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Seite 212 
Internationale Sammler-Zeitung, 
Nr. 14 
gewesen sein. Schon den Ausläufern des antiken Kunst 
gewerbes ist ein prachtvoller, vollkommen intakt er 
haltener Napf aus buntem Glase zuzuzählen, der im Han 
del erworben wurde. Das Stück ist in eigenartiger, kolo 
ristisch wirksamer Weise gearbeitet. Diese sehr seltenen 
Gläser sind im byzantinischen Orient, Syrien oder 
Aegypten, wahrscheinlich im VI. oder VII. Jahrhundert 
'entstanden, und vielleicht darf man gerade dieser Fabri- 
bung von Bedeutung bildet ein altjonischer Tonsarg aus 
Klazomenai (Fig. 3), der zu einem schon 1896 an 
die Sammlung gelangten größeren Exemplar dieser Gat 
tung ein willkommenes Pendant bildet. 
Die Münzen- und Medaillensammlung 
hat in ihrer Abteilung der antiken und byzantini 
schen M ünzen 675 Stücke Zuwachs zu verzeichnen, 
darunter 87 Gold- und 54 Silberprägungen. An Zahl und 
Fig. 3. Altjonischer Tonsarg. 
kation einen bestimmenden Einfluß auf die älteste Glas 
industrie Venedigs zuschreiben. Auch sonst konnte die 
Kollektion antiker Gläser um eine Zahl ansehnlicher 
Stücke aus Syrien und den Donauländern vermehrt wer 
den. Von hervorragender Bedeutung sind fünf altorien 
talische Siegelzylinder, sämtliche aus dem für diese Denk- 
Fig. 4. Aureus des Kaisers Tacitus. 
mälergattung gewöhnlichen Material, Bluteisenstein, 
doch sehr verschiedenen Zeiten und Kulturkreisen ange 
hörend. Sie zeigen in ihren Darstellungen (Intaglios) 
interessante Vermischungen altsemitischer Elemente mit 
hcttitischen, assyrischen, sogar ägyptischen Vorstel 
lungen. 
Fig. 5. Münze von Theben. 
Die reiche Sammlung antiker Bronzen konnte durch 
die eigenartige Statuette einer alten Frau aus der Kol 
lektion des Fürsten Ernst W indischgrät z, einen 
Fund aus Neviodunum (bei Gurkfeld in Krain), ver 
mehrt werden. Die Figur dürfte mit dem elensynisch- 
alexandrinischen Mysterienkultus in Verbindung zu 
bringen sein. Als Widmung des Herrn Ernst Herz 
felder kamen mehrere Antikaglien an die Sammlung, 
unter denen eine römische Halskette mit einem nach Art 
einer Münze gebildeten Medaillon, dann ein Büstchen 
des Dionysos (Fig. 2) aus dem II. Jahrhundert nach 
Christi besondere Erwähnung verdienen. Eine Erwer- 
Bedeutung überwiegen die römischen Münzen, von denen 
eine hier besonders genannt sei, ein Aureus des Kaisers 
Tacitus (275/6) mit interessanter Darstellung der virtus 
militum (Fig. 4). Unter den römischen Prägungen sind ein 
doppelter Dareike in Gold, ein schöner Silberstater von 
Theben in Böotien (Fig. 5) und das Gepräge von Selinus 
Fig. 6. Münze von Selinus. 
(Fig. 6) in Sizilien zu nennen, von griechischen Prä 
gungen der römischen Kaiserzeit eine Bronzemünze des 
Bergstädtchens Lyrbe in Kilikien, Mitte des III. Jahr 
hunderts (Fig. 7). 
Fig. 7. Münze von Lyrbe. 
Die mittelalterliche und neuzeitliche 
Abteilung der Münzensammlung erfuhr 1913 eine 
Vermehrung von 2478 Münzen, 982 Jetons und 256 Me 
daillen, zusammen 3716 Stücke. Davon entfielen 1532 
Stücke auf die erste österreichische Partie der Kupfer- 
rnünzcnsammlung Neumann, die bereits vor längerer 
Zeit dem Kabinett geschenkt worden war, aber erst ab 
1913 eingeordnet werden konnte. Als hervorragende Er 
werbung sind außer einer Reihe seltener böhmischer 
Privatjetons die stattliche Serie von Raitpfennigen, zum 
Beispiel Rudolfs II. mit 174 Stücken, zu nennen. Einen
	        
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