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schlittert war, die Landeswährung entwerthet, die
Staatseinnahmen tief gesunken waren und den gestör
ten Geldumlauf wieder herzustellen, den Staatshaushalt
vor dem Ruin zu bewahren, die Steuerlast ausseror
dentlich vermehrt wurde.
Eine zukunftsreiche Reform der Schulen, eine Be
lebung des kaufmännischen Unterrichtes, Verbreitung
fachlicher Kenntnisse hätte vor Allem nothgethan.
Aber das System der Regierung glaubte die volks
wirtschaftlichen Interessen schon genügend gesichert,
wenn es der täglich steigenden Ausdehnung der I a-
briks-Industrie keine Hindernisse in den Weg legte,
stützte sich auf den Genusssinn der Massen einerseits,
auf das grosse Aufgebot polizeilicher Ueberwachungs-
Organe anderseits und hielt den Clerus für seinen wirk
samsten Bundesgenossen. Während die nautischen
S chul on, eigentümlich genug, ein vollständiges System
mit organischer Gliederung erhielten, nach welchem
Seeleute vom Schiffsjungen bis zum Capitän der
weiten Fahrt in halbjährigen, ganzjährigen, 2jährigen
Cursen gebildet wurden, geschah für die Bildung der
Kaufleute in einem Landstaate — nichts. Das wirt
schaftliche Leben in Oesterreich hatte aber in derFiie-
densperiode von 1851 einen ganz anderen Charakter,
eine Reihe von Industrieen, einen früher ungeahnten
Aufschwung genommen.
Die grossen Güter und die Landwirtschaft, die
Dampfschifffahrt und die Eisenbahnen, der Handel mit
Rohproducten, der V erkehr mit industriellen Erzeug
nissen, die kleinen Gewerbe, welche den Luxusbcdüif-
nissen dienten -— waren creditbedürftig.
Für den Wechselverkehr der Reichshauptstadt
wurde zunächst die nieder österreichische Es-
eomptegesellschaft (Allerh. Entschl. v. 16. Nov.
1853), für den Gesammtverkehr des Reiches, nament
lich für grossartige Industrie-Unternehmungen, die Cr c-
dit-Anstalt für Handel und Gewerbe (1856)
o-e gründet; neue Communications-Anstalten
•"5 J"' '
Die ersten Cre-
ditinstitnte.