riummer 24
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Internationale Sammler-Zeitung.
trefflichen Zuccali, des Baumeisters non Kurfürst ITlax
Cmanuel, mit einer Galerie auszustatten, toenn sich auf
tausend Bieter danon die Schleiljheimer Gemäldesammlung
befindet? Von tausend Besuchern des Hauptschlosses
roerden keine zehn nach Custheim gehen, um da noch weiter
ßilderstudien zu machen, t'igens aber cnegen der Clemen-
tinischen Sammlung die Besucher nach Schleifjheim zu
rufen, hatte auch wenig Zroeck; dafür ist, troljdem sie
sehr hübsche Stücke enthält, ihre Bedeutung nicht grofj genug.
Die Gründung der Galerie Custheim entsprang in der
Hauptsache mahl dem Wunsch, eine dem Hof gehörige
Bildersammlung in einem Gebäude unterzubringen, das
uom Hof oerroaltet coird. Ulan roollte die Verwaltung
oereinfachen, ein Wunsch, der jedem begreiflich ist, der
roeifj, was in Bayern für schwierige Verhältnisse dadurch
bestehen, dafj in unseren öffentlichen Sammlungen so oft
Hof- und Staatsgut miteinander gemischt wird. Die ITlisere
der Fleuen Pinakothek kommt auch zum großen Teil daher.
Aber wenn schon der Wunsch begreiflich ist, so konnte
doch kaum eine untauglichere Cösung der frage gefunden
werden als die Unterbringung der Clementinischen Galerie
in dem einsamen Custheim.
Als man das tat, war man oon dem fröhlichen Gott
oertrauen beseelt, das bis oor kurzem der Verwaltung
unserer lllünchner Clluseen über so oiele Ungunst der
Verhältnisse weghalf. Ulan glaubte einfach nicht, dafj ein
Bild, das ins Jnuentar der k. bayrischen Sammlung ein
getragen war, einen Prioatmann zum Diebstahl reizen
könnte. Cs herrschte die Ansicht, dafj kein Bilderraub zu
fürchten sei, weil seit den Tagen der Cola ITlontez die
Alte Pinakothek nicht mehr bestohlen worden war. Die
üppige Spanierin war wirklich auf ein halbes Jahrhundert
die lefjte gewesen, die sich an unserem Gemäldeschatj oer
griffen hat, und sie war recht bescheiden, als sie sich das
Andenken an ihr liebes lllünchen aussuchte: ein kleines
holländisches Bildchen nahm sie, und zwar, wenn ich recht
unterrichtet bin, einen ITlieris.
Aber seit einigen Jahien sind die Verhältnisse doch
immer unsicherer geworden. Cs wurde da und dort in
unseren ITluseen, auch in der Alten Pinakothek, etwas ge
stohlen, und ich habe noch in der letjten Zeit meiner Zu
gehörigkeit zur Pinakothek, allerdings über den Kopf des
Direktors hinweg, die Veranlassung geben müssen, dafj
die Sammlung gegen Diebstahl so weit gesichert wurde,
wie das eben geht, freilich, was helfen alle Schlösser,
Gitter, Cäutwerke, Wächter und Hunde, wenn die Cin-
brecher sich einen Plan ausdenken, um in eine Sammlung
einzudringen. Der grotje Condoner Kunsthändler Wertheim
hatte in seinem Hause einen Raum mit allen ITlitteln der
modernen Technik und besonders durch äufjersf raffiniert
angebrachte elektrische Täutewerke gegen Cinbruch so gut
wie oöllig sichern lassen. Aber als eines morgens seine
Angestellten in diesen Raum traten, der die kostbarsten
Gegenstände barg, waren oerschiedene Bilder oon Gains-
borough gestohlen, ohne dafj jemand den unangenehmen
Besuch gemerkt, und ohne dalj nur eine der oielen elek
trischen Klingeln ein Signal gegeben hätte.
