MAK
Seite 82 
Internationale Sammler- Zeitung 
Nr. 6 
Bildende Kunst in Berlin. 
Aus Berlin wird uns berichtet: 
Nicht bloß die Schaufenster, die Antiquitätenladen 
und die Auslagen der Buchhändler zeigen einen 
gegen früher stark vermehrten Bestand an Schlachten 
bildern, auch die Kunstsalons tragen der Strömung 
des Tages Rechnung. 
So findet jetzt bei Eduard Schulte Unter den 
Linden eine Gedächtnisausstellung des verstorbenen 
Münchner Malers Otto v. Faber du Faur ein auf 
merksames Publikum. Es sind über dreißig Werke, 
davon der größere Teil Schlachtenbilder. Der Künstler, 
der 1911 in München starb, hatte den Feldzug von 
1866 als Rittmeister mitgemacht und dadurch haupt 
sächlich die Anregung zu Schlachtenbildcrn gewonnen. 
In seiner Technik verrät er deutlich, daß er ein 
Piloty-Schüler gewesen ist, auch die farbenprächtige 
Art der französischen Romantik, der Delacroix und 
Gericault zeigt mit ihm noch einen letzten Nachhall. 
Jetzt ist der Glanz dieser Bilder natürlich stark nach 
gedunkelt. Damit soll keine Kritik der Kunst 
anschauungen dieser früheren Generationen aus 
gesprochen werden; nach deren Theorie gehörten zum 
Schlachtenbild Pathos, Glanz und Farbe; übrigens 
sind die Neuern noch nicht imstande gewesen, eine 
andere und bessere in dieser Kunstgattung auf 
zubringen. Das beste und reifste von den Bildern du 
Faurs ist ohne Zweifel der „Überfall einer Stadt“, 
auch der „Rückzug aus Rußland“ fesselt, weniger 
gelungen vom malerischen Standpunkt aus ist das 
Bild „Napoleon in Ägypten“ oder die „Kürassier- 
Attacke“. Gemalte Massen auf einem Schlachtcn- 
bilde geraten oft ins Einförmige und Verworrene; dieser 
Gefahr ist du Faur nicht entgangen. Sein Panorama 
gemälde der „Schlacht bei Wörth“, aus vier Tafel 
bildern zusammengesetzt, darf wohl nur als eine 
Skizze oder als ein Versuch angesehen werden, eine 
solche schwierige Aufgabe zu lösen. 
Eine bemerkenswerte Ausstellung zeigt bei Schulte 
der Berliner Maler Felix Borchardt, der über 
dreißig Werke, Bildnisse und Landschaften ausstellt. 
Von dem dunkelbraunen Atelierton du Faurs kommen 
wir bei ihm in die helle Sonne der Freilichtmalerei. 
Dieser Maler hat Freude an der Sonne, er sucht sie 
überall, und er weiß sie ausgezeichnet wiederzugeben. 
Er hat sie, für seine Person, auch erst in reifem 
Jahren seiner künstlerischen Entwicklung entdeckt, 
denn früher hat er andern Göttern gehuldigt. Das 
beweist ein Bild „In der Stalltüre“, auf dem wir ein 
junges Paar, einen Knecht und eine Magd, erblicken, 
m ein Dunkel gehüllt, aus dem nur die Gesichter 
herausblicken; und selbst über diesen, von einer 
Empfindung bewegten Gesichtern liegen noch Schatten. 
Dann gibt Borchardt diese dunkle Malerei auf. Er 
suchte die Sonne in den Umgebungen und Gärten 
von Paris, an der Riviera und in den Vorbergen des 
bayrischen Hochlandes. Diese letzteren Motive finden 
sich auf seinen reifsten Bildern aus den letzten Jahren. 
