Niederösterreich.
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