Die Technik der Aluseumsdiebe wird immer besser,
gerade wie die der Geldschrankknacker, und so lange nicht
ein internationales, auch jenseits des Ozeans geltendes
Gesetj den Verkauf oon Kunstwerken und Altertümern, die
aus ITluseen, Kirchen und anderen öffentlichen Gebäuden
gestohlen sind, unmöglich macht, so lange sind unsere
Sammlungen einer immer mehr steigenden Gefahr aus-
gesefjf. Jn Custheim wird oon kleinen Ceuten und Wild
dieben gestohlen, im Couore nimmt eine internationale
Diebsbande die lllona Cisa an sich und aus einer rheini
schen Kirche darf der oornehme, mit allen Resultaten der
Wissenschaft oertraute Kunsthandel ein mertoolles Reliquiar
einem amerikanischen Sammler zuführen. An sich ist der
Schleiljheimer Bilderraub ja unbedeutend gewesen und er
wurde schnell genug gesühnt: aber im Zusammenhang
mit den unaufhörlichen Belästigungen unserer ITluseen
zeigt er, dafj schlechterdings heute keine Sammlung sich
mehr für gesichert halten darf.
Daraus erwächst aber die eingangs schon gestellte
frage: Brauchen wir die oielen kleinen Sammlungen und
wozu ist im besonderen neben Schleifjheim noch in Cust-
heim eine Galerie nötig? Sie nütjen mit wenig Ausnahmen
niemand zu Belehrung, sie haben keine Bedeutung als
Bildungsfaktor für das Volk, sie sind eine Dekoration oon
sehr zweifelhaftem Wert; sie dienen meistens, wofür die
Burghausener Galerie ein bemerkenswertes Beispiel ist,
den Charakter des historischen Gebäudes, in dem sie unter
gebracht sind, gründlich zu oerfälschen. Unser staatlicher
und der dem Hof gehörige Gemäldeschatj, der ohnehin sehr
bedeutend ist, wächst oon Jahr zu Jahr und schleppt einen
lästig großen Ballast oon oöllig ruinierten, in keiner Hin
sicht interessanten Bildern mit sich, worunter alte, oer-
dorbene Kopien oon genealogischen familienbildnissen einen
grofjen Raum einnehmen. Verbrennen kann man sie frei
lich nicht: aber sie so breitspurig aufzubemahren, dafj sie
den guten Bildern den Plafj wegnehmen und zur fort
währenden Gründung oon filialgalerien ganz untergeord
neten Ranges führen, ist sehr bedenklich: unter anderem
wegen der Diebsgefahr, die, wie man sieht, durch sie noch
mehr vergrößert wird als das durch die übrige Cntwicklung
der Verhältnisse ohnehin geschieht. ITT. Allg. Ztg.
Die Deueriuerbungen des Berliner ägyptischen fDuseums.
Aus Berlin wird berichtet: Das ägyptische lUuseum, dessen
Räume leider schon längst in keinem Verhältnis zu den in den
letjten Jahren hier unfergebrachten fundcn uon höchstem Werte
stehen, mar seit langer Zeit gezwungen, einzelne seiner Säle zu
schließen und dort die funde zu magazinieren, um in anderen
Räumlichkeiten Plaß für seltene und kostbare lJeuheiten zu schaffen
und so wenigstens so gut wie möglich dem Beschauer oon Zeit zu
Zeit Kenntnis oon den f ortschritten seiner großartigen und einzig
dastehenden Sammlungen zu geben. So hat sich denn wieder
eine Reihe oon Sälen, die jahrelang dem Publikum unzugänglich
waren, geöffnet und bietet aus allen Zeitepochen des Pharaonen
reichs, ans dem alten, mittleren und neuen Reich großartige funde, i
die bisher nicht gezeigtjoerden konnten, dar.
Jm Saal des alten Reichs heben wir ein Dekret des
Königs Pept I. heroar, das oon der Verleihung oon Prioilegien an
die Beamtenschaft der Stadt, die sich an seine Pyramide anschloß,
handelt. Das mertoollc Stück, dessen Cnfzifferung gelungen ist,
wurde in Daschur, 50 Kilometer südlich oon Kairo, oor mehreren
Jahren gefunden und gibt Einblicke in die Zeitepoche 2500 o. Chr.
Doch älteren Datums sind die Überreste oon hölzernen Gefäßen,
mit zum Teil oergoldeten fayencen; in sie sind kunstooll Capis-
lazuli- und lllalachitsteine eingelegt. Die Inschriften, meist Königs
titulaturen, weisen auf die fünfte Dynastie 2600 o. Chr. hin. Um
dem Beschauer ein Bild oon der Schönheit dieser Gefäße zu geben,
hat die Deutsche Orientgesellschaft solche aus den Überresten in
farbigen Rekonstruktionen narhbilden lassen. Jn demselben Saal