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Volltext: Holz-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 18

I. Die Erzeugnisse der Möbeltischlerei etc. 413 
sie 400 Arbeiter und erzeugte schon im ersten Jahre ihres Bestehens 
für 200 000 Rubel Waare. 
Die übrigen Aussteller vertraten zu gleichen Hälften die beiden 
russischen Hauptstädte. Alle überragte durch den Reichthum und die 
Schönheit seiner Arbeiten der Petersburger Nicolaus Stange, wel 
cher in dem Ehrenpavillon des russischen Kaisers einen Empfangs 
saal, einen Speisesaal und ein Schlafgemach mit Betkammer auf das 
Stattlichste möblirt hatte. In ihrer Gesammtheit bot die durchaus 
einheitlich durchgeführte Einrichtung der beiden letzterwähnten Zim 
mer ein so wohlthuendes Bild vornehmer Behaglichkeit und wahrhaft 
gediegener Pracht, dass wir nicht anstehen, sie als die bedeutendste 
Leistung aller Länder in diesem Fache zu bezeichnen. Nur Oesterreich 
bot ähnlich Bedeutendes mit einigen Zimmern im Pavillon des öster 
reichischen Kaisers. . 
* Eine dreischiffige Halle bildete den Empfangssaal des russischen 
Kaiserpavillons. Die mit lichten Wasserfarben angestrichene Holz 
architektur, die Wappenschilde mit Fahnentrophäen an den Pfeilern 
zwischen den Schiffen liessen hier Vieles zu wünschen — ihre ver 
gängliche und alltägliche Erscheinung stimmten übel zu dem soliden 
Charakter des Mobiliars. Letzteres bestand aus einem grossen Tisch, 
einer Anzahl hochlehniger Sessel und einem riesigen Divan, welcher 
der Eingangsthür gegenüber die ganze Schmalseite des Mittelschiffes 
einnahm. Ueber dem Divan füllte ein Gemälde von P. Verestscha- 
guine (Scene aus einem russischen Volksmärchen) die Wand bis zu 
den über der Höhe der Seitenschiffe angebrachten Fenstern. Der Tisch 
aus dunkelbraun gebeiztem Eichenholz zeigte seiner Grösse ent 
sprechend kräftige Profilirung aller Glieder, vasenförmige, durch breite 
Fussbretter verbundene Fiisse, hohe, an den Ecken mit weissen Blech 
ausschnitten beschlagene Zarge, weit vorragende mit rothem Tuch 
überzogene Platte. Die Stühle erinnerten auf den ersten Blick an die 
bekannte hochlehnige Form Ludwig XIV.; Füsse, Striegel und Stollen 
sind mit scharf markirter Profilirung gedrechselt, ausgenommen an 
den Verbindungen, wo ihnen die Form abgekanteter Prismen belassen 
ist. Der Polsterrahmen der leicht geneigten Rücklehne trägt etwa 
in Kopfhöhe des Sitzenden eine senkrechte mit ganz flach geschnitztem 
Ornament verzierte, und gleich dem Rahmen mit dem in der Fläche 
stilisirten Tannenreis umrandete Scheibe, darüber eine kleinere an den 
Rändern gekerbte Scheibe. Der Riegel des Sitzes liegt wagerecht, das 
Polsterkissen fällt um so viel nach hinten ab, dass seine Fläche mit 
derjenigen des geneigten Rückenpolsters wieder einen rechten Winkel 
bildet. Der gewebte Ueberzug zeigt auf schwarzem Grund einen brei 
ten Streifen mit Rankenornamenf von dunkelrother Farbe mit ein- 
gestreuten Goldpünktchen; er ist mit versilberten Nägeln augeheftet; 
rings um den Sitz hängen starke Fransen bis zur halben Höhe der
	        
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