Nr. 15
Internationale Sammler- Zeitung
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dern zugleich einer der kenntnisreichsten und glücklichsten
Kunstsammler des Landes. Er verstand es, die Epoche der
großen Umwälzungen, in denen alter Tempel- und Adelsbesitz
oft um ein Geringes veräußert wurde, geschickt zu nutzen, und
vereinigte in seinem Hause eine Sammlung von Meisterwerken
japanischer und chinesischer Kunst, die kaum an Umfang,
gewiß nicht an Qualität von irgend einer anderen übertroffen
wurde. Eine Reihe der erlesensten Werke buddhistischer
Malerei, eine Reihe von Perlen altchinesischer Pinselkunst,
dazu zahlreiche Werke aus der großen Zeit der japanischen Ma
lerei gehörten zum Stolze des Hauses, das nicht wieder berühmt
war durch die prachtvollen Seladone (Porzellan- und Steingut
gefäße). Die Sammlung dürfte nach dem Tode ihres Schöpfers
kaum dem Schicksal der Auflösung entgehen und voraussicht
lich werden die Hanptstücke nach nicht allzulanger Zeit im
Besitze der großen Finanzleute Japans auftauchen, die bisher
noch meist imstande waren, auch den ausländischen Wett
bewerb aus dem Felde zu schlagen.
(Ein Kunstblatt von Gustav Croy.) Aus
Prag wird uns geschrieben : Ein künstlerisch
ernstes Gedenkblatt der großen Zeit, die wir alle
miterleben, ist soeben erschienen: „Letzte Grüße aus dem
Felde“, von Gustav Groy. Der bekannte Prager Maler-
Radierer hat damit ein reizvolles Werk geschaffen, das in
zu Herzen gehender Weise ein schlichtes Motiv aus diesen
gewaltigen Kriegstagen darstellt. Ein beurlaubter, in die
Heimat zurückkehrender Soldat überbringt einem jungen
Weibe die letzten Grüße des Gatten, der in der Ferne
den Heldentod für Kaiser und Vaterland gestorben. Unter
der Gewalt des ersten Schmerzes ist die Witwe schluchzend
zusammen gesunken, während der kleine Knabe in scheuem
Nichtbegreifen der Todesbotschaft sich hilflos an die Mutte;
schmiegt. Das ausgezeichnete Werk, welches in besonderer
Weise geeignet ist, sowohl als Erinnerungsblatt, als auch
als künstlerischer Wandschmuck des vornehmsten und des
einfachsten Heims die weiteste Verbreitung zu finden, ist
vom Künstler über Veranlassung des Oberpostrates Odo
Schmidt von Bergen hold anläßlich des Kaiserj ubel-
festes der Prager deutschen Schuljugend für Zwecke der
Kriegswaisensammlung der deutschen Lanieskommiss on für
Kinderschutz und Jugendfürsorge zur Verfügung gestellt
worden.
Museen.
(Ein Kriegsmuseum in Breslau.) Man schreibt uns
aus Breslau; Die Direktion unseres städtischen Museums
für Kunstgewerbe und Altertümer beabsichtigt, die Erinnerun
gen an den Weltkrieg in einem nach dem Kriege zu errichtenden
Museum zu sammeln. Tn diesem Museum sollen auch alle auf
den Krieg bezüglichen Drucksachen, Bekanntmachungen,
Anschläge und sonstigen Gegenstände vereinigt werden, die
ein sichtbares Zeichen der Beteiligung der städtischen Ver
waltung an allen durch den Krieg gestellten Aufgaben dar
stellen. Für dieses Kriegsmuseum sind auch zwei vor kurzem
von dem Schlesischen Museum für Kunstgewerbe und Alter
tümer auf der diesjährigen Sommerausstellung der Münchener
Sezession gemachte Erwerbungen bestimmt: ein Aquarell
„Ruinen in Lille" von Hans von Hayek (Dachau) und die
farbige Zeichnung „Die französischen 122 Milimeter-Geschütze
in Stellung“ von F. Klemmer (Dachau).
(Neuerwerbungen der Berliner Nationalgalerie).
Die Berliner Nationalgalerie erwarb käuflich 20 Zeichnungen
eines Lübecker Künstlers, des Zeichenlehrers an der Realschule
zum Dom Hans Peters. Die Zeichnungen stellen durchweg
Kriegsmotive vom westlichen Kriegsschauplatz dar. Hans
Peters trat bald nach Ausbruch des Krieges bei einem in Frank
reich stehenden Feldartillerie-Regiment ein, und hier fand er
Muße, fesselnde Begebenheiten aus Gefechten, aus dem Feld
lager und von französischen Landschaften in ausdrucksvollster
Weise' zeichnerisch aufzunehmen.
