Seife 154.
Internationale Sammler-Zeitung.
riummer 10.
erinnerte an das in Flieder- und Oberbayern besonders bekannte
St. Ceonhard, die aus Eisen gefertigten Figuren, tuie Pferd und Rind
des Fandmannes, Hufeisen, die Ketten und die Hettenkirchen.
Außerdem dienen als material Terrakotta, Silber, öold, Haaropfer,
weiße und rote faden, Holz, welches schon im Indicuius pagan.
et superstit ermähnt mird. Von höchster Bedeutung für den Be-
roeis, daß in den Vatioen und Weihegaben noch urgeschichtliche
und oorgeschichtliche ITlotiue fortleben, sei uor allen Dingen ihre
form. Hiezu legte Pfarrer Göhler einzelne Exemplare oor, roelche
aus einer größeren Sammlung stammen. Zum Schlaf; betonte der
Redner, daß bei solcher forschung den forschenden jeglicher Spott
und jegliche Kritik der religiösen Gesinnung der Opfernden fernliege.
Hofrat Deichmüller mies im Anschlüsse an den Vortrag
darauf hin, daß die Sitte, Votioe darzubringen, bis in die jüngere
Steinzeit zurückreiche. Zu den ältesten derartigen funden gehören
rohe Darstellungen des ITlenschen aus Bernstein. Im fahre 1882
fand man bei Dux in der alten, jeßt oersiegten Riesenquelle einen
Bronzekesscl mit mehreren fibeln aus der Ca Tene-Zeit und im
fahre 18d3 in der Höhe einer Quelle bei Pyrmont ebenfalls fibeln
aus römischer Zeit.
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Chronik.
Ansichtskarten.
(Schmelzer bürgen.) Eine hübsche Serie oon sechs
Künstlerpostkarten brachte die Kunstanstalt G. A. feh in Zürich
in den Handel. Sie enthält unter dem Titel „Schmeizerburgen“ in
Heliograuüre nach Radierungen oon f. ßilletcr in Basel Ansichten
des Schlosses Rappersroil, der Habsburg, der Schlösser Thun
und Sargans, oon Chillon und Valeria, feine stimmungsreiche
Blättchen, die gegenüber den mechanischen Reproduktionen, mit
denen neuestens der markt überschwemmt mird, wieder einmal
den Wert und Reiz künstlerischer Auffassung dokumentieren. Die
Heliograoüren sind überaus sorgfältig und sauber geraten.
Antiquitäten.
(Die ägyptischen Altertümer König Ceopolds 11.)
Unter den Kunstgegenständen des Königs Ceopold oon Belgien,
die zum Verkauf stehen, befinden sich auch die ägyptischen
Altertümer, die er einst, als er noch als Herzog oon Brabant
Ägypten bereiste, ootn Khediue Said Pascha zum Geschenk er
hielt. Der Konseroator des Brüsseler ägyptologischen ITluseums
Capart gibt dauan in einem Brüsseler Blatte folgende Schilderung:
Die Altertümer, die der Khedioe dem künftigen König der Belgier
zum Geschenk machte, bestehen in Alu niensärgm, Statuen oon
Königen und Gottheiten und Bruchstücken oon Werken der Bild
hauerkunst, dazu einer Reihe kleinerer Gegenstände oon geringerem
Werte. Die schwersten dieser Gegenstände wurden in dem könig
lichen lllarstall an der Place du Träne unfergebracht (was nicht
gerade oon allzu großer Wertschätzung der zum Teil recht kost
baren Geschenke zeugt). Hier schlummerten sie fahre lang, oon
der wissenschaftlichen Welt ungekannt, bis ein amerikanischer
Kenner sie zufällig entdeckte und den Heidelberger Ägyptologen
Prof. Eisenlohr aufmerksam machte, der dann eine eingehende
Schilderung daoan in den Annalen der Condoner Archäologischen
Gesellschaft gab. Besonders zu ermähnen sind eine Stelle (säulen
artiges Grabmal) eines römischen Soldaten, das aus Alexandrien
stammt und zu dem nur das ITluseum in Alexandrien ein Gegen
stück besitzt, zwei Statuen, die eine Göttin mit einem Cömenkopf,
die Göttin Sekhmet darsfellen, wie deren zahlreiche oom König
Amenophis II . in einem Tempel oon Theben der Göttin gewidmet
wurden Die meisten Sammlungen Europas besitzen ähnliche
Exemplare, ferner enthält die Sammlung des Königs zwei Stelen
aus der altägyptischcn Periode; die eine, wie aus der Aufschrift
ersichtlich, ist diejenige eines hohen Beamten namens Reki, die
andere die einer Priesterin der Gottheit Hatfor, namens Stetnert.
