MAK
Nr. 4 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 49 
der Widerstandsfähigkeit gegen Geschosse bei den 
Panzerarten. Aus dem Wettbewerb zwischen) Panzer 
und Geschoß, bezieh. Geschütz resultiert, wie 
der jetzige Krieg illustriert, die Niederlage der Panze 
rung. 
Die Herstellung der Geschützrohre erfolgt nach 
verschiedenen, durchwegs geheimgehaltenen Verfahren. 
Bilder in Saal 3 erläutern den Werdegang der Geschütz 
rohre in früheren Jahrhunderten und die Objekte in 
Raum 5 illustrieren die Fabrikation der modernen 
Geschützrohre; sie geben eine vorzügliche Übersicht 
über die Behandlung des jeweilig verwendeten Stahls 
usw. Selbst der beste „Edelstahl“, das. heißt die erst 
klassigen Geschützrohre besitzen nur eine geringeLebens- 
dauer. Sie ist natürlich in erster Linie abhängig von der 
Qualität des Stahls, vor allem spielt die Beschaffenheit 
der „Seelenwände“ eine Rolle und von großer Be 
deutung ist die Zusammensetzung der Geschoßladung. 
Mit einigen Einschränkungen darf man sagen: je kleiner 
das Kaliber der Kanone, desto größer ist ihre Lebens 
dauer. So können einfache Feldgeschütze 1.500 bis 2000 
Schüsse aushalten; ein Geschütz von der schweren 
Artillerie ist in der Regel mit etwa 250 Schuß unbrauch 
bar geworden. Das Geschützrohr der gewaltigen Schiffs 
kanonen kostet rund 250.000 Mark; rechnet man seine 
Abnützung mit, dann stellt sich jeder Schuß aus einem 
derartigen Rohr auf etwa 3500 Mark. Erheblich teurer 
ist der Schuß aus der „Seele“ der „dicken Berta“ und 
aus den neuen österreichischen Motormörsern. 
In Saal 9 sind die mannigfachen. Typen der Schiffs 
maschinen, teilweise betriebsfertig, installiert; spezielles 
Interesse beansprucht der Dieselmotor, der jetzt als 
Antriebsmasehine für Unterseeboote die meiste Ver 
wendung findet. Der Dieselmotor ist deshalb für die 
Unterseeboote besonders praktisch, weil er mit einem 
schwer entzündlichen Brennstoff (Öl) gespeist wird und 
schon dadurch eine große Betriebssicherheit gewähr 
leistet. Er dient in den Unterseeboten zum Antrieb 
des Fahrzeuges bei der Fahrt über Wasser; bei der Fahrt 
im Wasser sind es die im Innern des Bootes installierten 
Elektromotoren, die als Triebmaschinen funktionieren. 
Der elektrische Strom zur Betreibung der Motoren 
stammt von einer Akkumulatorenbatterie, deren Ladung 
durch einen Dynamo erfolgt, der seinerseits durch den 
Dieselmotor in Rotation gebracht wird. 
Vom Saal der Schiffsmaschinen begeben wir uns in 
die Räume, in denen die ebenso kostbaren wie exakt 
gearbeiteten Modelle der Kriegsschiffe allci Zeiten 
und fast aller Völker zur Schau gestellt sind. Chrono 
logisch geordnet, erblicken wir zuerst die Kriegsschiffe 
des Altertums und lernen deren Ausrüstung und Taktik 
kennen. Die Kriegsschiffe des Mittelalters haben ganz 
andere Konstruktionen wie die, die nach der Erfindung 
des Schießpulvers und der Feuergeschütze aufkamen. 
Eine gewaltige Umgestaltung brachte die Einführung 
der Dampfmaschine als bewegende Kraft mit sich; sie 
war der Anlaß, daß die Segelkriegsschiffc in kürzester 
Zeit gänzlich verschwanden. 
Die eigentliche — man darf sagen mit ungestümer 
Hast vorwärtseilende — Entwicklung der Kriegsschiffe 
setzte erst mit der Verbesserung der Dampfmaschine 
und dann mit der Einführung der eisernen Panzerung 
ein. Gerade die Entwicklung des Schiffspanzerschutzes, 
ferner die Anordnung der Geschütze wird durch viele 
instruktive Modelle dargestellt. 
