64 GR. II. LANDWIRTSCHAFT, FORSTWIRTHSCHAFT UND GARTENBAU. FISCHEREIWESEN.
F. Technische Pflanzen.
1. Hopfen (Humulus Lupulus) ist si
cherlich von Alters her in unserem Lande
gebaut worden, denn in den alten Gesetzen
aus dem Anfänge des 14 Jahrhunderts wird
seiner Erwähnung gethan; er kommt jetzt
verwildert vielfach auch oben in Norrland
vor. Infolge der grossen Bierfabrikation
hat der Hopfenbau, besonders was die aus
ländischen Sorten betrifft, in den letzteren
Jahren sehr zugenommen und er wird mit
Vortheil sogar in Norrland 6 bis 8 Meilen
von der Küste getrieben.
2. Der Hanf (Cannabis sativa) wird,
obgleich nirgends in grösserer Menge, bis
an die gewöhnliche Grenze des Boggens
in Norrland gebaut. Als Zierpflanzen wer
den mehre ausländische Arten dieses Ge
schlechtes angewandt.
3. Der Flachs (Linum usitatissimum)
scheint gleichfalls von Alters her eine Cul-
turpflanze in Schweden gewesen zu sein.
In Norrland haben sich besonders die Pro
vinzen Angermanland und Helsingland durch
ihre vom Flachsbau abhängige Leinwand-
Industrie ausgezeichnet, wie auch gewisse
Theile von Smaland und Westergötland. Das
von Gespinstpflanzen occupirte Land be
trug im Jahre 1870 ungefähr 17,000 Hek
taren, die einen Ertag von 4^ Mill. Kilo
grammen Spinnmaterial gaben.
4„ Der Raps kommt bei uns in 2 For
men vor: der Kohlraps (Brassica napus
oleifera) und der Rühenraps (Brassica rapa
oleifera, Bübsen). Die Cultur des ersteren
ist am bedeutendsten in Skäne, wo die
Bapsernte wenigstens 12,000 Hektol. im
Jahre 1870 betrug, und in Gotland; der
letztere gedeiht bis in das Mälar-Thal hinauf.
5. Der Tabak. Von dieser Pflanze wer
den vorzugsweise Nicotiana tabacum mit
der Varietät Amerfort, Nicotiana macro-
phylla mit der Varietät Goundie und am
allgemeinsten Nicotiana rustica meistens
in der Nähe der Städte oder in ihrer Um
gebung gebaut, wo Dünger und Arbeiter
zur Blätterlese leicht zu erhalten sind, doch
reicht diese Cultur kaum über das mittlere
Schweden hinaus. Bei Ähus in dem Län
Kristianstad, wo der Tabaksbau am älte
sten (seit der Mitte des 18 Jahrhunderts)
sein soll, hat er sich in der ganzen Um
gegend verbreitet und die Production be
trägt daselbst in gewöhnlichen Jahren circa
170,000 Kilogrammen, ja bei Stockholm
dürfte der Ertrag noch etwas grösser sein.
Fischereiwesen.*)
Schweden ist, wie oben erwähnt worden,
auf seiner über zwölf Breitengraden langen
Ausdehnung von Norden nach Süden an
ungefähr zwei Drittheilen seines Umfanges
von Meeren umgeben, welche an mehren
Orten mit grossen Buchten in das Land
eindringen und längs der Küste weit aus
gedehnte Skären bilden. Ausserdem ist das
Land von zahlreichen Strömen durchflossen
und mit Landseen übersäet, so dass ein Zwölf
tel der schwedischen Erdoberfläche aus Ge
wässern besteht. Die Naturverhältnisse, wel
che die Zusammensetzung der Fischfauna
bedingen, sind demnächst gewisser Massen
verschieden nicht allein an den östlichen
und westlichen Küsten des Landes, sondern
auch in den innern Gewässern des nördlichen
und südlichen Schwedens, wodurch das Land,
im Ganzen betrachtet, eine in hohem Grade
abwechselnde und artenreiche Fischfauna
darbietet.
In einem Lande mit einer solchen phy
sischen Beschaffenheit muss natürlich die
Fischerei eine sehr bedeutende Nahrungs
quelle bilden, und es ist auch bekannt, dass
in Schweden nächst dem Ackerbau, der
Forstwirthschaft und dem Bergwerksbetrie
be die Fischerei die wichtigste unter den
Erwerbsquellen ist, welche der Bevölkerung
Lebensbedürfnisse und Arbeitsverdienst dar
bieten .
Die wichtigsten Fischereien, welche in
Schweden betrieben werden, sind folgende:
1. Landseefischerei und Uferfischerei
in den Skären des Reiches;
2. Lachsfischerei in den Flüssen und
Skären des Reiches;
3. Häringfischerei in der Ostsee und
an den Küsten des Reiches, und
4. Bankfischerei im Kattegat und in
der Nordsee.
1. Die Landseefischerei sowie die Ufer
fischerei an den Ostseeküsten des Reiches
wird im südlichen Schweden hauptsächlich
auf Barse (Perca fluviatilis L.), Sander (Lu-
cioperca Sandra Cuv.), Hechte (Esox lucius
L.), Bleihe (Abramis Brama L.) und ande
re karpfeuartige Fische sowie auf Aalquap-
') Mitgetheilt von dem Fischerei-Intendanten
Herrn D:r IIj. Widegren,