Nr. 8
Internationale Sammler-Zeitung.
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plare der antarktischen Marke an alle Postämter der Welt
verteilt wurden. Als das Expeditionsschiff Shackletons,
»Nimrod«, seinerzeit zurtickkehrte, brachte es eine große An
zahl antarktischer Postsendungen mit. Am Mac Murdo-Sound
hatte Shackleton sein eigenes Posthaus.
(Postwertzeichen-Ausstellung Breslau
1 9 I ,3.) Der Schlesische Briefmarkensammlerverein und der
Breslauer Philatelistenverein veranstalten im Rahmen der Jahr
hundert-Ausstellung .auch eine Postwertzeichen-Ausstellung, und
zwar soll sie vom 17. bis 24. August stattfinden. Anmeldungen
von Ausstellungsgegenständen werden erbeten an Herrn Ober
lehrer Dr. Le n z e, Breslau, X, Lehmdamm Nr. 7 c.
Verschiedenes.
(Tod bekannter Sammle r.) Einer der bekannte
sten Autographensammler, Karl M e i n e r t, ist, wie uns aus
Frankfurt a. M. gemeldet wird, im 66. Lebensjahre ge
storben. Aus Dessau gebürtig, wuchs er in der Familie des
Dichters Börne auf und widmete sich den schönen Künsten.
Er trat in persönliche Beziehungen zu dem Wagner-Kreis und
zu den meisten Koryphäen der Dichtkunst und Musik. Vor
etwa 1% Jahrzehnten besaß er die größte Autographensamm
lung in Europa. Darunter befanden sich Manuskripte von
Mozart, Beethoven und Richard Wagner. Der grüßte Teil
seiner Sammlung ist vor 15 Jahren an einen Frankfurter
Kunstsammler übergegangen.
(Ein gotisches S t e i n r e 1 i e f.) Aus Wels wird
uns berichtet: Auf dem Bauerngute Strasser in der Gemeinde
Gunskirchen wurde auf Veranlassung des hiesigen Antiquitäten
händlers Hans Schorn eine Steinplatte bloßgelegt, die als
ein schön gearbeitetes gotisches Steinrelief aus dem vierzehnten
oder fünfzehnten Jahrhundert, darstellend die Geburt Christi,
erkannt wurde. Ein Münchener Kunsthändler kaufte die Platte,
für 13.000 Kronen, doch wurde gegen ihre Ausfuhr von der
politischen Behörde Einspruch erhoben. Das Kunstwerk lag seit
Mitte Oktober 1912 im Magazin eines hiesigen Spediteurs. In
den letzten Tagen langte die Mitteilung ein, daß Erzherzog
Franz Ferdinand den Stein von dem Münchener Kunst
händler käuflich erworben habe. Er soll im Neubau der Wiener
Hofburg einen Platz erhalten.
(Adele Schopenhauers S i 1 h o u e 11 e n b u c h.)
Mau schreibt der »Vossisohen Zeitung« aus Weimar: Im
Goethe- und Schiller-Archiv ist beim Ordnen des Nachlasses
von Ottilie v. Goethe ein wertvolles Büchlein gefunden wor
den, das ungefähr 40 von der Hand Adele Schopen
hauers geschnittene entzückende Silhouetten auf farbigem
Hintergründe enthält. Eine Anzahl dieser zumeist bekannte
Persönlichkeiten aus dem ersten Drittel des vergangenen Jahr
hunderts darstellenden Bilder ist mit handschriftlichem Text
versehen. Der Assistent des Goethe-Nationalmuseums, Doktor
K r ö b e r, wird in Kürze im Verlag von Gustav Kiepenheuer
in Weimar diese Silhouetten mit begleitendem Texte publi
zieren.
(Historische Federhalter.) Anstoßend an das
Archiv des Ministeriums des Aeußern in Paris befindet
sich ein kleines historisches Museum, das vom Präsidenten
Loubet gegründet wurde. Eine Vitrine desselben enthält
Federhalter, die zwar ein recht gewöhnliches Aussehen haben,
aber durch ihre Mitwirkung bei wichtigen Ereignissen eine
historische Bedeutung erlangt haben. Hier liegen die Federn,
mit welchen Bismarck und Jules Favre 1871 den
Waffenstillstand Unterzeichneten; die Rohrfeder, mit welcher
M u 1 a y H a f i d und R e g n a u 11 am 30. März 1912 den
Vertrag unterschrieben, der Frankreich das Protektorat über
Marokko verlieh; ferner das Instrument, mit welchem Mac
Kinley und Jules Cambon die Präliminarien des
Friedens zwischen den Vereinigten Staaten und Spanien fest
setzten, und endlich die Feder, mit der Gambe tta seine
Demission unterfertigte.