Den Hauptanziehungspunkt für die Besucher bilden 
die neuesten Kriegsschiff typen, die „Dreadnoughts“ 
und „Überdreadnoughts“. Ein modernes, deutsches 
Schiff dieser Art wird durch das Modell der „Rheinland“ 
repräsentiert. Die Nachbildung gewährt einen Einblick 
in das System der Panzerungen, die je nach der Stelle, 
die geschützt werden soll, in ihrer Stärke usw. variieren. 
Von der Steuerbordseite -— es ist die sogenannte vor 
nehme Seite, von der aus die Offiziere und Gäste das 
Schiff betreten — aus bemerken war im Vorderteil 
des Meeresriesen besondere, durch Eisenplatten ab 
getönte Hohlräume; es sipd die Kollisionsschotten, die 
den Hauptteil des Schiffes vor dem Einbruch des 
Wassers bewahren, wenn das Fahrzeug mit einem andern 
kollidiert. 
Die „Rheinland“ gehört zu den Turmschiffen, das 
heißt, die schweren Geschütze sind in gepanzerten 
Türmen untergebracht; im Modell ist die Anordnung 
der schweren und der vorderen Mittelartillerie veran 
schaulicht. Der empfindlichste Teil, gewissermaßen das 
Zentralnervensystem des Schiffes, ist der Stand, wo der 
Kommandostab seinen Sitz hat. Von hier aus wird nicht 
nur das ganze Schiff geleitet, sondern fast auch jede 
Einzelheit im Gefechtsfalle bestimmt. Elektrische 
Leitungen verbinden den Kommandanten und seine 
Mitarbeiter mit allen Winkeln der schwimmenden 
Festung. Ein Druck auf den Knopf des Telegraphen, ein 
Hebelgriff, ein leis’ geflüstertes Wort in den Laut 
sprecher, können im Nu die Situation des Schiffes, den 
Lauf der Schlacht verändern. 
Im hinteren Teil der „Rheinland“ bemerken wir das 
TorpedolanHerrohr: aus ihm verläßt der Torpedo den 
Schiffskörper und eilt mit einer Geschwindigkeit, die 
40 Kilometer und mehr in der Stunde betragen kann, 
auf sein Ziel zu. Die Schußentfernungen Und c eit dem 
russisch-japanischen Kriege erheblich gesteigert worden; 
die Preise der Torpedos haben sich ebenfalls erhöht, 
jeder Schuß stellt sich auf J.8.000 bis 20.000 Mark. 
Danach ist der Torpedo die teuerste Waffe, die wir haben, 
aber auch die wirksamste. Die Fabrikation der Torpedo 
boote —■ ein Boot kostet zwischen 1% bis 2 Millionen 
Mark — hat in den letzten Jahren riesig zugenommen 
und fast alle Nationen schenken dem Bau der Untersee 
boote die allergrößte Aufmerksamkeit. 
Die Entwicklung der Unterseeboote* ist durch 
Bilder und Modelle veranschaulicht; wie sie.sich in der 
Praxis bewähren, und welchesSystem in der Rivalität der 
Nationen den Erfolg an sich reißt, wird die nächste 
Zukunft lehren. Pis ist aber nicht allein die Technik, 
die gerade unseren Unterseebooten schon zu Siegen 
verhalf; die starre Materie wurde lebend unter dem 
Geiste, der sie beherrscht, flammende Begeisterung 
leitete sie, der Enthusiasmus machte sie fügsam, und 
ohne diesen Enthusiasmus wird im friedlichen Wett 
bewerb wie im Waffengange keine Staatskunst und 
keine Kriegswissenschaft zum Siege führen.“ 
* Die Versuche mit Tauchbooten gehen bis ins 17. Jahr 
hundert zurück. Im Jahre 1624 versuchte Kornelius Drebbel 
ein Unter wasserboot auf der Themse. Die Fortbewegung erfolgte 
durch zwölf Ruder, die durch Ledermanschetten im Schiff abge 
dichtet waren. Während des zweistündigen Versuchs lief dasFahr- 
zeug in 15 Fuß Tiefe unter Wasser. Im Jahre 1648 beschäftigt 
sich Wi lki n s in seinem Buch „Mathematical Magick“, 2. Teil, 
Kapitel 6, mit dem Problem des Unterseebootes und 1653 kon 
struierte ein Franzose in Rotterdam ein Unterseeboot.
	        
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