Da sind Waldecken und Gehölze und Wiesen, über 
die die tiefen Schatten fallen, oder Baumgruppen in 
rötlich-gelber Herbstpracht, vom letzten Licht des 
Jahres umstrahlt. Am besten sind dem Maler gelungen 
der „Lärchenwald“, ein Motiv aus der Gegend von 
Tegernsee, ferner „Herbst am Tegernsee“ und eine 
Gruppe Bäume in Frühlingspracht. Ein farbig sehr 
schönes Bild stellt die Tochter des Malers unter einem 
Baume sitzend dar; ein anderes aus früherer Zeit 
bringt das gleiche Motiv, nur steht das junge Mädchen 
auf einer Wiese da und hat einen Hund zu ihren 
Füßen liegen. Beide Bilder sind förmlich durch 
leuchtet von Sonne. Neben den Landschaftsbildern 
aus Oberbayern erscheinen die Rivierabilder ab 
geblaßt im Ton und weniger kraftvoll. Die 
Porträts, die Borchardt ausstellt, sind von 
verschiedenem Wert. Wir sehen in ihnen bekannte 
Berliner Persönlichkeiten, und einige sind recht 
gut und mit Geist aufgefaßt, besonders das 
des Dichters Ernst Lissauer (Haßgesang gegen 
England!); vorzüglich ist auch ein Bild von Hans 
Herr mann, das viel Können verrät. Bei manchen 
ist aber auf die malerische Wirkung zu sehr, auf die 
wirkliche Charakteristik zu wenig Wert gelegt. Das 
zeigt sich zum Beispiel bei einem Bildnisse Feodor 
v. Zobeltitz’, das diesen im roten Johanniter- 
rnantcl darstellt. Auch Marinen stellt Borchardt bei 
Schulte aus; sie bilden aber nicht seine starke Seite. 
Die Kunstausstellung weist ferner noch in größerer 
Zahl Landschaften von Karl Saltzmann auf, der 
besonders Motive aus der Umgebung der Villa 
Falconieri bei Rom bringt, ferner eine Sammlung 
Landschaften von Hans V. Loesch. Auch das 
Hindenburg-Bildnis von Ziegler (siehe Nr. 5) ist 
bei Schulte zu sehen. Fs stellt den Feldherrn in etwas 
breitspuriger Haltung stehend, ohne Mantel, in grauer 
Felduniform, dar; daß das Bild etwas zur Charakte 
ristik dieses eigenartigen Kopfes beiträgt, kann man 
aber nicht behaupten. 
Der Krieg in der amerikanischen Karikatur. 
Die Scherzbilder der amerikanischen Zeitschriften und 
Zeitungen sind eine amüsante Chronik dieses Krieges geworden 
und, seit besonders im Beginn des neuen Jahres ein Um 
schwung in der Stimmung Amerikas eintrat, auch für deutsche 
Augen erträglich, während die sogenannten Scherze in den 
Blättern der mit uns kriegführenden Staaten meist nur unseren 
Eckel erregen können. 
Eine Reihe der künstlerisch besten amerikanischen Scherz 
bilder druckt jetzt Ernst Schulz-Besser in der Zeitschrift 
für Bücherfreunde ab. Im Kriegsbeginn mußte den Amerikanern 
besonders der große Mörser zur Karikatur herhalten. Einmal 
sieht man da sehr nett, wie ein überschäumendes Seidel Pilsner 
mit Zigarre daneben sich allmählich in einen feuernden Mörser 
mit Bombe daneben verwandelt. Oder der Onkel aus Friedrichs 
hafen und die Tante aus Essen werden gezeichnet, wie sie in 
herzigem Verein sich als Verlobte empfehlen. Billiger ist man 
zu dem Bilde des Sturmes deutscher Infanterie in geschlossener 
Formation auf einen Hügel gekommen: man hat einfach 
Anton v. Werners Sturm auf die Spicherer Höhen abgedruckt. 
Ein kleiner amerikanischer Junge steht vor Kitclicner, der 
Kriegsneuigkeiten aus seinem riesigen Kochtopf verteilt, und 
wünscht sich etwas für seinen Teller: „Mehr und nicht so dünn." 
Meist erscheint der Dachshund als Vertreter Deutschlands, er 
wird gezeichnet, wie er sich an seinem Gegner überfrißt, die nun 
als riesigen Knoten im doppelten Sinne ihm im. Leibe sitzen. 
Oder die Gluckhenne wird gezeichnet, die ein gewaltiges Sicgesei
	        
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