Sachkenntniss eines Untergymnasiasten sind Behauptungen aufgestellt, wie folgende:
aßtbl der späteren Antike wurden bisweilen als Säulen oder Pfeiler die sogenannten Ka-
ryatiden eingeführt. Es sind dies langbekleidete Frauen- und Mldchengestalten. welchen
eine ruhige Stellung gegeben wurde. Zu gleichem Zwecke wurden auch nackte Männer-
gestalten. die aAtlantenl verwendet. Hiebei haben die Griechen wieder die Aegypter
nachgeahmt, wenn auch in keiner lobenswerthen Weise. Die Aegypter benutzten die
menschliche Figur, um sie den Säulen und Pylonen gleichsam als Wächter vorzusetzen.
während die Griechen selbst zarten Frauengestalten drückende Lasten auf's Haupt hur-
dctenu - Bekommen die Griechen hier vom Herrn Zeichenlehrer Hltiselmann in Biel
eine schlechte Note in Architektur. so kommen bei anderer Gelegenheit die Römer nicht
viel besser weg. bei diesen nward die Kunst zur Magd der Selbstverherrlichungerniedrigt.
Den römischen Tempeln fehlte Würde und Kunstverehrung. wahrscheinlich weil man der
ebenfalls von den Griechen entlehnten Religion wenig Glauben schenken IIIOChKGJ -
Der Verfasser hat wohl kaum eine Ahnung. wie viel Unsinn er in so wenig Worten
schlicht zusammenzufassen verstand! Wir geriethen nur durch Zufall beim Durchblättern
des Buches auf diese zwei Stellen, es mögen wohl noch charakteristischen darin ent-
halten sein, ist es ja für einen gewöhnlichen Sterblichen ganz unberechenbar, wie sich
die Cultur vergangener Jahrtausende vom Standpunkte eines Zeichenlehrers in Biel aus
prasentirt! Auf gleichem Niveau mit dem Texte stehen die Abbildungen; sie sind zum
gro ten Theil einem Kataloge von Gypsabgüssen, welchen die Gebrüder Hofelich in
Stuttgart an ihre Kunden versenden, entnommen, und hier hat Herr Hauselmann eine
seltene Unkenntniss der Formen an den Tag gelegt. So werden uns z. B. im Capitel
nDer römische Stylr niederländische Holzschnitzereien des 16. Jahrhunderts als vkomische
Füllungsornamentet vorgeführt. J. F-s.
a
Die Schmiedekunst nach Originalen des XV. bis XVHI. Jahrhunderts.
Berlin, E. Wasmutb, 1884.. Fol.
Wir haben das erste Heft dieses Lieferungswerkes vor uns. welches auf acht
Hefte zu je zehn Blattern berechnet ist. und sowohl Kunstschlosserit als Schmieden
höchst willkommen sein dürfte. Die Zeichnungen von O. Zimmermann sind mit Liebe
und Genauigkeit nach durchwegs guten Originalen ausgeführt. Wir finden ferner bei
jedem Objecte die Angabe der Zeit, welcher dasselbe angehbrt, des Ortes, an welchem
es sich befindet, des Maßstabes und des gegenwärtigen Besitzers. Ebenso ist etwaige
Bemalung, Vergoldung etc. kurz notirt.
I
- Kunstschmiede-Arbeiten aus dem XIV. bis XVllI. Jahrhundert.
Herausgegeben von F. Ehemann. Berlin, P. Bette, 1884. Fol. Diese Publication ver-
folgt dieselben Zwecke wie die vorher genannte. Die Tafeln sind in Lichtdruck hergestellt
und behandeln die bisher erschienenen Hefte ä m Tafeln vorzugsweise die Barockkunst.
l
- Studie über die Organisierung des Bauwesens in Oesterreich von
Frz. v. Neumann. Baurath. Diese im Selbstverlage des Verfassers soeben erschienene
Studie steht im engsten Zusnmmenhange mit den Bemühungen der österreichischen
Architekten. die sociale Stellung der Architekten zu sichern. Die Studie ist an Hofrath
v. Eitelberger gerichtet, behandelt die Frage der Organisation einer Architekten-
kammer für Oesterreich und gibt Fingerzeig: über den Unterricht für Architektur. Wir
kommen auf den lnhalt dieser Studie ausführlich zuruck. Am Schlusse bringt N eumann
einen Entwurf einer Architektenkammer.
i
- Ca rel van Mander's nLebensbeschrcibungen der flämischen,
holländischen und deutschen Malern vom Jahre t6o4, ein Werk, das längst ver-
dient hatte in deutscher Sprache veröffentlicht zu werden. wurde jetzt in Paris in der
Bibliothäque internationale de l'Art vnn Heinrich Hyman s publicirt. Niemand ist zu einer
solchen Arbeit mehr berufen als der genannte gelehrte Bibliothekar und Professor an der
Akademie in Antwerpen. Das Werk erscheint in zwei Quartbanden, von dem der erste
nebst einer Einleitung eine Biographie van Mander's enthält, und ist mit tretflichen Ree
productionen der Künstlerportraits geziert.
l-
Fortselpmg auf der Beilage.