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Volltext: Monatszeitschrift I (1898 / Heft 1)

DER WEIZERSAAL 1 
GRAZ iß VON K. LACH 
 
 
 
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ZU 
NTER der stattlichen Reihe altsteirischer 
Original - Wohnräume unseres neuen 
steierrnärkischen culturhistorischen und 
Kunstgewerbe-Museums kann der aus 
dem Schlosse Radmannsdorf in Weiz 
stammende Prunksaal als das bedeutend- 
ste Werk bezeichnet werden. 
Der Saal gelangte im Erdgeschosse 
des Museums unverändert zur Aufstellung 
und bildet nun daselbst den Kernpunkt 
jener zahlreichen Sammlungen, welche den vornehmsten historischen 
Besitz des Landes Steiermark zur Darstellung bringen. Aber auch 
im Vergleiche mit den im Lande noch vorhandenen Resten einstigen 
Kunstschaffens kann der Weizer Saal als ein würdiger und charakte- 
ristischer Repräsentant jener Prunkgemächer angesehen werden, wie 
solche die Frührenaissance in grösserer Anzahl in den Schlössern der 
Steiermark erstehen liess, der allen anderen gegenüber noch den 
grossen Vorzug seiner nahezu vollständigen Erhaltung aufweist. 
Das Schloss Radmannsdorf dürfte schon um 1550 wahrscheinlich 
durch den Schöpfer des Grazer Landhauses Domenico de Lalio unter 
Otto von Radmannsdorf erbaut worden sein, während die Ausstattung 
unseres Prunkgemaches erst vierzehn Jahre später und, wie wir 
noch sehen werden, von deutschen Meistern erfolgte. Das Schloss 
wechselte des öfteren seinen Besitzer, gelangte im XVII. Jahrhundert 
an das Jesuiten-Collegium und verblieb ihm, bis der Orden im 
Jahre 1773 aufgehoben wurde, worauf es unter die Herrschaft der 
Staatsgüter-Administration kam. 
Als ich im Jahre 1875 diesen gänzlich unbeachteten Schatz des 
im übrigen vollständig für Kanzleizwecke der k. k. Bezirkshauptmann- 
Schaft umgestalteten Schlosses auffand, diente der Saal als Rumpel- 
kammer und enthielt das alte Actenmaterial des genannten Amtes und 
in einer Ecke aufgeschlichtet die Reste des Archivs der Marktgemeinde 
Weiz. Der vornehmste Schmuck des Saales, seine Holzdecoration 
war noch nahezu vollständig erhalten. Alle Holztheile waren grau, die 
Thüren überstrichen und von den schönen Intarsien war für das unge- 
übte Auge nichts zu sehen. Nur eine Säule und ein Theil der umlau- 
fenden Bank fehlten - erstere war einige Tage vor meiner Ankunft 

	        
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