Interessant ist auch eine Gabenliste, eine jener eigenartigen Speise
karten, welche die liebende fiirsorge der Verwandten den Verstor
benen mit ins Grab gab, um ihnen auch für den Todesschlaf eine
ausreichende Flahrung mitzugeben. Die Tafel, oon der mir sprechen,
oerzeichnet nicht weniger als 96 oerschiedene Gerichte, ferner ein
sehr mertooller Sarkophag aus rotem Granit, auf dessen Deckel
der Verstorbene abgebildet ist, das Haupt mit einer umfangreichen
Perücke bedeckt und in den Händen zwei Amulette haltend. So
dann ein wunderoolles Bruchstück eines Reliefs oon außergewöhnlich
feiner Arbeit, die Züge eines Verwalters des berühmten Tempels
Ramses li. in Theben darstellend. Capart bezeichnet es als eines
der schönsten Stücke der späteren Periode ägyptischer Kunst.
Schließlich noch die Statue eines Königs ITlasahirta, oon dem nur
zwei oder drei Denkmäler oorhanden sind. Der König sitzt aut
einem hohen Thron und ist oon der Höhe der Brust in der Gestalt
eines falken dargestellt, der der heilige Vogel des ägyptischen
Königtums war. Kein ITluseum besiljt ein ähnliches Stück. Capart
faßt seine Beschreibung der Kunstgegenstände dahin zusammen,
daß, wenn die Sammlung des Königs auch nicht sehr umfangreich
sei, doch jedes ITluseum stolz sein könnte, die Sammlung zu erhalten.
(BeidenAusgrabungen in Tarent) kam neuerdings neben
einer fülle an jonischen und korinthischen Vasen aus dem oierten
fahrhundert o. Chr. eine Terrakoftagruppe oon großer Schönheit
und bester hellenistischer Arbeit ans Tageslicht, die Amor auf den
Schultern der Venus knieend darstellt.
(Ostasiatische Kunstschätze.) Wie man uns aus Berlin
schreibt, hat Kaiser Wilhelm 11. der ostasiatischen Kunstabteilung
des dortigen ITluseums für Völkerkunde eine Reihe prachtooller
Objekte zum Geschenke gemacht. Ein Hauptstück der Schenkung
ist der prachtoolle dramatische Regensturm des Chinesen Wu 1-t’san.
Um das fahr 1300 ist ein Bild des großen Philosophen Caoffe
oon der Hand des Kleisters aus Kyoto Kano lllolonobu entstanden,
oon dem der Kaiser ferner das Gemälde eines entzückend weißen
Reihers schenkte. Hoch stattlicher ist die Reihe der kunstgewerb
lichen Gegenstände. Der größere Teil ist chinesischen Ursprungs
Vielleicht das kostbarste Stück bildet ein sechseckiger Kasten in
schwarzem Tack mit prachtoollen Perlmuttereinlagen, wahrscheinlich
aus dem zwölften oder dreizehnten fahrhunderte. Schließlich sind
noch zwanzig kostbare Teeschalen aus dem ITlittelalter zu erwähnen.
(Schleswig-Holsteinische Altertümer.) Die Galerie
„Kallsen“, die bedeutendste Sammlung schleswig-holsteinischer
Altertümer ist durch Kauf in den Besitz der Herren Karl R. Reiner
und Karl Ceminsky in Berlin übergegangen.
Bibliophilie.
(Zwei Blätter aus der ersten datierten Bibel.) Jn
der „Cinzer Tagespost“ berichtet der Vorstand der Cinzer Studien
bibliothek, Professor Dr. Konrad Schiffmann, über einen inter
essanten fund, der ihm in der dortigen Büchersammlung geglückt
ist. Es handelt sich um die Entdeckung oon zwei Blättern der
oon fust und Schoeffer in ITlainz im fahre 1462 gedruckten
lateinischen Bibel. Sie hatten als Deckelbekleidung eines 1522 bei
Ad. Petri in Basel gedruckten Buches (Tafel der Kaiser und
Könige) gedient, nachdem Gutenberg im fahre 1455 den Prozeß
mit seinem ITlitarbeiter fust oerloren und diesem sein ganzes
Druckmaterial hatte abtreten müssen, oerband sich fust mit dem
sehr tüchtigen Peter Schoeffer und diese beiden druckten dann