Nr. 9
Seite 131
Internationale Sammler - Zeitung
Bilder.
(Max Klingers „Kreuzigung“.) Max Klingers
großes Gemälde „Die Kreuzigung“ ist von Triest, wo es
sich bisnunbefand, nach Leipzig übergesiedelt. Auf Wunsch
der Besitzer, der Erben Alexander Hümmels, weilte der
Künstler vor kurzem in Tr est, um persönlich die Über
führung des Bildes zu überwachen, ln Leipzig hat die
„Kreuzigung“ im Museum eine provisorische Unterkunft
gefunden.
(Ein neues Selbstbildnis Max Liebermanns.)
Max Liebermann hat ein neues Selbstbildnis vollendet.
Man sieht ihn darauf bei der Arbeit vor der S.taffelei mit Pinsel
und Palette in der Hand in scharfer Profilstellung. Ferner hat
Liebermann Lithographien zu den Kleinen Erzählungen und
Anekdoten von Heinrich v. Kleist geschaffen. Diese Stein
zeichnungen werden zusammen mit dem Text bei Bruno
Cassirer erscheinen. Diese Kleist-Zeichnungen sind das erste
rein illustrative Werk, das Liebermann herausgibt.
(Alte Freskomalereien in Venedig.) Tn Venedig
wurden bei Wiederherstellungsarbeiten an der aus dem 7. Jahr
hundert stammenden Kirche S. Zaccaria besonders im Mittel
schiff bedeutende Freskomalereien entdeckt, die vermutlich
aus dem 13. Jahrhundert herrühren. Sie haben einen besonderen
Wert, weil in Venedig kein anderes Beispiel von Fresko
malereien aus dieser Zeit vorhanden ist. Es sind Werke.eines
bedeutenden Künstlers; hauptsächlich bestehen sic aus Vasen,
Blumen, Ranken undBlättern, die die einzelnenBogenwölbunge.i
ausfüllen. Die Fresken sind etwas beschädigt, aber sie lassen
sich im allgemeinen leicht restaurieren.
(Die Sammlung Hertz in Rom.) Der National
galerie alter Kunst im Palazzo Corsino in Rom sind in diesen
Tagen die Bilder aus dem Nachlaß von Fräulein Hertz über
geben worden und sie sollen in nächster Zeit ausgestellt werden.
Die ewige Stadt erhält so ein lebendiges Denkmal an Hen ric ttc
Hertz, deren Haus in der stillen Via Gregoriana lange Jahre
hindurch ein Sammelpunkt für Freunde der Kunst und der
Musik in Rom gewesen ist. Auch jetzt noch sind die gastlichen
Räume des Hauses in der kunstgeschichtlichen Bibliothek den
Forschern geöffnet, ln der Sammlung Hertz ist das hervor
ragendste Stück Filippo I.ippis Verkündigung, ein Bild aus der
Frühzeit des Meisters, dessen ganze Farbenfreude daraus
entgegenleuchtet. Ferner sind hervorzuheben: Michele Giam-
bonos Madonnenbild, Giulo Romanos Jungfrau, eine früh
mittelalterliche Tafel aus der Schule Cavallinis, Solarios
Lautenspielerin, Carianis Liebespaar und köstliche Täfelchen
von Schiavone.
Numismatik.
(Die Anfänge der Numismatik.) Um sich über die
Anfänge der Numismatik Rechenschaft zu geben, ist es nötig,
wieDr. Münsterbergin der Wiener Nusmatischen Gesellschaft
ausführte, sich nach den ersten Münzsammlern und Münz
sammlungen umzusehen; denn die Numismatik ist erst ent
standen, als es Sammler gab. Nun sind ja Sammler aus dem
Altertum genügend bekannt: in Ägypten und Babylonien sind
für Richter und Priester. Urkundensammlungen angelegt
worden, die homerischen Fürsten legen sich Sammlungen von
allerhand Kostbarkeiten an; die alten Perserkönige besitzen
Sammlungen von Bildwerken, von Augustus wird überliefert,
daß er auf Capri eine Kammer von Altertümern und Raritäten
hatte. Antike Münzensammler aber kennen wir nicht. Erst
aus der Zeit der Renaissance sind solche bekannt. In Italien
scheint der Dichter Petrarca (1304 bis 1374), in Deutschland
der gelehrte Bischof Stefan von Kulm (1480 bis 1495) der
erste bekannte Münzensammler gewesen zu sein. Wie wenig
Verständnis man aber damals noch für solche Interessen hatte,
beweist die Chronik, in der von Bischof Stephan berichtet wird:
