MAK
Nr. 8 
Seite 115 
Internationale Sammler-Zeitung. 
schaut; bald verbirgt sie sich in kunstvollen Denkmals 
bauten, wo zwischen Pyramiden und Wolkensäulen, 
unter antikischem Gebälk und barock bewegten Figuren 
gruppen ihre Existenz verwunderlich anmutet. Am 
häufigsten begegnet die Lösung, daß durch schräg ab 
laufende Voluten das Rund des Zifferblattes in die Wag 
rechte der Standfläche übergeleitet wird (wobei gerne 
auch tierische und menschliche Bildungen, als Mccr- 
weibchen, Faunmasken u. a, dgl., die Vermittlerrolle 
übernehmen), oder daß zwischen den tragenden Senk 
rechten eines Säulengebälkes der Zylinder des Uhrge 
häuses aufgehängt erscheint. Die erste Form bevorzugt 
Barock und Rokoko, die letztere wird vom Klassizismus 
geliebt. Dazwischen liegen die Uhren, denen Urnen, 
Vasen und Pyramiden und die ovale Medaillonform das 
Charakteristikon der Empirezeit aufprägen. 
Und ebenso mannigfach wie die Formen ist das 
Material. Meist ist es wohl das Holz, aus dem die Gehäuse 
gefertigt werden. Aber nur selten erfreut man sich an 
dessen natürlicher Erscheinung. Bronziert, lackiert, 
kostbar eingelegt, mit Emailschildchen belegt oder mit 
Beschlägen geschmückt, weiß sich das Holz zu ver 
kleiden. Der schöne Alabaster und mancherlei Marmore | 
oder Blume in eiligem Lauf in dem Ausschnitt des Ziffer 
blattes, oder schwingt mit hundertgrädigem Ausschlag 
von oben her vor den Zeigern. Hat es aber Platz, unter 
der Uhr zwischen den klassizistischen Säulen zu 
schwingen, dann markiert es diese Tätigkeit gerne, in 
dem es sich als schwebender Engel, als Göttin auf rosse 
bespannter Quadriga oder gelegentlich auch einmal (auf 
einer Drei-Kaiser-U'hr von 1810) als russischer Lanzen 
reiter verkleidet. 
Die technische Seite ist in dieser Ausstellung leider 
völlig vernachlässigt; sie liegt jenseits der Zwecke, 
welche das Museum mit seiner Formensammlung ver 
folgt. Immerhin findet sich eine Merkwürdigkeit, wie die 
sonderbaren Sägeuhren, wo statt Feder oder Gewicht 
ein schwerer gezahnter Stab die Uhr in Gang hält. 
Manche der Uhren wird in ihrem Innern andere tech 
nische Merkwürdigkeiten bergen, wie sie den böhmischen 
Meistern, die ihren Namen stolz auf den Zifferblättern 
nannten, gewiß eingefallen sind. Ein gut durchgearbeiteter 
Katalog, den Kustos Dr. J i r i k mit einem klugen Geleit 
wort versehen hat, nennt ihre Namen. 
Von den weniger bekannten seien hier wiederge 
geben: Josef Balke (geh. 1819, gest. 1902), Wenzel 
big. 5. Uhren auf schiefer Ebene. 
finden für die Säulen Verwendung. Auch ungewöhn 
licheres Material ist indes nicht verschmäht worden. 
Neben so kostbarem, wie dem Schildplatt — eine Uhr aus 
der Sammlung Dr. Ludwig Picks, von seinem Sohne Dr. 
Georg Pick ausgestellt, ist damit über und über bedeckt - 
behauptet sich das Blech, zu Reliefs getrieben, recht gut; 
ganz weiß-metallen glänzt eine Uhr aus Zinn; und selbst 
verständlich fehlt die Uhr aus dem Lieblingsmaterial des 
18. Jahrhunderts nicht, aus dem Porzellan, wie es zum 
Beispiel die Porzellanfabriken in Chodau bei Karlsbad 
und in Schlaggenwald verarbeitet haben. Und damit es 
in der Ausstellung auch an einer romantisch-gruseligen 
Rarität nicht fehle, sieht man die zart geschnitzte Uhr aus 
Totengebein, die ein Sträfling von Karthaus in einsamer 
Zelle kunstvoll zusammengefügt hat. 
Hundert Kleinigkeiten auch am Zifferblatt, und be 
sonders am Pendel helfen die Mannigfaltigkeit dieser 
Uhrenausstellung vergrößern. Malerei und Ziseleurkunst 
haben sich zwischen den zwölf Ziffern ausgetobt. Und 
wenn bei den hohen Wanduhren das Pendel mit seinem 
kleinen Ausschlag vornehme Zurückgezogenheit mar 
kiert, so tickt es bei den Pendulen auf dem Kaminsims 
und der Kommode, wenn sie wirklich int Gang sind, nicht 
nur heller und fröhlicher, es blinkt und glitzert auch als 
winziger Spiegel und Lichtreflektor, als Brillantsternchen 
Balke (geb. 1790, gest. 1864); die Uhrmacherfamilien 
Bißwanger: Johann (geb. 1787), Adam (geb. 1790), 
Leopold (geb. 1740), Gervasius (geb. 1781), Bernard (lebte 
im letzten Dezennium des 18. Jahrh. auf der Kleinseitc, 
unter der Schloßstiege), Franzisca, Witwe aus Lissa 
stammend (geb. 1787); die Familie Bozek: Jos. Johann 
(geb. 1785), Franz (geh. 1809, gest. 1886), Romuald (geb. 
1814, gest. 1899); Johann Deila vos (2. Hälfte des 
18. Jahrh.), Josef Dcllavos (geb. um 1771), Andreas 
Engelschalck (geb. um 1772), Ferdinand E n g ei 
se h a 1 c k (18. Jahrh. Beg.), Johann Gabler (geb. 1717 
in Libochowitz), Andreas G1 e n c k (2. Hälfte des 
18. Jahrh.), Dominik Heinrich (Schluß des 18., Beg. 
des 19. Jahrh.), Ludwig Heinz (geb. um 1815), Anton 
Hirschau er (geb. 1725 in Prag), P. Joh. Klei n (geb. 
1684 in Böhm.-Katmnitz, gest. 1762 in Prag), Josef 
Kossek (1. Hälfte des 19. Jahrh.), die Uhrmacherfamilie 
Londensperger: Ferdinand (2. Hälfte des 18. Jahrh., 
in der Ausstellung durch sein Meisterstück vertreten), 
Johann (geb. um 1790), Sebastian Lorenz (geb. 1720 in 
Prag), Andreas Müller (geb. 1780, gest. 1838), Matthäus 
Oswald (geb. 1723 in Mühlhausen im Reich), Thomas 
Oswald (Mitte des 18. Jahrh., vertreten durch sein 
Meisterstück), Anton P ompe (18. Jahrh. Mitte), Ludwig 
Richter (19. Jahrh., 1. Hälfte), Stephan Rößler
	        
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