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V. Heft. Gruppe IX.
schwarzer Perlen für Damentoilettenbesatz in Neudorf, Schwarz
brunn, Labau, Dalleschitz, Zasada etc. verfertigt — zu Zeiten
stehen diese ..Trempelzeuge“ allerdings gänzlich verwaist. —
Eine Specialität bilden die Glasspinnereien des Bezirkes,
deren man 160 zählt; Werkstätten, in welchen der ..Lampen
arbeiter“ an der Stichflamme des Löthrohrs aus massiven und
hohlen Glasstangen die manigfachsten Kunstgegenstände her
vorbringt, von denen wir noch sprechen werden. In circa
100 Perlenbläsereien „bläst“ der Arbeiter eben auch am
Löthrohre die allerwärts bekannten hohlen Glasperlen, denen
im Grunde die Gegend ihren Weltruf dankt. So ziemlich die
letzte Hand wird an das Fabrikat gelegt in 250 grösseren
Gürtler Werkstätten, deren Hauptsitze die Orte Gablonz,
Kukan, Eeichenau und Grünwald. In etwa 120 „Glasmale
re i e n“ werden über 300 Maler mit dem Decoriren insbeson
dere der Bijouteriewaare; mehr als 600 weibliche Arbeiter
aber, meist nur während der Wintermonate, durch die Per
lenstickerei mit der Anfertigung von Ampeln, Körbchen,
Glockenzügen u. dergl. beschäftigt. Wohl 180 Handlungs
häuser, darunter Firmen ersten Banges, besorgen den Ex
port der colossalen Productionsmassen dieser gewiss in ihrer
Art einzig dastehenden „Hausindustrie“, für welche wir die
Zahl der durchwegs freien, [selbstängigen Arbeiter auf min
destens 10.000 veranschlagen; die Summe Derer, welche durch
dieselbe mittelbar den Lebensunterhalt erwerben, darf mit
30.000 angeschlagen werden. Der Productionswerth — bei
der nachgerade ungeheueren Verzweigtheit des Gewerbes kaum
annähernd zu schätzen (man spricht von 3 Millionen) —
gewinnt an wirthschaftlicher Bedeutung im höchsten Grade
dadurch, dass das verwendete Eohmaterial zur Gänze im In
lande gewonnen und von hier aus, einzig und allein durch
die Arbeit bis zum fünfzigfaehen Mehrwerthe gehoben,
über Land und Meer nach 'allen fünf Continenten ver
frachtet wird.