„er saß auf seinem schlosse zu Lube (Löbau) & besag den tag
über die fremde & seltzame Muntze die er hatte, denn man
sagte von ihm, daß er sich vorhin beflissen hette, daß er aller
Lande Muntze hette; dies that er mehr aus Dumheit, denn
anders warumb, wen er war seer ein alter mann.“ Wie heute
der König von Italien ein berühmter Sammler ist, so war es
im 16. Jahrhundert der Kaiser Ferdinand I., der etwa
1500 Exemplare sein eigen nannte.
(Münzenfunde.) Im Nobiskrüger Gehölz bei Rendsburg
wurde eine große Anzahl von Silbermünzen gefunden, die,
wie man vermutete, 1848 bis 1850 während der Kriegszeit
vergraben wurde. — In Altschäferei bei Treblin (im Kreis
Rummelsburg) wurden ein Topf mit 150 Silbermünzen ausge
graben. Die Münzen stammen aus dem Anfang des 17. Jahr
hunderts und sind zum größten Teile gut erhalten.
(Neue österreichische Z wei-Kronen-Noten.) Die
Österreichisch-Ungarische Bank beabsichtigt die Ausgabe
neuer Zwei-Kronen-Noten. Diese neue Emission wird haupt
sächlich deshalb veranstaltet, weil die Erzeugung der ersten
Zwei-Kronen-Noten damals überaus rasch vor sich gehen mußte
und die Scheine nicht in der Banknoten-Druckerei dieses Staats
institutes hergestellt wurden, so daß die Herstellung von
Fälschungen begünstigt wurde. Gerade in letzter Zeit wurden
wiederholt Falsifikate entdeckt und es wurde von der Öster
reichisch-Ungarischen Bank eine genaue Orientierung ver
öffentlicht, wonach man die Fälschungen als 'solche erkennen
kann. Die neuen Zwei-Kronen-Noten werden mit allen Kautelen
versehen sein, um eine Fälschung, soweit dies überhaupt möglich
ist, zu verhindern. Die Größe der Noten wird die gleiche sein
wie bisher, jedoch wird ihre künstlerische Ausstattung ver
schieden sein. Die neuen Noten befinden sich bereits im Drucke
und dürften schon zu Anfang Juni zur Ausgabe gelangen.
Philatelie.
(Österreichische und deutsche Briefmarken in
Russisch-Polen.) Besondere Briefmarken für Russisch-
Polen hat die österreichische und ungarische Post herausge
geben. Es sind dazu die bosnischen Briefmarken mit dem
Bildnis des Kaisers Franz Josef verwendet worden. Sie haben
einen Aufdruck, der schräg von unten nach oben geht. Oben
links steht ,,K. U. K.“, unten rechts „FELDPOST". Zur
Ausgabe gekommen sind die Werte: 1 Heller hellolivgrün,
2 Heller hellblau, 3 Heller rotbraun, 5 Heller grün, 6 Heller
schwarz, 10 Heller karmin, 12 Heller dunkelolivgrün, 20 Heller
braun, 25 ’ Heller ultramarin, 60 Heller bräunviolett. Die
deutsche Post verwendet in Russisch-Polen deutsche Brief
marken mit dem Überdruck „Russisch-Polen“, u. zw. wurden
Freimarken zu 3, 5, 10, 20 und 40 Pfennig, ferner Postkarten
zu 5 Pfennig und Antwortkarten zu 5 x 5 Pfennig ausgegeben.
Deutscherseits wurden in Kalisch, Bendzin, Czenstochau,
Kolo, Konin, Lodz, Pabianice, Sieradz und Wloclawek Post-
und Telegraphenanstalten errichtet, die der neu gebildeten
„Kaiserlich Deutschen Post- und Telegraphenveiwaltung in
Russisch-Polen“ in Kalisch unterstellt sind. Diese Anstalten
vermitteln vorerst den Verkehr der in Russisch-Polen befind
lichen deutschen Behörden und ihrer Angehörigen. Der private
Postverkehr zwischen Deutschland und diesen Verkehrsan
stalten ist noch nicht zugelassen. Zu Sammelzwecken wurden
solche Wertzeichen bei der Kolonial-Wertzeichenstelle des
Briefpostamtes Berlin C. 2, Königstraße 61, zum Verka.uf
gestellt.
(Russische Kriegsmarken.) Auf eine neue Serie von
Kriegsmarken wird in englischen Sammlerkreisen die Aufmerk
samkeit gelenkt. Es sind die russischen vaterländischen
Briefmarken, die von der kaiserlich-russischen Post zugunsten
des vaterländischen Frauenvereins in Petersburg ausgegeben
sind. Die Zeichnungen dieser Marken sind von russischen