Hummer 21
Internationale Sammler-Zeitung.
Seite 331
Besondere Ermahnung uerdient noch eine Sammlung der besten
deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter (Karlsruhe 1774 84
bei Chr. Gottl. Schmieder), in 145 prachtoollc Ccderbcinde der Zeit
gebunden, die für 560 mir. oerkauft itnirde, und ein frühes Exem
plar des F.ivre d’hmres oan Couis Cegrand, das in einer Auflage
uon nur 160 Exemplaren ausgegeben wurde und den Preis nun
500 Ulk. erzielte.
Bilder.
(Ein neuer Rembrandf in Kopenhagen.) Aus Kopen
hagen wird uns geschrieben: Bei der Eröffnung der Abteilung
für ältere Ulalerei im Kunstmuseum machte der neue Direktor des
llluseums Karl llladsen die überraschende ITtifteilung, dafj er in
der Verborgenheit eines Dienerzimmers des Custschlosses Fredens-
borg Rembraudts Gemälde „Der Kreuzritter“ entdeckt habe.
Ursprünglich sei es gröfjcr gewesen, worauf man u. a. aus der
durchg eschnittenen Signatur schließen könne, im übrigen sei es
gut erhalten und bedeute eine sehr merfoolle Bereicherung der
meistermerke der Galerie. (Bei neuentdeckten Rembraudts heilst
es bekanntlich: Vorsicht und abmarten! . . .)
Handschriften.
(Ein Voltaire-?und in ITtünchen.) ln der 111 ünebener
Staatsbibliothek hat Prof. E. Jordan einen interessanten ?und
gemacht, über den er in den „ITlünchener neuesten llachrichtcn“
berichtet. Er hat die Voltaire-Handschriften der Bibliothek
genauer untersucht und dabei feststellen können, dal} es sich hier
um fast ausschließlich uom Dichter selbst herrührende, oon ihm :
diktierte und zum Teil eigenhändig korrigierte Ulanuskripte handelt. :
Es sind Geschenke Voltaires an den Kurfürsten Karl Theodor
(1724 bis 1709) der sich in den fünfziger Jahren des 18. Jahr- j
hunderts lebhaft bemühte, Voltaire an seinen Hof zu ziehen; die
Dankschreiben des Kurfürsten auf jene Sendungen sind ebenfalls
noch erhalten. Die Ulnnuskripte (Handschriften der „I'ucelle“, der
zwei ersten Bände des ..Essai sur Thistofie universelle“, der Tra
gödie „l.’Oi'i lieiin de la Chine“ und des „Tuncrede“) weichen
erheblich uon den Drucken ab und zeigen zum Teil recht interes
sante Versionen (so eine dreiaktige ?assung des „Orphelin de la
Chine“, oon deren ursprünglichen Vorhandensein man aus Vol
taires Briefen wuf,te, die aber bisher als oerloren galt).
Dumi5matik.
(Die münzuersteigerung bei Cahn in frank-
furt.) Auf der unter Heitung der Alünzenhandlung Adolph £.
Cahn zu ?rankfurt a. 111. am 11. und 12. o. 171. abgehaltenen Ver
steigerung zweier lllünzsammlungen brachten die wichtigsten
Stücke der Sammlung eines ausländischen Sammlers folgende
Preise: Bremen, Erzbistum, Johann III. Rode, Taler 1511 lllk. 190.
Coroey, Abtei, Reiner u. ßuehho z, Taler u. J lllk. 205. Quedlin
burg, Dorothea oon Sachsen, Breiter Doppeltaler 1617, lllk. 260.
Reckheim, Ernst oon Cynden, Talerklippe (Unikum), Ulk. 900 ße-
sangon, Schautaler 195, lllk. 460. Hildesheim, Taler 1 05 zum
Gedächtnis der Wappenocrleihung durch Karl Y, lllk. '85 Uliihl-
hausen in Thüringen, Taler 1665, lllk. 200 Stralsund, Taler 1649,
lllk. 210. In der II Abteilung, Sammlung Waldemar Schlesinger
(Berlin) fanden besonders die darin enthaltenen zahlreichen kleinen
Goldmünzen ('/, bis '/, Dukaten) Ciebhaber. So brachte ein ein
seitiger Kärnthner Goldheller oan 1659, lllk. 56. Ein goldenes ßtichs-
sclien des Kurfürsten Johann Georg III oon Sachsen, oon feiner
Goldschmiedearbeit, Ulk 65. 1 , Dukat Christian Ulrichs o. Würt
temberg-Gels auf seine Vermählung, lllk. 105. , Dukat Dietrich
stein 1462, lllk. 65. Cöwenstein-Wertheim 1 , Dukat o. J., Ulk. 75.
Ein kleines silbernes Döschen mit 52 Stück /„ nürnberger Camm-
dukaten, Ulk. 90. Ein solches oon Regensburg, lllk. 1 15 usm. Von
den Uledaillen dieser Sammlung brachte eine Porträtmedaille Frie
drichs III und Ulaximilians I, lllk. 190. Eine Uledaille auf die
Türke, siege Herzog Karls V. oon (Lothringen, Ulk. 145. Uledaille
des Großen Kurfürsten (o. Gottfried Ceygebe) auf die Geburt der
Prinzessin flmelia, lllk. 140 und eine Uledaille oon demselben
Künstler auf Prinz Karl Emil oon Kurbrandenburg, lllk. 125. Eine
unedierte Klippe oon Schlesien-Troppau 1618, lllk. 555. \ 4 Taler
' oon Ernst oon Schauenburg 1610, lllk. 125. Von deutschen Por
träfmedaillen aus dem 16. Jahrhunderl wurden bezahlt: Wolf Eder
zu Geizenburg und Gabriel Eder zu Edenburg 1586, lllk. 575.