(Das entomologische Museum der Stadt Berlin),
das aus einer privaten Sammlung des am 2. November 1909
dahingeschiedenen Prof. Dr. Gustav Kraatz hervorgegangen
ist und als neues Heim einen schmucken Backsteinbau im
holländischen Landhausstil in Dahlem (Goßlerstraße) erhalten
hat, ist trotz des gewaltigen Krieges seiner Aufgabe treu ge
blieben, ein internationaler Sammelpunkt der Insektenkunde
zu sein. Am 1. Jänner 1915 betrug die Zahl der Einzelwerke
3486, die 483 verschiedenen (vorwiegend entomologischen)
Zeitschriften sind in 5029 Bänden untergebracht. Die Gesamt
zahl der Sepi.ati betrug, wie wir dem zweiten Jahresbericht
entnehmen, 15.105 Stück. An 154 Personen respektive Institute
wurden 703 Bände ausgeliehen. An Insekten gingen zwei
größere Sammlungen als Geschenke ein, und zwar eine Samm
lung palaearktischer Rüsselkäfer von Herrn H. Wagner
mit rund 8000 Exemplaren und die palaearktische Schmetter
lingsammlung von dem verstorbenen Pastor O. Schultz
mit rund 4000 Exemplaren. Außerdem wurden an kleineren
Posten geschenkt etwa 8700 präparierte und 6000 unpräpa-
rierte Insekten, rund 100 Puppen und Larven, 11 Insekten
nester. Im Tausch erhielt das Museum unter anderem einige
prachtvolle Ameisen- und Termitenbauten. An 69 Herren
wurden im Berichtsjahre 16.192 Insekten zur Bestimmung
gesandt; zu Vergleichszwecken erheilten 16 Herren 468 Tiere.
Die Zahl der museologisch aufgestellten Glaskästen beträgt
2810, die sich auf 97 Schränke verteilen. Bestand der Insekten-
sammlungen am 1. Jänner 1915: 764.537 Insekten; davon
sind 183.904 museologisch aufgestellt und 72.260 zum Zwecke
der Bestimmung ausgeliehen. Im Berichtsjahre haben wieder
zwei Entomologen ihre wertvollen Sammlungen nebst Biblio
thek usw. dem Museum letzwillig vermacht (W. Horn und
C. Stock).
(Keramische Erwerbungen des Kölner Kunst
gewerbemuseums.) Das Kunstgewerbemuseum der Stadt
Köln hat im letzten Jahre besonders reiche Erwerbungen
auf dem Gebiete der Keramik gemacht. An künstlerischer
Bedeutung stehen zwei italienische Majoliken an der Spitze.
Eine florentinische Majolika mit springendem Eber aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts aus der früheren Sammlung A. von
Beckerath in Berlin, und eine hervorragende sienesische
Schale aus der Zeit um 1500, auf der ein springender Stier
in einer Landschaft das runde Mittelfeld bildet. Von den
Stücken der rheinischen Keramik ist das interessanteste
eine Riesenweinkanne mit dunkelgrüner Glasur, wie sie
der Kölner Keramik des 14. und 15. Jahrhunderts eignet. Die
Henkel werden von zwei Eidechsen gebildet, die einen auf dem
Deckel sitzenden Vogel anstarren. Ein im Reliefschmuck
außerordentlich scharf gezeichneter Bartmannskrug mit
reichem Rankenwerk und schönen Bildnismedaillons entstammt
der Werkstatt der Maximinenstraße in Köln. Für die Samm
lung volkstümlicher Kunst des Museums sind eine
Anzahl Erwerbungen von Tonschüsseln gemacht worden,
die zeigen, wie auch noch im Beginn des 19. Jahrhunderts
iri den überlieferten Formen der Vergangenheit ein feines
Gefühl für den künstlerischen Ausdruck der Formen lebt.
Im Anschluß an diese Arbeiten der Frechener Keramik (Frechen
bei Köln, wo seit mehreren Jahrhunderten die Herstellung
von Steingut- und Töpferwaren betrieben wird. Red.) wurde
der Versuch gemacht, die alten Überlieferungen wieder
zu beleben. In Verbindung mit der Kunstgewerbeschule
der Stadt Köln wurden neue Formen gebrannt, die gute Er
gebnisse Versprechen.
(Ein westfälisches Waffenmuseum.) Aus Dortmund
wird uns berichtet: Die Waffenbestände des Dortmunder
Kunst- und Gewerbemuseums sollen einer gründlichen Neu
ordnung nach geschichtlichen Gesichtspunkten unterzogen