Nr. 6
Internationale Sammler - Zeitung
Seite 83
ausgebrütet hat, aber zahlreiche Bajonette starren ringsum aus
der Erde und die Frage ist: Kann sie ihn ausbrüten, den Sieg ?
Eines der besten Blätter knüpft anCurchills Wort von den
Ratten an. Tirpitz, ein Bündel Tauchboote unter dem Arm und
von Zeppelinen umflattert; zaust den englischen Löwen am Ohr
hoch und fragt: „Wer sagte was von Ratten ?“ Das Ernste an
diesen Scherzbildcrn ist, daß sie in den großen englischen Tages
zeitungen New-Yorks erscheinen, den Evening Sun, Evening
Telegram und dem Witzblatt Life, und daß sie vor ihren Hundert
tausenden von Lesern gewiß ihre Wirkung machen. Obendrein
gibt es ja jetzt noch ein vom Deutschen Preß-Klub in New-York
herausgegebenes Blatt „Die gefüllte Kriegsente", an deren
Kopf steht: New-York great-Britain und dann das Datum.
Darin gibt es folgende Verhöhnung der Pariser Siegesberichte:
Auf unserem linken Flügel erlitten die Deutschen eine ver
nichtende Niederlage. Die afrikanischen Schützen griffen zu
sammen mit den Indiern und Hottentotten das Zentrum des
Feindes bei Wosollderdeubelweiten in Belgien an. Es entspann
sich ein wütendes Geschützfeuer, welches von unserer braven
Artillerie indes bald nur mit Schweigen beantwortet wurde.
Da nämlich unser genialer Artilleriekommandeur sah, daß die
deutschen Granaten eventuell die französischen Truppenbewe
gungen hätten stören können und die Prussiens überdies keinen
Schuß Pulver wert sind, so zog er einfach seine Leute zurück.
Dann begannen wir mit Heldenmut den eigentlichen Angriff.
Da aber das Gelände ungünstig war, so wurde das Schlachtfeld
später einige Kilometer rückwärts verlegt. Unsere tapferen
Truppen ließen den Feind nicht zur Ruhe kommen und blieben
trotz der Hast unseres Rückzuges mit ihm in Fühlung. Seine
Verluste sind fürchterlich.
Permutationen einer psychologischen Grandkomplexion.
Von Dr. AloisKarpf, Kustos und Leiter der k. k. Fideikommiß-Bibliothek d. R. (Wien).
An der Nordwand* war ein kleiner Spiegel; links
von diesem hing; Die drehbare Sternkarte (Der Sternen
himmel zu jeder Stunde des Jahres), herausgegeben
von A. Klippel in Dortmund, Verlag F. H. Klodt in
Frankfurt a. M._. rechts vom Spiegel war an Stelle
eines Astronomischen Kalenders ein Ausschnitt aus
der „Neuen Freien Presse“; Himmelserscheinungen
im Monat März von Johann Palisa angebracht,
darunter die Tabelle;
** l. W A.VB
2. WABV
3. WVAB
4. WVBA
5. W B A V
6. WB VA
7. AWVB
8. A W B V
9. A V W B
10. A V B W
11. A B W V
12. AB V W
13. VW AB
14. V W B A
15. V A W B
10. V A B W
17. VBWA
18. VBAW
19. B W A V
20. BW VA
21. B A W V
22. B A V W
23. B V W A
24. B V A W
Beobachter.
Obgleich die Besucher diese Zusammenstellung
schon gesehen hatten, erregte sie stets aufs Neue ihr
Interesse. Sie tauschten auch dieses Mal ihre seit dem
letzten Besuch hierüber gesammelten Ideen aus.
Nach der Meinung eines Kunstakademikers sollte
das Element „.bildnerische Vorstellung“ präzisiert
werden. Bildnerische Vorstellungen werden unter sonst
gleichen Umständen in der Regel leichter nach Abbildern
als nach der flüchtigen Wirklichkeit erzeugt. Er betonte
den Umstand, daß die Erinnerung an ein Bild nicht
mit der Befähigung identifiziert werden darf, sich dieses
auswendig zeichnerisch, malerisch, plastisch, dramatisch
vergegenwärtigen zu können. Überaus groß ist die Anzahl
der Beschauer von Bildern, welche nicht imstande sind,
diese auch nur in den rohesten Umrissen charakteristisch,
das heißt deutlich erkennbar, auswendig zu fixieren.