! Illartin futher (auf seinen Tod) 1546, Ulk. 285. Hans Thomas
i llewkum zu Dürnberg (o. Valentin lllaler), lllk. 560.
(Eine Erinnerungsmedaille an den Kaiserbe
such in Bosnien und der Herzegowina.) Aus Anlatj des
i Besuches des Kaisers ?ranz Josef in Bosnien und in der Herzego
wina hat das Gemeinsame Finanzministerium eine Erinnerungs-
' medaille prägen lassen, welche die Tage des Besuches in aller
| Gedenken bewahren soll. Die Uledaille ist ein Werk des Wiener
niedaillcurs Richard PI acht, dem auf Grund einer zu diesem
Zwecke seitens des ministerums oeranstalfeten engeren Konkurrenz
mehrerer österreichischer und ungarischer llledailleure die Aus
führung zuerkannt wurde. Die Uledaille zeigt auf der Vorderseite
das Bildnis des Kaisers in Illarschallsuniform zu Pferde in
überaus monumentaler Wirkung mit der folgenden, auf das Er
eignis bezughabenden lateinischen fegende: „IIS MEMORIAM
EELICISSIMORIJM HIERUMQUIBÜS AUGUSTISSIMI FRANCISOI
JOSEPHI I. CAESAREA ET REGIA MAJE3TAS APOSTOLICA
BOSXIAM ET HEROEGOVINAM IN EI DEM ET DICIONEM RE-
CKPTA.S PU IM UM ADT1T A. XXX. MA1I AU IV. JUNII MOMX.“
Die Rückseite zeigt eine die lllifle einnehmende stehende weib
liche Figur in fandestracht, die Personifikation Bosniens und der
Herzegowina, die das auf einem Felsen ruhende Wappen der
beiden fänder hält. Rechts und links belinden sich im Hinter
gründe in zarter lllodellierung landschaftliche Darstellungen der
beiden Hauptstädte Sarajeuo und lllostar. Die Uledaille ist
in einem Durchmesser oon 75 lllillimeter ausgeführt und gelangt
in einer Anzahl oon 4000 Exemplaren in Bronze bei der Wiener
und Kremnifjer Ulünze zur Ausprägung. Dem Vernehmen nach
sollen mit diesen Uledaillen alle ö'fentliehen Ämter und Behörden
in Bosnien und in der Herzegowina sowie oerschiedene Persönlich
keiten beteilt werden. Das erste Exemplar wurde in Gold geprägt
und dem Kaiser überreicht. Für die Ausführung dieser Uledaille
hat der Gemeinsame Finanzminisler Freiherr o. Burian dem
Künstler seine Anerkennung ausgesprochen. Bekanntlich ist auch
die im Jahre 1909 oom Kaiser Franz Josef gestiftete bosnisch-hcr-
zegominische Erinnerungsmedaille uon demselben Küns'er ausge
führt worden.
Philatelie.
(Die italienischen Briefmarken aus Tripolis.
Ulan schreibt uns: Die Ulitfeilung der „Perseocranza“ über die
ersten italienischen Briefmarken aus Tripolis beruht auf einem
Irrtum, und die oon dem Blatte daraus gezogenen Schlüsse sind
hinfällig. Italien besitzt nämlich infolge der Unzuoerlässigkeit des
türkischen Postwesens schon seit 1874 eigene Postämter in Tripolis.
Van 1874 bis 1901 waren dort die kursierenden italienischen
Ularken mit dem Aufdruck Estero (Ausland) in Gebrauch. Dieselben
lllarken wurden auch auf den italienischen Postämtern in Aegypten,
Assab, Tunis u. a. oerwendet. Erst K00 erhielten die italienischen
Auslandspostämter Ula r ken mit dem Aufdruck des betreffenden
fandes: Die Ularken für Kreta tragen den Aufdruck fa Canea auf
den kursierenden italienischen Ularken. Tripolis hatte oon 1901
bis 1910 nur eine lllarke, nämlich 25 Cts. der italienischen Emission
1901 mit dem Brustbild Viktor Emanuels J1'. und dem türkischen
Aufdruck 1 Piastra. Seit 1910 führen die italienischen Postämter
in Tripolis die italienischen Ularken zu t, 2, 5, 10, 15, 25, 40 und
50 Cts. sowie zu I und 5 Cire mit dem Aufdruck Tripoli di Barbern,
außerdem Exprcfpnarken zu 25 lind 30 Cts. Das sind die gegen
wärtig gebrauchten, oan der „Perseueranza“ erwähnten lllarken,
oon denen allerdings noch oiele keine Kenntnis hatten. Auch für
die italienischen Postämter in der eigentlichen Türkei wurden 1902
die italienischen Ularken mit dem Aufdruck der türkischen Para-
und Piasterwährung oersehen. Seit 1909 tragen diese Ularken der
italienischen feuantepostämter noch den Aufdruck der Städte
Durazzo, Janina, Jerusalem, Konstantinopel, Saloniki, Scutari,
Smyrna und Valona. Besondere Ularken hat Italien nur für
Italienisch-Somaliland: Elefanten- oder fömenkopf im Hochrechteck
mit dem Aufdruck Benadir und der Wertangabe in Besä und Anna,
also der indischen Währung, die an der Uardostküstc Afrika