(D r e h o r g e 11 i e d e r.) Bei Forschungen in Biblio
theken und Archiven und Privatsammlungen niederdeutscher
Städte hat neuerdings Johannes E. Rabe Schätze der deut
schen Volkspoesie, zahllose Drehorgellieder, gefunden. Ihm
ist es gelungen, über diese ganz besonders in niederdeutschen
Gegenden verbreitet gewesene Form des Volksgesanges wert
volle Materialien zusammenzutragen. Er stellte, wie die
»Musik« berichtet, fest, daß allein die aus dem 19. Jahrhundert
bekannt gewordenen Drehorgellieder die Zahl 20.000 erreichen.
Die Lieder hängen meist mit der Tagesgeschichte zusammen
und behandeln besonders die Gestalt Napoleons, die Be
freiungskriege, die schleswig-holsteinschen Kriege und den
Krieg von 1870/71. Bis zum Jahre 1850 zeigen die Texte fast
ausnahmslos die hochdeutsche Sprache, dann erst tritt das
Plattdeutsche an die erste Stelle, was wohl als Folge des Er
scheinens der Werke der großen Plattdeutschen, Klaus Groths
und Fritz Reuters, gelten kann. Die Zahl der überhaupt vor
handenen Drehorgcllieder muß eine unendlich große sein.
(Bilderschwindel.) Ein Erkenntnissenat des
Wiener Landesgerichtes ist am 1. d, M. über ein Konsortium
von Bilderschwindlern zu Gericht gesessen, das u. a. auch die
von uns in Nr. 14 des vorigen Jahrganges geschilderte Komödie
mit einem angeblichen Aquarell von Rudolf A11 aufgeführt
hatte. Das Gericht verurteilte die, 71jährige Antiquitätenhänd
lerin Hermine Köhler zu drei Monaten, den 46jährjgen
Agenten Leopold Frau er zu fünf Monaten, die 32jährige Pri
vate Berta M e n z e 1 zu zwei Monaten, den 54jährigen Agenten
Stephan Link und dessen Schwager, den 36jährigen Ge
schäftsführer Bernhard R o s e n b e r g, zu je drei Monaten ein
fachen Kerkers.
Museen.
(Aus der Bibliothek Charlotte Schillers.)
Hofrat Dr. Jakob Minor, der verstorbene Wiener Literatur
historiker, hat dem Wiener Goethe-Verein, den er jahrelang
geleitet hat, für. sein Museum ein wertvolles Geschenk hinter
lassen. Es ist ein Exemplar der »Works rif Ossian«, von Goethe
und Merck herausgegeben, mit den vier von Goethe radierten
Titelblättern »Francfort arid Leipzig printed for J. Ch.
Fleischer, 1777«. Das Geschenk ist besonders wertvoll durch
die Herkunft des Exemplars. Es stammt nämlich aus der Biblio
thek Charlotte Schillers Und trägt auch ihren Namenszug.
(Das Museum für ostasiatischc Kunst in
Köln,) für das Prof. Adolf Fischer in Ostasien gesammelt
hat, wird voraussichtlich im Frühjahr dieses Jahres eröffnet
werden. Es ist das erste deutsche Museum für die Kunst des
äußersten Ostens
(Ei n e kostbare Sammlung ostasiatische r
Kunst im Britischen Museum.) Die umfassende und
hervorragende Sammlung chinesischer und japanischer Bilder,
die der bekannte Dichter und ausgezeichnete Kenner der ost
asiatischen Kunst Artur Morrison in zwanzigjähriger
Sammeltätigkeit zusammengebracht hat, ist von einem unge
nannten Geber dem Britischen Museum in London geschenkt
worden. Morrison standen bei der Zusammenbringung der
zirka 650 Werke einheimische Fachkenner zur Seite, die.es
ihm ermöglichten, einige der seltensten und bedeutsamsten
Beispiele chinesischer und japanischer Kunst vom 10. bis
19. Jahrhundert zu erwerben. Viele der hier vorhandenen
großen und kleinen Meister waren bisher in England über
haupt noch nicht vertreten.
(Ein historischer Ring.) Ein kostbarer Ring, der
eine historische Vergangenheit hat, ist jüngst von dem Museum
in Le L o c 1 e erworben worden. Als der König von Preußen
Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1814 seinem Fürstentum
Neufchätel einen Besuch abstattete, wurde er bei diesem Anlaß
von den Einwohnern festlich empfangen und mit Geschenken
bedacht. In Le Lode wohnte damals ein ebenso geschickter
wie gelehrter Uhrmacher namens Louis Favre, der der Lehr
meister eines gewissen Sylvain M a i r e t war. Dieser Favre