Er wies auf das Heft „Malen ohne Farben“, Nr. 420,
Verlag von Bilder- und Malbüchern Kirchheimbolanden
Bley & Holtschmidt hin; dieses Heft wäre für den
primitivsten Unterricht auf das wärmste zu empfehlen.
Durch Ausschneiden und Aufkleben entsteht sehr leicht
ein durch reine Farbenwirkung überraschendes Land
schaftsbild. Er lenkte hierauf die Aufmerksamkeit
auf verschiedene Betrachtungsarten von Bildern. Er
* Wohl zur Einladung des jeweiligen Beobachters, wände-
durchdringend die Stellung des Polarsternes ins Auge zu fassen.
** Zu vergleichen „Internationale Sammler - Zeitung“
2. Jahrg., 1910, Seite 262, 2. Spalte: Wirklichkeit, Abbild.
Vorstellung, Benennung oder Beschreibung.
zeigte den Auktionskatalog „.Ausgewählte Ölgemälde
des österreichischen Kunstvereines“ vom Februar 1915
mit zumeist ausführlichen Beschreibungen der Werke
vor. Auf dem Titelblatt befand sich ein männliches
Bildnis ohne Künstlernamen, ohne Benennung und
ohne Beschreibung.
Es gibt nun Besucher, welche vor allem nur das
Bild auf sich wirken lassen. Hierauf beschreiben sie
das Bild und vergleichen dann diese ihre Beschreibung
mit der im Katalog enthaltenen.
Sie differenzieren drei Beobachter im Kosmos,
jeden einzelnen mit obigen Permutationen in Korrespon
denz. Erstens sich selbst mit einem Ansatz zur 12. Kom
plexion: Abbild, eigene Beschreibung; dann den Ver
fasser des Kataloges; drittens den Künstler mit Bezug
nahme auf die Wirklichkeit, respektive Wirkliches
Schaffen und Abbild vielleicht auch auf die Benennung,
respektive mit dem Ansatz zur 2. Komplexion.
Andere Besucher gehen von der Benennung, respek
tive Beschreibung aus, bilden sich darnach eine Vor
stellung, erst dann besehen sie sich das Bild, um ihre
Vorstellung mit dem Bild zu vergleichen. Für diese
Beobachter korrespondiert dann der Ansatz für die
24. Komplexion.
Ein Kartograph bemerkte hiezu, daß es wünschens
wert wäre, daß die oberwähnten Ausschnitte, welche
mit dem Zeichenschlüssel für die Spezialkarte der k.u. k.
österreichisch-ungarischen Monarchie 1:75.000 kor
respondieren, zum Beispiel von den Kulturen; Acker
land, Wiese, Gestrüppe u.sw. auch benannt würden.
Er teilte anknüpfend mit, daß er einmal Gelegenheit
hatte, in einer Privatbibliothek in eine für den karto
graphischen Unterricht vorbereitete handschriftliche
Zusammenstellung von Definitionen nach den Gattungs
begriffen: Erhöhungen, Vertiefungen und von der Erd
oberfläche Einsicht zu nehmen.
Ein anderer Gast deutete auf das Verhältnis eines
Adressensuchers zu Lehmanns Wohnungsanzeiger. Nach
seiner Meinung gelte hier der Ansatz: Benennung;
Konstruktives Abbild auf dem Plan von Wien, also für
die 21. oder 22. Komplexion. Beim Ausfindigmachen
eines Werkes zum Beispiel über arktische Schmetter
linge in dem Werk: „Bibliographie der Polarregionen“
gelten die gefundenen Büchertitel als Benennungen,
die Bücherwerke einer Bibliothek als Wirklichkeiten.
Die Ansätze finden sich daher in der 19. oder 20. Kom-
plexioti.