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Internationale Sammler - Zeitung 
Nr. 3 
gezeichneten Diana zu Pferde, welche aus Anlaß der 
Internationalen Jagdausstellung in Wien (im Jahre 
1910) an die ausländischen Aussteller der Kunstgruppe 
verliehen wurde. 
Die am Jubiläumstage der Kunstakademie, 26. Ok 
tober vorigen Jahres, an die Festteilnehmer ausge 
gebene MedaTle mißt 80 mm im Durchmesser. In der 
Komposition des Avers sehen wir Chiron, von Homer 
der gerechteste der Kentauren, genannt, den Erzieher 
vieler Herren, seinen berühmtesten Schüler, den jungen 
Achilles, im. Bogenschießen unterweisen, um. ihn dann 
auf seinem Rücken zur Jagd zu tragen. Auf der Revers 
seite pflügt ein Landmann in antikem Gewand die Erde, 
dosen innerste Urkraft ein schlummerndes junges Weib 
darstellt, und fruchtgesegnete Ähren entsprießen dem 
Boden. 
Die Beziehung dieser beiden Allegorien zum. Jubi 
läum unserer Kunsthochschule ist unschwer zu deuten: 
Wie Chiron den Arm des jungen Achilles lenkt und 
leitet, so unterweist die Akademie ihre Schüler in den 
bildenden Künsten, um aus ihnen selbstschaffende 
Meister zu machen. Auch die Kunst der Malerei und 
Plastik ist eine Urkraft, welche in der Menschheit 
schlummert. Sie wird durch unermüdliche und fleißige 
Arbeit, wie es jene des Pflügers ist, geweckt, um wert 
volle Früchte zu zeitigen. 
Chronik. 
Bibliophilie. 
(Versteigerungen bei Paul Graupe in Berlin.) 
Das Antiquariat von Paul Graupe in Berlin versteigert am 
25. Februar Bücher und Einbände aus dem Besitz eines be 
kannten Bibliophilen. Diese Bibliothek enthält eine Fülle von 
französischen und holländischen Büchern, darunter der 
Blaeusche Atlas in einem besonders schön kolorierten Exem 
plar, seltenen Kostümwerken, Büchern mit Illustrationen von 
Daumier und Gavarni, in prachtvollen Einbänden aus allen 
Zeiten. Dieser Versteigerung schließt sich eine Auktion mo 
derner Bücher und Luxusdrucke an, in der ganz besondere 
Seltenheiten zum Verkauf gelangen. Am 26. Februar wird 
bei P. Graupe die Bibliothek des verstorbenen Hamburger 
Buchbinders Jebsen versteigert. Diese Bibliothek ist besonders 
reich an deutscher und französischer Literatur und an biblio 
graphischen Werken. Alle Bücher sind überaus schön von 
Jebsen oder anderen Meistern der Buchbindekunst des ln- 
und Auslandes gebunden. 
Handschriften. 
(Ein Tieckfuiid in der Berliner Stadtbibliothek.) 
In der Berliner Stadtbibliothek hat Dr. H. Lüdeke eine un 
veröffentlichte Handschrift Tiecks von mehr als 300 Seiten 
Umfang aufgefunden'. Tn der Handschrift behandelt Tieck 
21. Dramen Shakespeares in Form von Änmerkiingen; es handelt 
sich hier möglicherweise um eine Vorarbeit zu dem zusammen 
hängenden Shakespeaie-Werke, das Tieck Zeit seines Lebens 
plante, aber nie ausführte. Nach Lüdekes Ansicht muß das 
Manuskript vor dem Jahre 1795 aufgesetzt «ein. 
Medaillen. 
(Neue Medaillen von Klinisch.) Tm Aufträge der 
Stadt Berlin bat Professor Fritz Klinisch eine Medaille ge 
schaffen, die die Stadt an verdienstvolle Männer für ihre 
Kriegsarbeit verleihen will. Die Vorderseite zeigt den schrei 
tenden Bär mit der Umschrift: „Ihrem Heimatheer Bürger 
dank und Ehr. Die Stadt Berlin.“ Die Rückseite zeigt den 
gewappneten deutschen Michel im Kampfe mit der vielköpfigen 
Hydra. — Zum 100jährigen Jubiläum der Senckenbergischen 
Gesellschaft hat Klinisch eine eiserne Medaille mit dem breit 
modellierten Bildniskopf des alten Naturforschers entworfen. 
Numismatik. 
(Hundert deutsche Reformations-Denkmünzen.) 
Der deutsche Bundesrat hat die Prägung von Denkmünzen aus 
Anlaß der Reformatiönsgedenkfeier im Jahre 1917 genehmigt. 
Den Antrag auf Prägung einer solchen Münze hat Sachsen 
gestellt, das nach etlichen Bemühungen damit durchgedrungen 
ist. Freilich wird das Bild Luthers den Reformationstaler 
nicht schmücken. Statt dessen wird er die Züge Friedrichs 
des Weisen, des Gründers der Wittenberger Hochschule und 
Beschützers Luthers, tragen. Als Umschrift werden die An 
fangsworte des Lutherliedes „Ein’ feste Burg ist unser Gott“ 
dienen. Mit Rücksicht auf den Mangel an Edelmetall werden 
vorläufig vom Reformationstaler nur hundert Stück her 
gestellt werden; die weitere Ausprägung wird auf die Zeit 
nach Friedensschluß verschoben. 
Philatelie. 
(Die Sammlung Ferary.) Aus Genf wird uns ge 
schrieben: Die Pariser Philatelisten sind wütend. Die herr 
liche Ferary-Sammlung, die in Paris mit Hilfe von fran 
zösischen Sachverständigen zusammengebracht war, und von 
der man zuversichtlich erwartet hatte, daß sie der franzö 
sischen Hauptstadt erhalten bliebe, ist dem Reichspost 
museum in Berlin vermacht worden. Der Erblasser, Philipp 
la Renetidre von Ferary, wird denn auch in.allen Tonarten 
in der Pariser Presse verunglimpft. Es wird ihm vorgeworfen, 
daß er ein niedriger Heuchler gewesen sei, denn er habe fast 
sein ganzes Leben in Paris zugebracht und sich stets für einen 
begeisterten Franzosen- und Engländerfreund ausgegeben. 
Ferary ist im vorigen Jahr in Lugano gestorben. Er hat fast 
das ganze Vermögen, das er von seiner Mutter, der Herzogin 
von Galliera, geerbt hatte, auf seine Sammlung verwandt. 
Mehrere der berühmtesten Sammlungen sind im Laufe der 
fünf Jahrzehnte, da er der Liebhaberei oblag, in seinen Besitz 
übergegangen, so die berühmte Kollektion von Sir Samuel 
Coöper, dem ersten Präsidenten der Londoner philateli- 
stischen Gesellschaft, und die fast ebenso bekannte des Richters 
Phjlbrick. Die Ferary-Sammlung enthält mehrere Unica, 
so das einzig bekannte Exemplar der Ein-Cent-Marke von 
Britisch-Guiana aus dem Jahre 1856, die wohl die wertvollste 
Marke der Welt darstellt. Sie wird augenblicklich auf etwa 
K 150.000 geschätzt. Außerdem besaß Ferary fünf runde 
Zwei-Cent-Guiana-Marken aus dem Jahre 1850, die auf Ver 
steigerungen schon K 40.000 das Stück gebracht haben, 
ferner nicht weniger als fünf der berühmten Mauritius-Marken 
von 1847, von denen zwei auf einem Briefe einmal zu K 98.000 
versteigert wurden. Die ganze unschätzbare Sammlung, die
	        
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